Montag, 20. Dezember 2010

Mit Hipstern über Hitler lachen

Vor ein paar Tagen las ich etwas über "Hipster". Den Begriff hatte ich zwar schon gelesen, aber mir noch keine große Gedanken darüber gemacht, bis im Perlentaucher auf ein Interview dazu verlinkt wurde. Und dann verlinkte der Perlentaucher auf einen Artikel in der WELT, die über eine Webseite berichtete, in der Hitler als Hipster verulkt wird.

Man schaue sich diese Seite an. Wer Obersalzberg mag, wird auch dies mögen. Es hilft allerdings zu wissen, was "Hipster" sind. Wenn nicht entgeht einem das meiste.

Ich hätte gerne alle Teeshirts von der Seite. Aber ich wüßte nicht, wann oder wo ich sie tragen könnte.

Trackback:
http://fabian-soethof.de/2010/11/24/ein-washechter-berliner/
http://www.welt.de/kultur/article11739805/Hipster-Hitler-treibt-Nazi-Groessen-in-den-Wahnsinn.html
http://www.perlentaucher.de/feuilletons/2010-12-20.html

Leider kann ich die Bilderstrecke, die ich zu Hipstern gefunden hatte, nicht mehr auftreiben. Die erklärte vieles.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Singen ist Kraftfutter für Kinderhirne""

Hier eine Meldung speziell für zwei Chorschwestern, aber auch für andere Eltern, die sich mit dem Thema Frühförderung auseinandersetzen.

Singen ist Kraftfutter für Kinderhirne

Empirische Befunde für eine lange gehegte Vermutung

Gerade in den ersten Lebensjahren müssen Kinder wieder viel mehr Gelegenheit zum spielerischen Singen haben, als dies heute der Fall ist. Dies ist das zentrale Ergebnis einer umfangreichen Studie mit 500 Kindergartenkindern, die von Dr. Thomas Blank (Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld) und Dr. Karl Adamek (Universität Münster) gemeinsam mit dem Gesundheitsamt der Stadt Münster durchgeführt wurde. Danach wurden viel singende Kinder nach ärztlichen Befunden zu 88 Prozent, wenig singende Kinder hingegen nur zu 44 Prozent als regelschulfähig beurteilt. ...

(http://idw-online.de/pages/de/news401720)

Ich habe den Eindruck, daß diese Meldung demnächst in vielen Zeitungen erscheinen wird. Frühförderung, dazu durch so etwas Traditionelles wie Singen, da kann man wieder die klassische Familie feiern.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Mezut Özils Sinn für Schuhe

Ich mag ja bodenständige Leute, und jemand der in einer Sache gut ist, muß nicht in jeder anderen Sache gut sein. Also wer z.B. Fußballprofi ist, der muß nicht gleichermaßen Stilikone sein oder direkt nach einem anstrengenden, verlorenen Stil direkt druckreife Analysen von sich geben. Aber es gibt doch Berater...

Vielleicht habe ich es überlesen, aber es wundert mich doch, daß nicht in den Klatschgazetten (GMX und Freemail versorgen einen da schon mit mehr, als man wissen will) über Mezut Özils Schuhwahl bei der Bambi-Verleihung gelästert wurde:


Nochmal im Detail:

Daneben zur Veranschaulichung die Schuhe von Torwarttrainer Andy Köpke. Im direkten Vergleich ist das ja schon fast geckenhaft. Aber vielleicht hatte Mesut Özil ja auch gerade einen eingewachsenen Zehennagel oder so etwas, weswegen er bequeme Schuhe tragen mußte. Hihi.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Timothy Snyder: Bloodlands - und vielleicht ein neuer Historikerstreit

Mitte Oktober las ich die ersten englischsprachigen Rezensionen des Buches "Bloodlands" von Timothy Snyder. Das Buch betrachtet die Massenmorde der beiden totalitären Regime unter Hitler und Stalin nicht für sich getrennt, sondern in einem Zusammenhang, und das vor allem in geografischer Hinsicht. In einem Gebiet, das etwa Polen, Weißrußland, die Ukraine und daran angrenzende Gebiete umfaßt, sind von 1933 bis 1945 etwa 14 Millionen Menschen umgebracht worden, die direkten Kriegstoten nicht mitgerechnet. Snyder nennt dieses Gebiet "Bloodlands".


Ich wunderte mich, daß ich per Google-News nicht schon bald deutschsprachige Erwähnungen des Buches fand, und eigentlich hatte ich vor, einen ersten Kommentar zu diesem Buch zu schreiben. Ich weiß zwar nicht, ob ich von Google gefunden wäre, aber für den persönlichen Ehrgeiz wäre das ein Ziel gewesen. Das habe ich nun leider knapp verpaßt, am 29. November war die erste Erwähnung des Buches zu finden, und am 6.Dezember gab es im Wiener Standard ein Interview mit dem Autor. Beides sind aber österreichische Seiten, bundesdeutsch kann ich es noch schaffen (wenn ich eine .de-Domain hätte, könnte man sich noch ein bißchen mehr dran hochziehen).


Nach ein paar Rezensionen des Buches hatte ich sehr den Eindruck, daß es in den nächsten Wochen, oder zumindest nach dem Erscheinen auf Deutsch, auf große Resonanz stoßen würde. Denn durch mehrere Sichtweisen des Buches  wurde ich an den Historikerstreit erinnert, der 1986 heftige Wellen schlug. Kurz gesagt ging es in diesem Streit darum, ob der Holocaust einmalig ist oder nicht, und ob er möglicherweise eine Reaktion auf eine "asiatische Tat" war (Ernst Nolte, die genaue Fundstelle werde ich noch nachreichen, ich habe gerade den Sammelband "Historikerstreit" im Regal oder an den verschiedenen Leseplätzen der Wohnung verschusselt. War aber ein tolles Gefühl, da mal wieder gezielt reinzuschauen und etwas Verwendbares zu finden). Allein schon der Vergleich des Holocaust mit den "Säuberungen" Stalins, mit dem Gulagsystems oder der Hungerkatastrophe der Ukraine war damals für viele ein Akt des Revanchismus. Und auch die Verwendung des Begriffs Totalitarismus erschien vielen (ja wem denn genau, vielleicht den Linken und eher linken Feuilletonisten) als Gleichsetzung zweier ganz unterschiedlicher Systeme, mit dem Ziel, das linke System, das die Welt verbessern wollte, zu diskreditieren. Snyder benutzt nun den Begriff Totalitarismus ziemlich häufig. Und dieser Begriff kam mir bei der Perlentaucherlektüre auch wieder unter: Alan Posener schrieb in der Welt einen Artikel, daß das Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung am besten geschlossen werden sollte, weil es eine dicke Stasi-Affäre zu bewältigen hat, aber vor allem an einem verlogenen Konzept leide. Das Institut sei "mit dem Ziel gegründet, den ohnehin fragwürdigen Begriff des Totalitarismus auf die "zweite deutsche Diktatur" auszudehnen." Ein paar Tage später antwortete ihm der Chefredakteur der Welt-Gruppe, Thomas Schmidt, daß Totalitarismus nicht nur ein Wort sei, sondern immer noch ein sinnvoller Begriff mit ehrenwertem Anspruch. Vielleicht führen anderen diesen kleinen Streit um den Totalitarismus-Begriff noch weiter.


Timothy Snyder rüttelt nun keineswegs an der Einmaligkeit des Holocaust, das erwähnt er ausdrücklich. Aber Snyder will daraufhin weisen, daß Auschwitz nicht der ganze Holocaust gewesen ist. Die Hälfte der Juden Osteuropas wurde durch Erschießungen umgebracht. Und Auschwitz erhält seine Bedeutung dadurch, daß es Überlebende gegeben hat. In Treblinka wurden mindestens 700.000 Menschen umgebracht, und es gab so gut wie keine Überlebenden, die von ihrem Leid erzählen konnten, ähnlich war es bei den Lagern Sobibor und Belzec.  Von diesen Lagern ist so gut wie nichts übrig geblieben, es gibt keine Baracken, keinen Zaun oder ein Eingangstor.


Die Juden waren außerdem nicht die einzige verfolgte Gruppe. Snyder weist auf 3 Millionen Sowjetsoldaten hin, die in deutschen Lagern erschossen wurden oder dem Hungertod starben. Der Hungertod bedrohte auch die Bevölkerung der Ukraine und Weißrußlands, weil vor allem die Ukraine als Kornkammer für das Deutsche Reich dienen sollte und das leere Land später von deutschen Siedlern bewirtschaftet werden sollte. Wenn es unter diesen Gruppen Überlebende gegeben hat, dann verblieben sie nach 1945 in der Sowjetunion. Für Stalin galten alle Völker, die in Kontakt mit dem Feind gestanden hatten, als verdächtig und wurden teilweise deportiert, und außerdem war niemand an ihrem Schicksal interessiert. Sie konnten keine Bücher veröffentlichen oder ihr Schicksal in anderer Form bekannt machen. Snyder weist in seinem Buch darauf hin, daß die ethnischen Russen nicht so heftig unter dem Krieg gelitten haben. Dies waren innerhalb der Sowjetunion vor allem die Ukrainer und die Weißrussen, auch die baltischen Staaten. Die Hälfte der Bevölkerung Weißrußlands wurde in dieser Zeit gewaltsam ums Leben gebracht. Und was für den Holocaust Auschwitz ist, nämlich ein sichtbares Symbol, bei dem die (wenn auch geringe) Chance bestand, es zu überleben, war auf sowjetischer Seite der Gulag, der unter anderem von Solschenizyn beschrieben wurde. Der Holomodor hingegen, der Genozid in der Ukraine, ist viel weniger dokumentiert und bekannt geworden.


In einer Rezension (ich habe das Buch ja noch gar nicht lesen können) wurde auf die Einsatzgruppen hingewiesen, die bis Ende 1941 eine Million sowjetische Juden erschossen hatten. Bei längerem Nachdenken fiel mir dazu eine Veranstaltung während meiner Schulzeit ein, deren Anlaß oder Thema ich gar nicht mehr erinnere. Aber in einem kurzen Gespräch nach dem Vortrag sagte ein älterer Herr, der zu der Veranstaltung gehörte, sinngemäß: "Ob sie erschossen oder vergast werden, das ist auch egal." Er meinte damit wahrscheinlich eher die stalinistischen Opfer der Säuberungen, die überwiegend erschossen wurden, im Gegensatz zu den Juden, die vergast wurden. Seine Absicht war, die Besonderheit  der maschinellen Vernichtung, und damit die Einmaligkeit des Verbrechens, die er nicht anerkennen wollte, zu relativieren. In meiner Schulzeit war ich noch nicht in der Lage darüber nachzudenken, das kam erst im Studium, aber ein Satz von Ernst Nolte, den ich früher nicht akzeptabel fand, erscheint mir jetzt nicht mehr so abwegig. Nolte schrieb nämlich während des Historikerstreits, daß die maschinelle Vernichtung eher ein Detail sei und nicht das Wesentliche. Mir scheint nun auch eher der ungebremste und überschäumende Vernichtungswille der Nazis das Allerwesentlichste zu sein, und nicht die Technik des Tötens. Was aber nichts daran ändert, daß diese Abscheulichkeit von den Deutschen eingesetzt wurde.


Auch die kumulative Radikalisierung, die Hans Mommsen vertritt, erscheint mir nicht mehr als die beste Erklärung für die Geschehnisse, als die sie mir bisher erschien. Wenn in so kurzer Zeit so viele Menschen ermordet werden, dann muß eine Bereitschaft bestehen, so zu handeln, wie gehandelt wurde. Ich muß aber zugeben, daß ich noch keinen Aufsatz vom ihn dazu gelesen habe und nicht weiß, welche Zeiträume Mommsen für diese Radikalisierung ansetzt.


Snyder geht in einem Artikel, den ich von ihm gelesen habe, auf die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten ein und stellt die Zahlen vor, die er für richtig hält. Die Zahlen finde ich gerade nicht, aber nach der Lektüre der Rezensionen und anderer Artikel von Snyder hatte ich das dringende Bedürfnis, von der deutschen Vertreterin der Vertrieben, Erika Steinbach, nur ganz leise und wohlgesetzt Töne zum Thema Vertreibung zu hören, und keine Entschädigungsforderungen, so symbolisch sie auch sein mögen. Ich will das Leid der Vertriebenen nicht kleinreden, aber es gibt eine Vorgeschichte dazu. Und von der handelt "Bloodlands".


Ich weiß nicht, ob ich mit diesem Posting irgendeinen hilfreichen Gedanken jenseits der bloßen Erwähnung des Buches geleistet habe. Es gibt aber so viele Anknüpfungspunkte, daß ich eigentlich mehr Zeit zum Ausformulieren und zum Belege angeben aufwenden müßte. Die Zeit will ich aber nicht aufbringen, weil ich weiß, daß ich nur eine begrenzte Leserschaft habe, die auch möglicherweise an diesem Thema nicht so brennend interessiert ist.


Ich werde mir das Buch zu Weihnachten wünschen, aber ich weiß noch nicht, ob ich es ganz lesen werde. Ich habe hier absichtlich keine erschütternden Passagen, die in den Rezensionen erwähnt wurden, wiedergegeben. Ich glaube nicht, daß ich dafür die richtigen Worte gefunden hätte, und ein Fehlgriff wäre mir zu schrecklich vorgekommen.


Es ist schön, so viele Anknüpfungspunkte an Seminare aus dem Studium, an Bücher, die ich gerade gelesen habe (Michael Klonowsky, Land der Wunder) und an komplizierte Theorien zu finden. Und in der Hauptsache geht es darum, eine Vorhersage zu machen, die nachher auch überprüft werden kann (daß dieses Buch eine große Resonanz finden wird, und man auch Bezüge zum Historikerstreit aufstellen wird).  Aber eigentlich fällt das auch in die Kategorie überflüssiges Wissen. Vielleicht werde ich noch nachlesen, wie ich mein Blog in den Rankings nach vorne bringen kann, aber vielleicht komme ich nicht dazu, und vielleicht ist mir das auch eine Nummer zu groß.


Falls jemand sich einlesen will:

(Ein deutschsprachiger Artikel von Timothy Snyder: Sehr lesenswert.)

Montag, 6. Dezember 2010

Der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag und die Blogger

Was das Bloggen auch so kompliziert macht, ist wenn Dinge kompliziert sind. Ich versuche, mich gerade zum Jugendmedienschutz-Staatsvertrag und was das für Blogger bedeutet schlau zu machen. Ohne juristische Ahnung halte ich mich da lieber bedeckt. Wer sich informieren will, findet bei den großen Online-Medien bestimmt etwas oder auch bei Udo Vetter (und dem Nachtrag) etwas dazu. Aber mir sind zwei Kommentare von Juristen aufgefallen, die ganz deutlich und harsch erklären, daß die Macher dieser Gesetze juristische Stümper sind. RA Dr. Bahr aus Hamburg sagt in einem Interview: Die gesetzlichen Neuerungen sind - um es mit klaren und deutlichen Worten zu sagen - nicht nur inhaltlich, sondern auch juristisch dilletantisch. Eine absolute Grausamkeit und Unverschämtheit von Seiten des Gesetzgebers. Der Jura-Professor Thomas Hoeren schreibt in seinem Blog: "Was man in letzter Zeit als Gesetzgebungsentwürfe liest, schlägt einem auf den Magen. Sei es die Reform des Arbeitnehmerdatenschutzes oder das Buttongesetz gegen Internetabzocke - man wird den Verdacht nicht los, daß hier "Legastheniker" am Werke waren, die erst nach mehrfachen Anläufen ihr Jurastudium an irgendeiner C-Universität zu Ende gebracht haben.
Doch alles bisherige wird überboten durch den Jugendmedienstaatsvertrag, der Anfang 2011 in Kraft treten soll." (Nachtrag: Auch Udo Vetter äußert sich im Interview ganz deutlich:

"Frage: Was halten Sie persönlich, als Jurist und Blogger, von dem Gesetz?
Vetter: Dieses Gesetz ist Schrott, dieses Gesetz wirft uns in die Adenauer-Zeit zurück, es wird damit Stress und Ärger geben, es ist von vorne bis hinten sinnlos, weil die ganze andere Welt sich einen Dreck darum schert. Aber man darf jetzt nicht in Panik verfallen und sagen, das Internet in Deutschland geht kaputt. Es war auch für mich als Anwalt extrem quälend, mich in diese Materie einzuarbeiten, weil der Gesetzestext so eine Katastrophe ist. Mein Kollege Thomas Hoeren hat dazu sinngemäß geschrieben, da können nur ‹C-Juristen› oder eine Ansammlung von ‹Legasthenikern› am Werk gewesen sein. Dass das wirklich inkompetente Leute sind, die gar nicht wissen wie man Gesetzestexte schreibt, wird ja offensichtlich. Und daraus entsteht erst dieses Chaos.")

Puuh, bisher wurde so etwas noch mit "handwerklichen Fehlern" bei neuen Gesetzen beschrieben. Daß jemand das jetzt mal so deutlich sagt sollte doch mal zu denken geben (klar, und der Weihnachtsmann kommt ja auch bald).

Der Eindruck, der bei mir von diesem Gesetz hängen bleibt ist der, daß dort ein wachsweiches Gesetz geschaffen wird, daß einem so peinlich ist, daß man es erst einmal nicht anwenden wird, genauso wie das Gesetz zu den Netzsperren, die gegen Kinderpornografie helfen sollen, dies aber technisch nicht tun und den Weg ermöglichen zu einem Internet á la China oder Iran. Beide Gesetze stehen dann aber bereit, wenn man sie braucht. Und wenn demnächst dann mal ein Verbrechen geschieht, bei dem es einen Zusammenhang zwischen einer Webseite und einer Tat gibt, dann möchte ich nicht darüber nachdenken, was passiert, wenn zeitgleich gerade eine Wahl bevorsteht oder ein Amt neu zu vergeben ist, bei dem sich die Bewerber noch profilieren müssen.

Ein weiterer Eindruck ist einer, den ich bei ganz vielen neuen Regeln habe, auch wenn sie so unterschiedliche Bereiche wie Schule und Bildung, Umweltschutz oder die Verkehrssicherheit betreffen: Man trifft mit den neuen Gesetzen immer nur die braven Leute, die sich an Gesetze halten wollen und macht ihnen das Leben schwer. Lehrer und Erzieher müssen alles dokumentieren, was sie tun, weil man sonst nicht in der Lage ist zu beurteilen, ob sie ihre Sache gut machen, und man sich nicht traut, ihnen bei der Arbeit zu zu gucken. Menschen, die ihre alten Farbtöpfe nicht einfach in die Mülltonne werfen wollen, müssen immer mehr Aufwand betreiben, weil Sammelstellen geschlossen werden, Abholtermine seltener werden und immer mehr Gegenstände als Sondermüll deklariert werden. Ich suche hier noch nach besseren Beispielen, aber den Eindruck habe ich.

und als letztes muß ich an einen Text von Lawrence Lessig denken, in dem er den Film über den Facebook-Gründer Marc Zuckerberg besprach. Lawrence Lessig ist Jura-Professor in Harvard und macht sich u.a. Gedanken darüber, wie ein Copyright gestaltet sein muß, damit es in eine Welt paßt, in der es digitale Medien und das Internet gibt, und der dabei nicht nur an die Rechteinhaber denkt, sondern daran, daß Gesetze nicht zum Schutz von Einzelinteressen da sein sollen. Jedenfalls schreibt er in seiner Rezension, daß in dem Film eine, für ihn ganz faszinierende, Sache gar nicht zur Sprache kommt. Zuckerberg mußte niemanden um Erlaubnis fragen, um seine Idee (von wem sie auch ursprünglich gewesen sein mag) umzusetzen. Und niemand hätte es ihm verbieten können. Der Perlentaucher faßt zusammen: "Drehbuchautor Aaron Sorkin - der sich in Interviews damit brüstet, keine Ahnung vom Internet zu haben - hat einfach nicht verstanden, was das besondere an der Facebookstory ist. [Es ist] die Tatsache, dass Zuckerberg seine Idee mit weniger als 1000 Dollar ins Internet bringen konnte und niemanden um Erlaubnis fragen musste: keinen Provider, keine Universität, Institution oder Firma - weil das Internet frei und offen ist." Die Offenheit ist in Gefahr. An anderen Stellen will man ja auch keine Offenheit, die deutschen Handwerker schotten sich ja auch durch allerlei Regeln ab. Aber dabei entsteht keine Sicherheit mehr, weil z.B. das geschlossene System der Handwerker durch EU-Handwerker ausgehebelt wird. Und so wird es auch mit dem Internet sein. Deutsche Blogger werden aus Unsicherheit teilweise ihre Seiten schließen (einige haben das schon getan) oder wollen in Zukunft anonym und aus dem Ausland bloggen. Wenn man dann dagegen etwas von staatlicher Seite tun will, dann geht man tatsächlich bald in Richtung China.

Es gibt natürlich noch offene Fragen, wie Dinge im Internet geregelt sein sollen. Google Street View ist eine tolle Sache, und als meine Frau virtuell durch eine Straße mit mehrgeschossigen Mietshäusern ging und dort einzelne Häuser verpixelt waren, kam mir das seltsam und sogar albern vor, weil es ja ein eigentlich öffentlicher Anblick war. Wenn ich mir das ganze aber in einer Gegend nur mit Einfamielhäusern und offenen Gärten vorstelle, kommt mir dies weniger seltsam vor. Und wenn dann noch Dienste wie Panoramio Bilder anbieten, die kaum einer Regelung unterworfen sind, dann muß ich auch nochmal über das, was wünschenswert ist nachdenken.

Aber mit diesem neuen Gesetz fühle ich mich unwohl. Es wird ein Gesetz auf Vorrat gelegt, das man dann bei Bedarf einsetzen kann. Ähnliches ist ja auch bei den Mautdaten passiert, die kurz nachdem alles lief, auch zur Fahndung und Überwachung eingesetzt werden sollten. Und damit bin ich noch nicht mal beim Thema Abmahnungsmöglichkeiten angelangt. Die sollen zwar laut Udo Vetter gering sein, aber für genauere Auskünfte braucht man dann vielleicht doch einen Anwalt. Und wenn man keine Lust auf Streit hat, dann läßt man das Bloggen halt sein oder beschränkt sich auf Themen, die absolut harmlos sind. Aber was macht man, wenn man denkt, es war harmlos?

Sonntag, 5. Dezember 2010

Warum hier so selten was Neues steht

Eigentlich würde ich ja gerne viel mehr in diesem Blog schreiben. Aber ich komme nicht dazu. Der eine Grund sind zwei nette Kinder, von denen der eine immer um mich herum ist, das andere ein Haushalt, der versorgt werden will (keine Fotos, sonst kommt heraus daß das der eher kleinere Grund ist), aber der Hauptgrund ist das Überangebot an interessanten Artikeln, die mir unterkommen und die gelesen werden wollen. Und da meine Interessengebiete weit gestreut sind, wird einfach alles gelesen, was der Perlentaucher oder (seltener, aber dann noch viel schlimmer) Aldaily so an Interessantem und Ungewöhnlichem bieten. Das können dann schon mal Artikel über einen jungen Mann sein, der mit 24 Jahren einen Job von Condoleeza Rice angeboten bekommt, weil er sich so gut mit Social Media auskennt (das war nicht das Alleinstellungsmerkmal, er hat sich auch noch auf eine Reise in den Libanon, den Iran und Syrien begeben), die neue Reportage von Gabriele Goettle in der taz, die einer eng bedruckten Zeitungsseite entspricht oder ein Artikel über Amerikas Wissendefizit, der nicht nur allein von Unbildung handelt, sondern auch davon, was Wissen, Wahrheit und Fakten sind und wie sich alles verändert, wenn einem die Unterschiede dazwischen egal sind.

Das hört sich jetzt vielleicht angeberisch abgehoben an, aber zum einen interessieren mich nun mal diese Sachen, so wie sich andere Leute fürs Kochen oder für Briefmarken interessieren, und zum anderen, wenn ich damit angeben wollte, dann würde ich mich ja auch auf dünnem Eis befinden, weil ich andererseits am fachgerechten Zubereiten von Tiefkühlfisch und anderen Banalitäten, na, nicht scheitere, aber manchmal mit ihnen zu kämpfen habe (Nudeln klappen aber zuverlässig).

Naja, und neben diesen großen Artikeln gibt es dann noch andere Blogs, bei denen man was schreiben will, weil einen die Themen und die Kommentare dort so aufregen, wie z.B. bei Frau Freitag und Fräulein Krise mit ihren Schülern. Aber was man dann beiträgt, soll ja schon mindestens etwas anders sein, als das, was andere schon geschrieben haben, und dann fehlt einem die prägnante Kürze oder man findet den tollen Zeitungsartikel nicht mehr, der so gut passen würde.

Wenn ich dann was schreiben will, dann ist es auch schon wieder viel zu spät, um noch erholt aufzuwachen, und man verschiebt die Pointe auf den nächsten Tag. Ob das als Cliffhanger reicht?

In den nächsten Beiträgen werde ich aber defintiv auf die Vermeidung von einerseits, andererseits achten. Ich zähl das jetzt nicht.

Montag, 29. November 2010

Kathrin Passig zum Thema Leseverhalten und Zukunft des Buches

Kathrin Passig ist mir schon mehrfach als interessante Denkerin aufgefallen. Und ihr neuer Artikel aus dem Merkur zum Thema "Zukunft des Buches" ist auch wieder höchst lesenswert: http://www.online-merkur.de/seiten/lp201012bde.htm

Ich werde das "Lexikon des Unwissens" auf meinem Amazon-Wunschzettel mal weiter nach oben schieben.

Nachtrag am 2.12.: Die Redlichkeit erfordert es, auf einen Artikel hinzuweisen, der schon im Februar 2009 mit dem Titel erschien: "Papier ist Vinyl". Der Artikel von Kathrin Passig reicht zwar weit darüber hinaus und bringt viele neue Beobachtungen, aber der FAZ-Artikel ist deutlich älter. Und so rasant, wie hier die Entwicklung ist, finde ich das schon erwähnenswert.

Montag, 22. November 2010

Der unheilige Campino?

Gerade läuft auf WDR2 das Lied "Geboren, um zu leben". Am Anfang habe ich nicht gewußt, von wem das Lied ist und dachte immer so was wie "Hey, machen die Toten Hosen mal was ohne E-Gitarren?" oder "Hat Campino den Xavier Naidoo in sich entdeckt?" Ich finde, daß die Stimmen sich sehr ähnlich anhören und in letzter Zeit ist Campino ja auch nachdenklich geworden (Papa geworden, Trennung, im Kloster gewesen und Einkehr gehalten). Da hätte so ein Lied schon gut gepaßt. Aber hab ich falsch gedacht.

Sonntag, 21. November 2010

Ein Interview mit Ilja Trojanow

Ich komme zu nichts, weil die kleinen Dinge des Alltags geregelt sein wollen, und weil Spiegel Online, der Perlentaucher, heise.de und ebay jeden Tag so viele Artikel in den Rechner spülen, daß ich gar nicht zum Selberschreiben komme. Deswegen nur eine kurze Erwähnung einer Interviewperle, die ich hochininteressant fand und in der so viele anregende  und persönliche Gedanken vorkommen, daß ich sie als ein Beispiel dafür, womit ich meine Zeit im Internet gerne verbringe, gerne hervorheben will. Ein Interview eines türkischstämmigen Politikwissenschaftlers (der in die Türkei gegangen ist, weil er dort eine bessere Zukunft für seine Familie und sich sieht) mit Ilja Trojanowerenguevercin.wordpress.com/ilija-trojanow/

Kurzer Hinweis: Der in dem Interview erwähnte Richard Burton ist nicht der englische Schauspieler (man doch nie, für was die sich alles interessieren), sondern ein anderer.

Über das Blog grenzgängerbeatz, in dem das Interview stattfindet (kann man das so sagen?), bin ich jetzt schon mehrfach gestolpert, und es waren mehrere gute Dinge dabei. Deswegen werde ich das in meine Blogroll aufnehmen.

Und um wieder zum großen Sowohl-als-auch zurückzukommen (ich denke noch darüber nach, dieses Blog umzubenennen in "Zwischen allen Stühlen"): In dem Interview kommen viele interessante Gedanken zum Islam vor, die mich auch selbst überraschen. Aber wenn ich mir sowas durchlese (ich gebe zu, das paßt nicht direkt zu einander), dann spüre ich den Thilo mit dem Flammenschwert in mir aufwachen und man sucht den festen Punkt, an dem man die Welt aus den Angeln haben kann.

Dienstag, 16. November 2010

Neuer Perso doch zu etwas nütze

Der neue elektronisch Personalausweis kann mehr, als ich bisher wußte. Mit seiner Hilfe kann man sich auch prima mit Pseudonym im Netz bewegen. Aber trotzdem wäre es mir lieber gewesen, diese Funktionen in einer separaten Karte zu haben, zum einen weil ich nicht finde, daß der Staat mir beim Einkaufen helfen muß, und zum anderen weil dann neue Probleme auftreten können.

Freitag, 12. November 2010

Der elektronische Personalausweis ist gehackt!

Ich fragte mich die ganze Zeit, wie sinnvoll es ist, daß auf dem neuen Personalausweis irgendwelche Identifizierungsmöglichkeiten für den Onlineeinkauf drauf sind, und ob es nicht besser wäre, wenn man eine andere Karte hätte, die fast genauso sicher zertifiziert ist wie ein Perso, aber nicht ihre ganze Glaubwürdigkeit verliert, wenn eine Schwachstelle gefunden wird, weil sie dann leichter ausgetauscht werden kann. Oder bei der es sogar möglich wäre, anonym einzukaufen und nicht bei jedem Einkauf einen Hinweis auf irgendwelche (wenn auch harmlosen) Vorlieben zu geben, die ein Händler dann weiter ausforschen und austesten kann. Und bei der es sogar Konkurrenz zwischen Anbietern geben könnte, die unterschiedliche Geschäftsmodelle anbieten. Tja, da kommt auch schon die Meldung, daß der neue Perso gehackt worden ist. Ich kann nicht genau sagen, was das bedeutet, aber mir wäre es lieber, wenn dieser Fehler bei einem privaten Anbieter geschehen wäre als bei der einzigen Überprüfungs- und Ausgabestelle für dieses Ausweisdokument.

"...mit Repressionsandrohung erzwungenes Dienerverhalten"

Bei MSN.de komme ich gerade auf die Nachricht, daß in Berliner Problembezirken es häufiger vorkommen soll, daß Jugendliche von anderen Jugendlichen "versklavt" werden. Mitschüler müssen laut Zeitung die Schultaschen ihrer Peiniger tragen, sie erledigen Botengänge, besorgen Zigaretten und Getränke oder machen die Hausaufgaben der Erpresser. Wenn denen die Erledigung der Aufgaben nicht gefalle, gebe es Prügel, schreibt die Berliner Zeitung.

Nun, zu diesem Thema an sich will ich mich gar nicht groß äußern, aber es ist ein Zitat des Neuköllner Bürgermeisters Heinz Buschkowsky in den Artikeln enthalten, daß den Sachverhalt zwar richtig beschreibt, aber dem Geschehen nicht wirklich nahekommt. Buschkowsky wird mit den Worten zitiert, daß es "ein mit Repressionsandrohung erzwungenes Dienerverhalten" an Neuköllner Schulen gebe. Übersetzt heißt das, daß Mitschüler Schultaschen tragen müssen, Botengänge erledigen, Zigaretten oder Getränke besorgen oder die Hausaufgaben ihrer Peiniger machen. Wenn irgendetwas nicht zur Zufriedenheit erledigt wird, dann gibt es Prügel. Ich will Buschkowsky keineswegs der Verharmlosung bezichtigen. Ich denke eher, daß man so eine distanzierte Sprache bemüht, wenn man schon viele solcher Meldungen auf dem Schreibtisch hatte und einem verschiedene Widrigkeiten des Lebens nicht mehr fremd sind.

Und bevor jetzt wieder alle Angst vor Neukölln bekommen: Außer in der BILD und in der Berliner Zeitung war diese Meldung noch in keiner anderen Zeitung mit Google News zu finden. Also erstmal schauen, was daraus wird. Woanders ist es nämlich auch keineswegs heimelig, auch nicht im reichen Düsseldorf. Da hat ein 16jähriger Heimkinder dazu gezwungen, für ihn Spenden zu sammeln.

Donnerstag, 11. November 2010

Ist schwul ein manchmal passables Schimpfwort oder geht das gar nicht?

Der amerikanische Schauspieler Vince Vaughn hat Ärger, weil er in seinem neuen Film Elektroautos als "schwul" bezeichnet. Das geht ja gar nicht, höre ich schon alle Leute tönen.Und die Notwendigkeit für eine Kampagne wie "It gets better" scheint leider gegeben zu sein (ich muß gestehen, ich kann das nur medial betrachten, in meiner persönlichen Umgebung passiert da zuwenig). Nun, ich finde auch, daß man seine Worte wägen sollte. Und ich finde es auch dumm, alles, was einem selbst nicht gefällt, als schwul zu bezeichnen. In dem Sinne wird es wohl heutzutage meistens von Jugendlichen benutzt. Das nervt dann schon, weil es in die Richtung geht, daß Schwulsein an sich gar nicht geht.

Aber als ich heute einen Werbespot für Ferrero-Küßchen sah, war mein Gedanke auch "Mann, das wirkt aber reichlich schwul", auch wenn ich nicht den Eindruck hatte, daß die Darsteller homosexuell wären. "Tuntig" als Schmähung hätte es aber auch nicht getroffen. "Nicht-authentisch" wäre reichlich geschraubt, außerdem fehlt die Schmähung. Der Werbespot wirkte einfach nicht so, wie sich drei Männer verhalten würden, wenn sie alleine wären und es um fehlenden schokoladenhaltigen Süßkram ginge, und andererseits müssen sich drei Männer in einem Raum auch nicht jederzeit gegenseitig ihre Heterosexualität versichern, wenn sie was Süßes essen wollen.

Aber mich ärgert die Aufregung um die Äußerung von Vince Vaughn, weil darin der Versuch zum Ausdruck kommt, jedweden Konflikt und jede Schmähung im Zusammenleben vermeiden zu wollen. denn wie sollen Auseinandersetzungen denn dann noch ablaufen?

Außerdem frage ich mich, ob es eine nachhaltige Entwicklung ist, wenn keinerlei Unwohlsein gegenüber Homosexualität mehr zum Ausdruck gebracht werden kann. Im Spiegel wurde vor einiger Zeit eine kalifornische Schönheitskönigin als homophob bezeichnet, weil sie gegen die Schwulenehe ist. Ist das schon Homophobie? Wenn ich meine Ralf-König-Comics als Quelle benutze, dann sind auch eine ganze Menge Schwule gegen die Schwulenehe. Und bei Ralf König finde ich in seinen neueren Werken jedenfalls mehr schwulenkritisches und sogar schwulenfeindliches (Ralf König muß allerdings dafür einen Hund sprechen lassen) als in der ganzen Mainstream-Presse, die ich so verfolge. Ja, es gibt schon einen Rollback durch verschiedene Rollen in Bully-Filmen, und Oliver Pocher zieht wohl auch immer wieder mal Schwulenwitze von schwacher Qualität hervor, bei denen Schwule nicht mitlachen wollen (ich lese das nur,  daß das so sein soll, Oliver Pocher meide ich).

Ich halte es für sinnvoll, Sprache bewußt zu benutzen und unnötige Verletzungen zu vermeiden. Aber wenn Streit nicht mehr möglich ist, dann finden Vorurteile und Diskriminierung andere Wege, um ihr Ziel zu erreichen.

Ich merke, dieser Text ist eher im Rohbau, aber ich will ihn jetzt losschicken, anstatt ewig weiter zufeilen, bis ein paar Pointen mehr drin sind und der Gedanke noch klarer wird. Aber den Link auf die South Park-Folge, in der es um das Recht geht, Rocker auf lauten Harleys als Schwuchteln zu bezeichnen, den setze ich noch: South Park Episode 132: Bike Curious. Und die Nachricht darüber auf einer schwulen Webseite auch noch. http://www.queer.de/detail.php?article_id=11338

Dienstag, 9. November 2010

Schäubles Umgang mit "Schutzbefohlenen"

Gelesen hatte ich gestern schon von der Pressekonferenz, auf der Finanzminister Wolfgang Schäuble recht grob mit seinem Pressesprecher umgegangen war. Gerade habe ich mir das Video angeschaut, und da kommt auch schon die Meldung, daß Pressesprecher Michael Offer zurückgetreten ist, weil er gemerkt hat, daß er nicht mehr das volle Vertrauen seines Chefs hat.

Nun kann man verschiedenes zu der Sache sagen. Zum einen ist doch ziemlich klar, daß der Pressesprecher vorher wohl nicht so fix gearbeitet hat wie Schäuble sich da vorgestellt hat und dann auch noch eine klare Anweisung seines Chefs nicht beachtet hatte. Das muß Schäuble sehr geärgert haben, sonst wäre er nicht so angefressen gewesen.
Zum anderen hätte Wolfgang Schäuble sich wirklich stärker auf die Zunge beißen müssen. So geht man nicht mit Mitarbeitern um, auch wenn diese einen vermeidbaren Fehler gemacht haben. Aber (man beachte meinen Hang zum Parallensucxhen und große-Bögen-schlagen) ich meinte in Schäubles Verhalten so was ähnliches wie einen Lachanfall bemerkt zu haben. Er konnte sich nachher einfach nicht mehr zurückhalten, auch wenn er merkte, daß er es übertrieb. Seine Stimmung war aber wohl zu aufgedreht.

Aber die schönste Aussage zu der Sache kommt mal wieder aus der SPD von Carsten Schneider: "So, wie sich Minister Schäuble aufgeführt hat, geht man mit Schutzbefohlenen nicht um." Brrr, da schüttelt es mich doch vor lauter Gutmenschentum. Ein Pressesprecher ist kein Schutzbefohlener. Wer so einen Posten haben will, der sollte schon wissen, daß es da manchmal ruppig zugeht, sei es durch Unnettigkeiten vom politischen Gegner, oder eben auch vom Chef, der seine Ziele erreichen will und dabei Unterstützung einfordert. Es geht ja auch um was, es geht ums Gewinnen oder Verlieren, da hört der Spaß nun mal auf. Nebenbei wird ein Ministeriumssprecher auch ein gewisses Gehalt bekommen, daß etwas über dem Durchschnitt liegt. Und dieses Gehalt muß man sich verdienen. Es regt mich auch immer auf, wenn sich hochbezahlte Manager oder Fußballprofis als Angestellte aufführen und Schutzrechte einfordern. Sorry, ab einer bestimmten Gehaltsklasse gibt es keine Gerechtigkeit, sondern nur noch Verträge, die eingehalten werden müssen, und dann muß man halt schauen, ob gegen den Vertrag verstoßen wurde oder nicht. Das heißt nicht, daß in diesen Verhältnissen jedweder Anstand überflüssig ist, keineswegs, und Schäuble hat sich definitv im Ton vergriffen. Aber Schutzbefohlen ist man aber einer bestimmten Gehaltsklasse einfach nicht mehr.

Freitag, 5. November 2010

Es kommt nicht darauf an, wo Einwanderer herkommen, sondern darauf, wo sie hingehen

Ein nicht ganz taufrischer Artikel, auf den ich schon seit mehr als einem Monat hinweisen will, den man Thilo Sarrazin und Horst Seehofer und ihren Fans an die Stirn tackern sollte, die momentan wenig zu kapieren scheinen, und von denen mir mir Horst Seehofer als der wesentlich unsympathischere erscheint, weil er seinen Blödsinn so vollkommen nach Wetterlage  herauszuposaunen scheint. Wenn nächste Woche Umfragen ergeben würden, daß potentielle Wähler der CSU mit Türken eigentlich ganz gut auskommen, aber dafür sehr Amerika-kritisch eingestellt sind, würde ihm bestimmt auch dazu was ganz Schlaues einfallen. Wirklich, es ist weniger die Meinung, die mich anekelt, als die Leichtigkeit, mit der sie zur rechten Zeit hervorgeholt wird.


http://www.welt.de/die-welt/kultur/article9427069/Warum-Amerikas-Tuerken-anders-sind.html

Warum Amerikas Türken anders sind

Von Hannes Stein
Über Thilo Sarrazin und sein umstrittenes Buch können wir von hier aus nichts sagen - weder im Guten noch im Bösen. Das Werk wurde noch nicht ins Englische übersetzt, es liegt nicht bei "Barnes and Noble" herum. Allerdings kann man jenseits des Atlantiks immerhin ein paar Dinge zu dem großen Thema "türkische Diaspora" anmerken. Dabei geht es, nota bene, nicht um Türken in Deutschland, sondern um Türken in Amerika.



Donnerstag, 4. November 2010

Auch anderswo gibt es Probleme mit Zahlen

Via Bildblog.de via den Blog Kobuk  lese ich eine Geschichte über das angeblich teuerste Wohnhaus der Welt, das sich ein indischer Milliardär bauen ließ. Die in den meisten Medien zu lesenden Zahlen, was den Baupreis angeht, schwanken zwischen 700 Mio. Dollar und zwei Millarden Dollar (überwiegend wird die Zahl 1 Mrd. Dollar genannt).

Wenn man sich das Haus anschaut, wirkt das etwas überbezahlt. Denn für unter 1,5 Milliarden Dollar bekommt man schon so was:


Das ist das Burj Khalifa, das momentan höchste Gebäude der Welt. Falls jetzt jemand mit der Innenausstattung kommt, die möglicherweise sehr teuer war: das Superhotel Burj al-Arab in Dubai, das angeblich 7 Sterne hat, hat auch nicht mehr als 1,6 Mrd. Dollar gekostet, und da wurde gewiß  nicht an der Innenausstattung gespart.

Nur die englische Wikipedia nennt die Summe von 50-70 Mio. Dollar. Das ist ja mal wieder ein Unterschied. Aber um es kurz zu machen: In der Blog-Meldung wird es am Ende aufgelöst. Zu der Zeit, als die Baukosten zum ersten Mal an die Öffentlichkeit kamen, entsprachen 50 Millionen US-Dollar ziemlich genau zwei Milliarden indischen Rupien.

Samstag, 30. Oktober 2010

Kritik an den Simpsons bei den Simpsons?

In Spiegel Online fand ich kürzlich ein Video mit dem von dem britischen Streetart-Künstler Banksy gestalteten Vorspann zur Sendung. Im gesprochenen Text zum Video ist davon die Rede, daß dies eine Kritik an den Produktionsbedingungen von Merchandising-Artikeln und den Zeichnungen der Serie selbst sein soll. Nun, das Video ist eindeutig traurig, die absurden Bilder (ein Einhorn wird benutzt, um Löcher in CDs zustanzen, danach bricht es zusammen, ein Pandabär muß einen Wagen ziehen) wären zwar eigentlich komisch, aber die traurige Musik läßt keine zweite Ebene zu, in der diese Komik sich entwickeln könnte.

Trotzdem frage ich mich, ob diese Kritik nicht vollkommen vergeudet ist oder überhaupt bemerkt wird, wenn direkt danach die gewohnte, hier triumphierend klingende Fanfare der Simpsons-Zusammenkunft auf dem Sofa erklingt. In einer anderen Sendung mußten Kinder in einem Urlaubscamp Portemonnaies herstellen (Krise in Camp Krusty), und auch die ganzen Gags gegen die Atomindustrie, die von Fans oder in der Presse immer wieder als kritisch gefeiert werden, verpuffen doch vollkommen, wenn dieser Moment im nächsten Moment durch ein anderes Ereignis wieder übertrumpft wird. Auch sind die meisten Gags bei den Simpsons, die potentiell kritisch sein könnten, so überdreht, daß man sich fragt, was sie mit der Wirklichkeit zu tun haben.

Was ich an den Simpsons immer schätzte (seit einiger Zeit haben sich die Charaktere der Simpsons in einer Weise verändert, daß ich keine Lust mehr hatte, die Serie weiter zu verfolgen), war, daß dort moralische Fragen durchaus eindeutig behandelt wurden. In einer Folge hat sich Homer illegal Pay-TV besorgt, was Lisa, als Diebstahl auffaßte, in einer anderen Folge verkauft Bart seine Seele, dann hat Homer Angst, daß Bart schwul wird, und auch Vegetarismus wird so behandelt, daß die eigene Meinung zu diesem Thema ein wenig gewinnen könnte, und es nicht nur ein beliebiger Hintergrund ist, vor dem sich die Handlung abspielt. Bei Futurama wird dies teilweise noch fortgeführt, bei Family Guy wird dies ab und zu eingesetzt, die moralische Konsequenz ist allerdings bei den von mir gesehen Folgen bisher jedesmal niederschmetternd gewesen.

Ab und zu wird Kritik auch in allernächster Nähe zu den Kritisierten vorgebracht, ist raffiniert verpackt, und wird mit einem gewissen Risiko vorgetragen, sich danach selbst allergrößter Kritik stellen zu müssen. Die Anwesenden sind dann ratlos, peinlich berührt oder sogar hilflos. Aber für den Menschen vor dem Bildschirm ergibt sich dann mit zeitlichem und räumlichem Abstand eine Sternstunde der Unterhaltung und auch der menschlichen Haltung und des Denkens. Als ich dieses Video irgendwann auf youtube entdeckte, war ich einfach nur sprachlos: http://www.youtube.com/watch?v=BSE_saVX_2A

Freitag, 29. Oktober 2010

Leverkusenener Jazztage - immer noch unentschieden

Die Leverkusener Jazztage kommen immer näher, aber ich weiß immer noch nicht, ob ich hin will oder nicht. In der Zwischenzeit erfreue ich mich an Joe Bonamassa, den ich letztens irgendwann mal entdeckt habe. Einfach geile Musik. Technisches Können, toller Sound, schöne Töne und Melodien, teilweise sehr intensiv. Wenn der mal vorbeikommt, werde ich wohl nicht so lange überlegen.

Wer mal reinhören will: http://www.youtube.com/watch?v=xiw1XAb8G9A oder http://www.youtube.com/watch?v=sRxqYoZiYPU

Ich bezweifle allerdings, das unter meinen bisherigen Leser(innen) neue Fans für diesen Musiker zu finden sind.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Drastische Cartoons

Zuweilen mag ich gewisse Grobheit bei Cartoons, oder nicht Grobheit, sondern wenn es drastisch wird (wie heißt dazu das Substantiv?.

Gut gefallen hat mir der hier: http://der-flix.de/index.php?preselect=649 (könnte leicht anstößig sein, aber ich finde ihn klasse)

Und besonders der hier: http://magazine.web.de/images/720/11313720,h=727,mxh=1000,mxw=470,pd=1,w=470.jpg (Kinder beim Anschauen nicht über die Schulter gucken lassen)

Nicht drastisch, aber sehr schön zum aktuellen Zeitgeist: http://ahoipolloi.blogger.de/stories/1707618/ (jugendfrei)

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Die Schulmedizin und ihr größter Gegner oder so

In diesem Haushalt schwirren noch irgendwo Globuli rum, sind aber im Rückzug bei der Anwendung  und werden nur wegen des Zuckergehaltes eingesetzt, und theoretisch ist die Sache geklärt. Im Kindergarten kam es auch schon vor, daß den Eltern eines hingefallenen Kindes Globuli angeboten wurden. Wie das halt so ist in den gebildeten Ständen.

In Famlienbildungsstätten werden ganz selbstverständlich Vorträge angeboten wie "Die homöopathische Hausapotheke" oder "Homöopathie für Kinder". Ich glaube kein bißchen an die Wirksamkeit von Homöopathie, es kann aber natürlich durchaus sein, daß es Menschen nach einer homöopathischen Behandlung besser ging - genauso wie nach einigen Tagen Erholung, einigen Opfern an den Hausgott oder ein paar Gebete an dafür vorgesehene Heilige. Wer näheres dazu erfahren will, der kann sich ganz auf das Internet verlassen, da habe ich auch alles nötige gefunden (z.B. bei den Skeptikern  und speziell im Donnerreport). Einige sagen ja, daß Herr Hannemann (edit: Hahnemann) vor zweihundert Jahren deswegen so viele Anhänger gewann, weil die Schulmediziner damals eine Gefahr für Leib und Leben waren (Behandlung mit Arsen und Quecksilber, Schröpfen ohne jedes Maß).

Warum Homöopathen heutzutage so beliebt sind, der kann ein paar Gründe dafür in diesem Artikel über das Gespräch zwischen Arzt und Patient heutzutage nachlesen: Sprechminute bei Dr. Schweiger.

Nachtrag: Warum schreibe ich zuerst den etwas abwertend klingende Hannemann? Hahnemann ist viel näher am passenderen hahnebüchen.

Montag, 25. Oktober 2010

Olaf Schubert - schmerzhaft, aber gut

Vor längerer Zeit habe ich unter den zahlreicher werden Comedians im Fernsehen einen Mann entdeckt, der durch sein gegen den Strich gebürstetes Aussehen (um die netteste Formulierung zu wählen,die mir gerade zur Verfügung steht) auffiel: Pullunder ohne Hemd drunter, so daß die Arme bloß an der Seite herausstaken, dünnes, aber längeres Haar, ohne daß sich eine gewollte Frisur ergeben würde (vielleicht im professionellen Sinne für den Künstler gewollt, aber nicht im Sinne eines professionellen Friseurs), dazu immer etwas verschwitzt und ungewaschen aussehend. Zu diesem staksigen Aussehen paßte ein staksiges Auftreten mit einem sperrigen  Tonfall, ein irgendwie ostdeutscher Akzent, den ich keinem Bundesland zuordnen konnte, ohne Sprachwahl, die die vor 1989 gebildet worden sein mußte. Diesen Mann habe ich immer gemieden, wenn ich ihn irgendwo im Fernsehen sah. Seit einiger Zeit, als die Zahl der flüchtigen Begegnungen mit diesem Mann zahlreicher wurden, hatte ich das Gefühl, daß das durchaus ein Könner ist, der seine Sache gut macht und etwas eigenes hat. Ich will jetzt keine Namen nennen von Comedians, bei denen das nicht so ist, denn bei Comedians schalte ich meistens schnell weg, so daß von kaum einem ein bleibender Eindruck entsteht. Dieser Mann jedenfalls heißt Olaf Schubert, und als er letztens eine ganze Stunde bei SuperRTL zu sehen war, dachte ich mir, trau Dich mal, bleib mal dran. Heute Abend kam der zweite Teil, den ich zufällig bemerkte, und was soll ich sagen, in solchen Stunden wird man zum Fan. Eine hohe Gagdichte, eine hohe Varianz an Gagarten, anstatt sich immer wieder auf das Wort "Ficken" zurückzuziehen, dazu auch noch Musik hin und wieder mit einer kleinen Band, ich mußte an Helge Schneider denken, den ich 1991 zum ersten Mal live gesehen habe, und bei dem ich ernsthafte Kontinenz-Probleme hatte (ich behielt die Oberhand über diese Probleme). Musikalisch war es bei Olaf Schubert nicht so gut wie bei Helge Schneider, dafür sind die Längen, bei denen man nicht weiß, ob noch ein Gag kommt oder eine Pointze krepiert, nicht vorhanden.

Meine Frau und ich überlegten, ob wir bei Olaf Schubert letztens die Zeile gehört hatten, die uns eingefallen war, aber nicht mehr zuordnen konnten: "Der Tod ist ein Kleister aus Deutschland." Wir sind fast zusammengebrochen. (Wir zogen noch den Checker von DMAX in Betracht, der bringt aber und zu auch solche Perlen.).

Ich suche gerade parallel nach Videos und schaue mir die ersten an. Was ist mir bloß bisher entgangen.

Leiser PC - endlich!

Womit ich all meinen Freunden und Bekannten seit Jahren in den Ohren liege, heute habe ich es erreicht: einen leisen PC! Seit einigen Jahren schon habe ich versucht, üble Lärmquellen im PC zu vermeiden, habe auch einmal ein gedämmtes Gehäuse gekauft, aber all das hat nicht das ersehnte gebracht. Bei meinem letzten PC hatte ich mich an die Bauempfehlung der c't gehalten, aber hatte den Fehler gemacht, der Empfehlung der Grafikkarte den Redakteuren zu folgen. Die hatten nämlich gemeint, daß ein bestimmtes Modell kaum stören würde. Nun fand ich den PC damals beim Zusammenbau schon nicht so leise wie erhofft, aber seit einiger Zeit hat die Grafikkarte ein heftiges Geräusch beim Starten gemacht, das durch Anfassen des Lüfters manchmal verschwand. Um zu überprüfen, ob die Karte auch ohne Lüfter läuft, habe ich das Kabel des Lüfters mal entfernt, und siehe da: königliche Stille trat ein. Sorgfältig kontrollierte ich auch immer die Temperatur der Grafikkarte, um mir keinen Defekt einzuhandeln, aber alles blieb im grünen Bereich - bis ich einmal Linux ausprobierte. Auf einmal blieb das Bild weg und es roch nach heiß gewordenem Plastik. Nach kurzer Abkühlung tat's wieder alles, aber den Lüfter mußte ich wieder einstecken, um nicht durch Vergeßlichkeit einen Schaden einzufahren.

Nun, zum Leidwesen der Gattin steht hier noch ein anderer, ziemlich aktueller PC herum, der auf seine Aktivierung wartet, und in dem schon eine PCIe-Grafikkarte werkelte, die passiv gekühlt ist. Die wird hier nun den Dienst verrichten, während die Hauptkarte in Reklamation geht. Und um es kurz zu machen: Leute, macht euren PC leise. Es ist kein Hexenwerk, es ist nicht teuer, wählt Bauteile mit geringem Stromverbrauch und gute Netzteile (an dem lag es bei mir bisher immer, daß der PC nicht wirklich leise war, bis ich dieses Enermax-Gerät gekauft habe). Jeden Abend, wenn ich mit der Gattin auf dem Sofa saß und der PC noch im Hintergrund werkelte, hatte man den Eindruck, daß das Ding gar nicht so laut wäre, bis es sich wegen Untätigkeit in den Standby verabschiedete. Die Stille, die dann eintrat, war doch sehr wohltuend. Die Ersatzkarte, die mir Atelco also liefern wird, wird auf jeden Fall passiv gekühlt sein, auch wenn es Leistung kostet, aber das ist es mir wert.

Samstag, 23. Oktober 2010

Pläne

Es gibt so viele Themen und so wenig Zeit, sie ausreichend durchdacht und formuliert niederzuschreiben. Deswegen mal in aller Kürze, was mich momentan so umtreibt und worüber ich Posts plane:

- ein Lob an den Bundespräsidenten, der mich anfänglich wenig überzeugt hat, aber in seiner Rede vor dem türkischen Parlament mit seiner Feststellung, das Christentum gehöre so zur Türkei wie der Islam zur Bundesrepublik, doch ein bißchen Boden gut gemacht hat

- die Überlegung, das Abo der Rheinischen Post zu kündigen, weil sie in die Kopfbedeckungder Präsidenten-Gattin Bettina Wulff in der Blauen Moschee ein Problem sehen will, aber doch nicht, aber wachsam muß man bleiben

- das ständige Gerede vom christlich-jüdischen Kulturkreis, ein Begriff, den man vor zehn Jahren meiner Meinung nach noch nicht benutzt hat

- eine erneute Empfehlung des Lawblog, weil da so viele Sachen drin stehen, die einen gruseln lassen

- Gejammer über die Geschwindigkeit des PCs, die nicht in zu wenig Ausstattung begründet liegt, sondern in einer dusseligen Festplattenaufteilung, die zu ändern aber einige Vorarbeiten erfordert

- zig andere Sachen, die eben in meinem Kopf waren, aber jetzt dort rausgefallen sind, im Bett dann wieder auftauchen und morgen beim Tippen sich wieder davon stehlen

Freitag, 22. Oktober 2010

Wooah, Zugriffszahlen wie von einem anderen Blog!

Heißa, nachdem die letzten Gäste (später als gedacht, aber jede Minute willkommen) gegangen waren, zeigte mir die Ehefrau, daß Kopfhobby mich zum Geburtstag prominent verlinkt hat. Und Quartalsstrickerin auch noch. Das hat mir Zugriffszahlen beschert, die mein mathematisches Vorstellungsvermögen beinahe überschreiten. Nun, dieses Momentum muß man also abgreifen und Inhalte nachlegen. Und auf die Schnelle geht das nur damit, was hier sonst weniger vorkommt: Privates!

Also, Geschenke gab es:










Letztes Bild ist vom Sohn gemalt. Eine Polizeistation, deren blau-weiß gestreiftes Schild darauf zurückzuführen ist, daß der Mann in der Station Schalke-Fan ist.

Ferner habe ich noch ein Probe-Abo des Freitag bekommen, und ein Geschenk ist noch in der Zulieferung. Wenn ich gewollt hätte, dann hätte ich bestimmt noch eine Eintrittskarte hierfür bekommen:


Allan Holdsworth und John Scofield an einem Abend, da muß eigentlich jeder hin, der sechs Saiten abzählen kann und schon mal seine Nase in eine Musikmagazin gesteckt hat (wer die beiden nicht kennt, soll die Namen mal bei youtube eingeben). Früher wäre ich allein wegen Steve Lukather dahingefahren, aber irgendwann wächst man aus der Phase raus. Joscho Stephan, den muß ich erstmal googeln.Vielleicht spare ich mir den sogar. Andererseits ist Musik von den beiden älteren Herren nicht gerade zum Mitpfeifen, und wenn man nicht von der Stimmung mitgerissen wird, könnte der Abend auch seine Längen haben. Also, das werde ich noch ein wenig in meinem Kopf hin- und herschieben.

Morgen geht es in den Ketteler Hof, den allerletzten Öffnungstag des Jahres erleben und dem großen Sohn eine Freude bereiten. Davon wird man aber wahrscheinlich bei Kopfhobby und der Quartalsstrickerin lesen können, deswegen werde ich in meiner Bearbeiten-Liste stöbern und irgendetwas zum Thema Leitkultur, Horst Seehofer, oder dem Kopfstoß von Zinedine Zidane (mit einer Brücke zu einem tagesaktuellen Thema) schlagen. Und die Henrietta Lacks-Geschichte ist auch noch nicht ausgeschöpft. Oder finden Sie es angemessen, daß jemand als außergewöhnlicher Mensch geehrt werden sollte, weil seine Körperzellen geholfen haben, Krankheiten zu bekämpfen? Ich hab eine Idee: Wünschen Sie sich doch einfach, wozu ich zuerst schreiben soll. Oder schlagen mir was vor. Vom Untergang des Abendlandes bis zum Fernsehprogramm kann was in der Wundertüte drin sein. Bis dann.

Montag, 18. Oktober 2010

Blöde Aktualisierungseinstellung

Weiß jemand, wie man bei Blogger.com die Posts in der Bearbeitungsschlange anders datieren kann? Ich habe nämlich gestern einen neuen Post eingestellt, rutsche aber bei Frau Kopfhobby, von der ein großer Teil meiner Leserschaft stammt, nicht weiter nach oben. Wie soll man bei dieser Technik trotz weltenschwerer Inhalte zur Geltung kommen?

Also, bitte noch meine Hela-Zellen-Geschichte lesen.

Nachtrag: Hat sich erledigt: Man kann von Hand das Datum einstellen.

50 Millionen Tonnen Stammzellen - etwas viel

Vor ein paar Tagen hörte ich einen interessanten Beitrag im Radio über Krebszellen, die einer Frau vor etwa sechzig Jahren entnommen wurden und seitdem weiter wachsen. Man hat sie damals nicht gefragt, und mit Hilfe dieser Zellen wurden Mittel gegen Kinderlähmung entwickelt, zur Forschung wurden sie bei unzähligen anderen Krankheiten eingesetzt. Nun kam eine Zahl: alle gezüchteten Zellen hätten ein Gesamtgewicht von 50 Millionen Tonnen.

Ich bin mathematisch ziemlich schwach auf den Beinen, aber ich versuche schon, Größenordnungen zu erfassen, und es ärgert mich, wenn dafür andauernd unpassende Einheiten gewählt werden. Wenn z.B. bei Ölkatastrophen andauernd von Litern geredet wird, dann bläht das die Zahl zur Beschreibung der Gesamtmenge unnötig auf, ohne daß die Menge dadurch leichter vorstellbar wird. Tonnen oder Kubikmeter wären hier besser geeignet.

Da ich mir nicht sicher war, ob ich die Zahl richtig verstanden hatte, setzte ich mich kurz an den Rechner und googelte etwas herum. Bald fand ich heraus, daß der Beitrag eine Buchvorstellung gewesen war, es ging um "Die Unsterblichkeit der Henriette Lacks" von Rebecca Skloot. In der verlinkten Rezension kommt die Zahl noch einmal vor, ich nehme also an, daß sie aus dem Buch stammt.

Nun handelt es sich bei diesen Zellen um Laborbedarf, nicht um Rohöl oder Kies, was in Tankern, Güterzügen oder LKWs transportiert wird. Aber wenn diese Zellen doch so wichtig sind und in ganz vielen Labors benutzt werden, dann braucht man vielleicht doch ziemlich viel davon. Nun, um es kurz zu machen und nicht jeden gedanklichen Zwischenschritt hier zu verwursten:

Es handelt sich um menschliches Gewebe, also um Fleisch. Fleisch ist schwerer als Wasser, ein Schnitzel schwimmt nicht, Knochen ist , glaube ich, leichter, Haare auch, aber für die kurze Überschlagsrechnung kann man die Dichte dieser Körperzellen gleich der von Wasser setzen. 50 Mio. Tonnen dieser Zellen entsprechen also 50 Mio. Kubikmetern Wasser. Wer da gerade schwächelt (jaja, so manches Personal aus einem Lehrerzimmer gerät jetzt schon ins Schwimmen, nicht nur beim Durchschnitterrechnen), ein Kubikmeter ist ein Würfel mit einem Meter Kantenlänge. Und der wiegt eine Tonne. Wenn ich diese Würfel alle aneinanderhänge, kommt eine Schlange von 50.000 Kilometern dabei heraus. Der Umfang der Erde beträgt etwa 40.000 Kilometer. Entspricht ja auch dem, was als weitere Erläuterung in dem Artikel steht: "Aneinandergereiht würden sie die Erde dreimal umspannen." Hätte da nicht etwas auffallen müssen? Kurz bei Wikipedia nachgeschaut: Menschliche Körperzellen sind zwischen 1 und 30 Mikrometer groß (ein Mikrometer ist ein Tausendstel Millimeter). Die weibliche Eizelle ist die größe Zelle mit bis zu 140 Mikrometern Durchmesser, sie ist so gerade noch mit dem Auge zu erkennen. Der Durchmesser eines Haares liegt im Mittel bei 70 Mikrometer. Mit meiner Rechnung kommt ich also auf einen dicken Ring, der die Erde dazu noch in einiger Höhe umrunden könnte, während der Autor des Artikels auf dreimal um die Erde kommt, allerdings in Form von drei hauchdünnen Fasern.

Aber um es noch klarer zu machen, und auch um meine eigene Denkschwäche nicht zu verschweigen: 50 Mio. Tonnen Körpergewebe entsprechen grob gerechnet 500 Mio. Menschen, die man daraus formen könnte, und zwar großen Menschen von 100 Kilogramm Gewicht. Ziemlich viele. 50 Mio. Tonnen, verteilt auf 60 Jahre, sind 830000 Tonnen pro Jahr. Jetzt verladen wir diese Menge mal auf LKW, von denen jeder 20 Tonnen Zuladung hat. 41500 LKW-Ladungen. An wieviele Labore weltweit soll das verteilt werden? Und jetzt verteilen wir eine LKW-Ladung in einem Labor auf Petri-Schalen und Objektträger, um sie unter Mikroskope zu legen. In einem Artikel steht: "Der Mediziner Christopher Lengauer öffnet ... einen seiner Gefrierschränke, wo HeLa in Tausenden zentimetergroßen Kunststoffgefäßen voller roter Flüssigkeit bei minus 80 Grad lagert." Ein Kubikmeter hat eine Million Kubikzentimeter, wie groß muß also ein Gebäude sein, um ...

Also, wer mit Hela-Zellen zu tun hat oder mit sonstigem Laborbedarf, der kann ja mal meine Zahlen auf Plausibilität überprüfen. Wäre natürlich peinlich, wenn ich der Depp wäre.

Was mir permanent passiert: Während ich schreibe, kommen mir neue Ideen und ich stöbere im Internet nach weiteren Fundstellen und Belegen. Und da finde ich die Seite einer Henrietta-Lacks-Stiftung, auf der diese Zahl erwähnt wird. Es wird sogar erwähnt, daß dies dem Gewicht von mehreren Empire-State-Buildings entspricht. Ich weiß nicht, was ein Empire-State-Building wiegt. Da ist zwar viel Stahl und Beton drin, aber auch viel Luft. Wenn ich meine 50 Mio. Zellen in die 50 Mio. Kubikmeter umrechne und daraus einen Würfel baue, dann komme ich auf eine Kantenlänge von etwa 340 Metern (dritte Wurzel aus 50000000). gegen diesen Würfel könnten sogar die Pyramiden einpacken (es sei denn, die Gizeh-P. hat einen bisher unentdeckten geräumigen Keller).

So, jetzt mach ich aber Schluß. Über die ganzen empörten Menschen, die finden, daß man Henrietta Lacks ein Denkmal errichten sollte, weil diese Zellen von ihr stammen, schreibe ich demnächst.

Dienstag, 5. Oktober 2010

Feldhamsterverleih.de

Gerade lese ich bei Spiegel Online, daß eine erste Anzeige eingegangen ist, weil bei den Arbeiten an S21 der Umweltschutz nicht ausreichend beachtet wurde - der Juchtenkäfer ist nämlich bedroht. Ich kann nicht richtig einordnen, wie wichtig der Juchtenkäfer für das ökologische Gleichgewicht des Bahnhofs, der Stuttgarter Innenstadt oder gar Europas ist, aber ähnliche Vorgänge haben wahrscheinlich die Inspiration für diese Seite gegeben: www.feldhamsterverleih.de, wahrscheinlich die eleganteste Form der Verhinderung eines Bauvorhabens seit Zucker im Tank.

Für alle, deren Ironiedetektor dabei zwischen Reglosigkeit und Vollausschlag hin und her pendelt, hat jemand diesen erklärenden Artikel geschrieben.

Ich überlege allerdings gerade, wie sich das organisierte Verbrechen diese Idee zu nutze machen könnte. Wenn nicht sofort zehn Prozent der Bausumme in Form von inhaltsleeren Gutachten oder überflüssigen Dienstleistungen erhält, läßt sie zehn Feldhamster oder Hufeinsennasenfledermäuse frei. Wenn der Mafiosi keine Tiere anfassen mag, kann er natürlich auch ein paar alte Tonsacherben in die Baugrube schmeißen oder ein paar Schatten auf den Boden malen, die Hinweise auf ein mögliches Bodendenkmal geben. Warum bin ich bloß so skrupelbehaftet, das Geld liegt doch auf der Straße.


Donnerstag, 30. September 2010

Geistige Prüderie

Beim Bloggen hatte ich gerade den Begriff "Geistige Prüderie" mal gegoogelt, um nach Anregungen zu suchen: 3 Treffer, mehr nicht. Also wenn ich jetzt genug in anderen Blogs kommentiere und mit weiteren krummen Tricks meine Besucherzahlen in die Höhe treibe, dann kann ich noch die Urheberschaft an diesem Begriff reklamieren. Ich wollte das schon mal machen, als mir der Begriff "Personenstillegungen" eingefallen war. Das war noch Norbert Blüms Zeiten, als ältere Arbeitnehmer kündigen sollten und großzügige Übergangsregelungen in Anspruch nehmen konnten, um Arbeitsplätze für jüngere zu erhalten. Hat aber nicht geklappt. Damals gab es noch keine Blogs.

Hilfreiche oder nicht hilfreiche Literatur - und wovon man sich fernhalten muß

Eigentlich sitze ich ja gerade an einem anderen dicken Posting, das endlich mal die Sarrazin-Debatte und alles, was damit zusammenhängt, zusammenfaßt, abschließt und auf ein neues Niveau hebt bzw. hin zum eigentlichen Problem transzendiert, da kommt mir was anderes dazwischen, was auch schon auf Halde liegt, und da mache ich doch das mal schnell.

Also, was ich sonst selten mache, ist Videos bei Spiegel Online anschauen. Meistens lese ich Sachen lieber, da kann ich Passagen besser überspringen oder querlesen. Jedenfalls sprach mich dieses Mal die Überschrift "Matussek zensiert: Hilfreiche und weniger hilfreiche Literatur", und Matussek kam auf die Kanzlerin, die das Buch von Thilo Sarrazin als wenig hilfreich bezeichnet hat (Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das ihre Worte waren, aber ich will jetzt nicht das Zitat durch zurückspulen überprüfen. In einem Text würde ich das noch machen."). Matussek ni8mmt diese ANregung jedenfalls auf, um noch andere Kataloge von Verlagen auf nützliche Literatur aubzuklopfen und stößt auf Amelie Fried in irgendeiner Literatursendung, wo sie das neue Buch von Martin Mosebach nicht mag, weil der Autor für ein konservatives oder gar rückwärts gewandtes Denken steht, und weil er in einem Verlag publiziert, der auch Autoren der angeblichen neuen Rechen herausbringt, und Amelie Fried deswegen gar njichts damit zu tun haben will.

Joh, und das scheint mir stellvertretend zu sein für eine neue Vorsicht im Denken, die man als geistige Prüderie bezeichnen könnte, jeder möglicherweise falsche Gedanke, der einem falsch ausgelegt werden könnte oder den eigenen Standpunkt und damit den Charakter ein ganz klein bißchen weniger eineineindeutig machen könnte, muß vermieden werden.
Vor etwa einer Woche stieß ich auf etwas ähnliches. Im Bundestag wollten Abgeordnete eine LAN-Party veranstalten, bei der Abgeordnete dann auch mal Gelegenheit haben sollten, Egoshooter und andere umstrittene Spiele auszuprobieren. Der Berliner Kurier, eine Boulevard-Zeitung, fand das aber wegen der gewalttätigen Inhalte unpassend. Ein Sprecher einer Initiative fand das im Hinblick auf die Vorbildfunktion von Abgeordneten nicht hinnehmbar. Das man manches aber auch mal ausprobieren muß, um mitreden zu können, das scheint nicht zu interessieren, wenn die Vorbildfunktion auf dem Spiel steht.

Wovon man sich auch immer distanzieren muß, sind Fernsehsendungen, die man kennt, selbst wenn man sie schrecklich findeet und entweder beim Zappen mal bemerkt hat, oder sie sich sogar einmal absichtlich angeschaut hat, um zu wissen, wie schlimm es ist.

Es gibt natürlich Dinge, hinter die man nicht wieder zurück kann, wenn man sie einmal ausprobiert hat, und was für den einen vollkommen normal ist, auch wenn es vielleicht eine Straftat ist, ist für andere schlicht nicht akzeptabel. Jeder kann das ja mal persönlich für sich beantworten, wenn es um Ladendiebstahl, einen Joint, einen Besuch im Puff oder ums Fremdgehen geht. Man muß auch nicht alles ausprobiert haben, um sich eine Meinung dazu zu bilden. Aber das geistige Fernhalten von nichtgenehmen Inhalten ist mir zu engstirnig.

Ich denke auch, daß man mittlerweile etwas mutiger werden muß, wenn es um kontaminierte Künstler geht. In der FAZ las ich gerade einen Artikel, der den Verlust des Stuttgartes Bahnhofs wegen seines gestalterischen Wertes beklagte, woraufhin ein Historiker ausführlich darlegte, daß sich der Architekt des Bahnhofs, Paul Bonatz, heftig an die Nazis rangeschmissen hatte und völkisch dachte. Mir fehlt es an Kriterien und an Zeit, das jetzt zu überprüfen, aber während ich das las, dachte ich mir nur: "Na und?" Ja, das ist kein Argument, aber ich wußte mir gerade nicht anders zu helfen, außer dem Vorschlag, dem Gebäude durch großzügige Wärmeisolierung zu einem zeitgemäßen und damit ungefährlichen Äußeren zu verhelfen.

Ich kann solch eine Vorsicht ein wenig nachvollziehen, wenn es darum geht, daß man Künstlern, die man strittig findet, kein Einkommen verschaffen will. Ich vermeide es tunlichst, die BILD-Zeitung zu kaufen. Und lesen will ich die auch nicht. Aber wenn ich irgendwo ein Exemplar einer Jungen Freiheit oder vom Neuen Deutschland finde, dann lese ich das natürlich, um herauszufinden, was da so an Unsinn drinsteht (oder auch nicht). Ich gehe lieber die Gefahr ein, ein paar Argumenten in diesen Zeitungen auf den Leim zu gehen, weil ich nicht schlau genug bin, als eine feige Reinheit der Gedanken aufrechtzuerhalten.

Ach ja, Matthias Matussek findet beim weiteren Stöbern in Verlagskatalogen noch Carl Schmitt beim Beck-Verlag, das geht dann ja schon gar nicht mehr, da kannAmelie Fried in Zukunft Bücher aus diesem Hause nur noch meiden.

Freitag, 24. September 2010

Harald Schmidt haut Ranga Yogeshwar in die Pfanne

Die erste Harald-Schmidt-Show nach der Sommerpause hat mich ja nicht gerade vom Hocker gerissen, aber der "Juden-Gag" (das Wort ist für meinen eigenen Geschmack etwas verkürzt, aber ich mag jetzt nicht länger nach besseren Worten suchen und warte, ob sich einer beschwert) war wirklich sehenswert. Falls jemand das überprüfen will: das Video dazu.

Aber zur Warnung: Ich hatte direkt nach Beginn des Ausschnitts mit Ranga Y. ein ganz starkes Gefühl des Fremdschämens, ich wand mich auf dem Sofa. Und die von Schmidt angekündigte Pointe gibt es auch nicht (an dem Punkt, als man das bemerkt, ist das Fremdschämgefühl auf dem Höhepunkt).

Facebook ist ausgefallen - und ich habs nicht bemerkt

Wie zu lesen war, ist Facebook kürzlich für zweieinhalb Stunden ausgefallen. Ich habe es gar nicht bemerkt, obwohl ich sogar einen Account habe. Ich bin wirklich stolz auf mich. Andererseits, für uns Europäer lag der Ausfall mitten in der Nacht, und zweitens hätte ich es nicht bemerkt, weil ich die ganze Zeit im Perlentaucher unterwegs bin und mich dort vor der Hausarbeit drücke. Apropos drücken: In dem oben verlinkten Artikel wird auf die Idee hingewiesen, daß ein Ausfall des Internets für 48 Stunden für einen enormen Produktivitätsschub in der amerikanischen Voklkswirtschaft sorgen könnte. Das wird man bei Amazon und ebay wohl nicht so sehen, aber wenn man sich diesen Artikel über die Aktivitäten von Studenten und ihre Selbstwahrnehmung dabei dabei durchliest, wäre es fast einen Versuch wert. Facebook und das Internet allgemein werden zwar nicht ausdrücklich erwähnt, aber ich würde mal aufs Vorurteil gestützt sagen, daß es einen Versuch wert wäre, den Ausfall herbeizuführen. Und den Schalter dafür wollen einige ohnehin schon bauen.

P.S. Ich lese noch andere Publikationen als Spiegel Online, aber da gab es diese Meldungen gerade so schön beieinander.

Donnerstag, 16. September 2010

Hrald Schmidt - Liveblogging!

Ha, auch ich ganz nah am Puls der Zeit, hip, trendgerecht, ... blah,

Also, der Standup war zu hektisch, ohne Timing für die Gags, die auch nicht gerade umwerfend waren, aber nach einiger Zeit kam mit "Juden, Juden, Juden" und dem Ranga Yogeshwar-Bashing der erste echte Gluckser bei mir, in der Art, wie man ihn in guten HS-Sendungen permanent hatte. Das war wirklich lustig und treffend. Dann kam noch etwas, wo ich gelacht habe, was ich aber schon wieder vergessen habe, dann aber der erste echte Tiefpunkt durch die Erwähnung von Lukas Podolskis "Heimat". Mir fallen gerade nicht die richtigen Worte ein, ich will es auch nicht zu hoch hängen, aber diese Dumpfheit nervt schon sehr.

Dann kam noch gerade etwas mit Stuttgart 21, wo die gezeigten Demonstranten unfreiwillig komisch waren, aber danach war zuviel Fremdschämen, und bei der Einladung des Zuschauers auf die Bühne habe ich ausgeschaltet. Mal sehen, ob ich mich noch durch die Aufzeichnung durchspule, oder da weitermache, wo ich vor der Sommerpause aufgehört habe: Beim Nichteinschalten.

Dienstag, 14. September 2010

Anschluß-Gag

Mir kommt gerade noch ein Fußballer in den Sinn, wenn ich an Harald Schmidt denke: Ailton. Sein Können wurde von niemandem in Frage gestellt, aber seine letzten Verträge sollen doch sehr erfolgsabhängig gestaltet gewesen sein.

Montag, 13. September 2010

Harald Schmidt geht wieder zu Sat1! - Was macht Michael Ballack gerade?

Gerade bekomme ich ganz früh mit, daß Harald Schmidt wieder zu Sat1 geht. Meine erste Reaktion ist ein Lachen, wie Schmidt es seit langem in seiner Sendung nicht mehr erzeugen konnte (ich habe sie aber auch schon längere Zeit nicht mehr geschaut).

Mein zweiter Gedanke ist "Warum muß ich gerade an Michael Ballack denken?"
Ich bin wirklich überrascht, daß Schmidt noch von einem anderen Sender als der ARD genommen wurde. Ich hatte mir mal überlegt, in welches Programmschema er noch reinpassen würde, vor allem aber überrascht mich, daß noch irgendjemand Interesse an Schmidt hat. Denn was zuletzt von ihm im Fernsehen zu sehen war, hat mich einfach nicht mehr interessiert, für mich war es nur noch für die Leute genießbar, die sich von Schmidt auf den Schreibtisch pinkeln lassen würden und das als große Kunst feiern würden. Es kommt von Schmidt, dann muß es ja gut sein, auch wenn man es nicht verstanden hat (oder es nichts zu verstehen gab).

Eigentlich will ich zu Harald Schmidt gar nichts mehr schreiben, das habe ich genug in dahfs(wer sowas nicht kennt: das ist eine Newsgroup) getan, und ich muß zugeben, es ist eine enttäuschte Liebe. Denn eine Zeitlang hat der Mann genau den Humor produziert, der mich angesprochen hat. Aber schon in der Sat1-Zeit fingen Schwächen in der Sendung an, die nicht hätten sein müssen. Die letzte Zeit, die ich noch verfolgt habe, war dann nur noch ein Verschwenden von Sendezeit, aber ohne jeden Hintergedanken, sondern eher nach dem Motto: "Ach, uns ist nichts eingefallen, verkaufen wir doch unsere Faulheit als Ironie." Irgendwann habe ich es mir einfach nicht mehr angeschaut, weil ich auch nicht zu den Zuschauern gehören will, die aus purem Hass zuschauen, wie Schmidt mehrfach äußerte.

Es ist nicht schön, wenn sich im Fernsehen alles nur um die Quote dreht. Es macht aber auch keinen Spaß den Eindruck zu bekommen, daß jemand seinen gut bezahlten Job deswegen hat, weil ein paar Intendanten einen so klasse finden.

Vor allem aber ärgerte mich, daß von Schmidt keinerlei brauchbare Sprüche oder Skandale mehr kamen, die irgendeinen Impuls für eine öffentliche Diskussion brachte. Okay, daß ist auch ein bißchen anspruchsvoll, ich kann es gerade begrifflich nicht kleiner schreiben. Ein Beispiel: Irgendwann zu Sat1-Zeiten überlegte Schmidt, als gerade Ostalgie-Shows im Fernsehen eine kleine Mode waren, ob man nicht eine Nazi-Show hinkriegen könnte. Das Personal wäre teilweise noch da, einige Zuschauer würden gewiß ihre Uniformen und andere Dekorationen zur Verfügung stellen. Als ich das sah, saß ich mit offenem Mund vor dem Fernseher und freute mich. Das war Humor (und Kritik) auf höchstem Niveau (ist gut, es gab keine "öffentliche Diskussion" nach Schmidts Anstoß, aber er bezog in seiner Komik trotzdem mit einem gewissen Ernst (das würde er bestimmt abstreiten) sich auf ein Thema, das gerade da war). Oder einmal stellte er kurz vor einer Wahl die neue Bundesregierung zusammen und verteilte an Otto Schily das Amt für Staatssicherheit. Schily hatte gerade ein paar Überwachungsbefugnisse erquengelt, die für liberale Zeitgenossen etwas überzogen waren. Damals gab es aber die erwste Enttäuschung, auf diesen heftigen Vorwurf gab es keinerlei Reaktion, die ich bemerkt hätte (Briefe aus dem Innenministerium, empörte Briefe von Befürwortern des starken Staates, Beifall von Frau Leutheuser-Schnarrenberger).

Zuletzt hatte das Nazometer noch ein gewisses Potential, das dann aber sofort verschwendet wurde, weil Pocher die Intelligenz bzw. Bildung fehlte, mit den richtigen Begriffen zu spielen. Danach habe ich in den Sendungen vielleicht noch das ein oder andere Mal geschmunzelt, aber nachdem ich immer häufiger beim Zappen in die Sendung geraten war und es mir nichts ausmachte, weiterzuschalten (früher hätte ich mir lieber in die Hose gemacht als Gefahr zu laufen, einen guten Gag von Schmidt zu verpassen), habe ich dann bald überhaupt nicht mehr eingeschaltet.

Auch das, was er neben dem Bildschirm veranstaltet (Elvis in Stammheim, irgendwas mit Shakespeare, zuletzt als Millionär im Sanatorium) hat, hat mich eher weiter auf die Seite der Nörgler geschoben als zu den Jublern, die alles von Schmidt genial finden.

Nun ja, ich weiß noch nicht, ob ich deswegen noch einmal einschalte, wenn Schmidt demnächst auf den Bildschirm zurückkehrt, aber ich denke, daß er bei Sat1 keinen Rentenvertrag bekommen hat, sondern daß man eine bestimmte Quote und ein Wiederfinden seiner Sendung im öffentlichen Raum erwartet. Das kann ihm und der Sendung nur guttun. Ansonsten ist er hoffentlich nach einem halben Jahr weg vom Fenster anstatt wie in der ARD dahinzusiechen.

So richtig wichtig ist Schmidt aber nicht mehr. Obwohl sich bei Google News mittlerweile 272 Artikel finden, die mit ihm zu tun haben, ist er in der Rubrik "In den Nachrichten" nicht aufgeführt im Gegensatz zu Jörg Kachelmann, Menowin Fröhlich, Mainz 05, Michael Ballack und(neben anderen) Nadja Benaissa. Aber vielleicht deute ich das auch falsch. Denn Thilo Sarrazin ist schon nicht mehr dabei.

Das iPad als Fernbedienung - wie ich schon sagte!

Von der ifa wird berichtet, daß mehrere Firmen sich etwas haben einfallen lassen, um das iPad als Fernbedienung zu benutzen. Tolle Idee - hatte ich auch schon. Tusch für den weitsichtigen Technikbeobachter, der vorsichtig abwartet, bis wieder einmal eine seiner Ideen von anderen Leuten umgesetzt wird, um damit Geld zu verdienen. Naja, das war auch bestimmt keine exklusive Idee nur von mir. Aber vielleicht meldet sich hier ja noch jemand, der meine tolle Idee für einen besseren Verkehrsfunk bei mir zu Hause abholt und im Gegenzug ein paar Lizenzgebühren da läßt.

Und ich gebs zu: Neben der Idee braucht es dann noch ein paar Leute, die die Umsetzung erledigen. Und außerdem muß es ja noch die entsprechende Nachfrage bzw. die Bereitschaft, für ein Produkt zu bezahlen geben. Ich hatte schon einmal eine tolle Idee, die auf einmal von anderen Leuten umgesetzt wurde - aber dann jahrelang vor sich hinkrebste und sich anscheinend mehrfach gewandelt hat, und vielleicht noch wandeln wird, bis sie wirklich durchschlagenden Erfolg hat.

Dienstag, 7. September 2010

Switch reloaded - Fernsehen mit offenem Mund

Vor ein paar Tagen hatte ich ein paar Fernsehmomente aufgezählt, bei denen ich mit offenem Mund vor dem Gerät gesessen habe, ungläubig staunend darüber, was ich gerade zu sehen bekomme. Bei der Aufzählung habe ich dann dummerweise die Sendung "Switch" vergessen, obwohl sie mir in den Momenten, in denen ich nicht vor dem Rechner saß, permanent im Kopf herumschwirrte. Und in Switch ist es insbesondere die Reihe "Obersalzberg", die mir regelmäßig dieses Erlebnis des freudigen Erstaunens beschert. Heute waren die drei Filmchen dazu von allererster Sahne, und als Ernie sein Fluchtkostüm vorzeigt und sich beim "Führer" dafür noch bedankt, stellte sich dieses Gefühl wieder ein, nicht nur ein Lachen über einen gelungenen Gag, sondern ein Staunen darüber, daß dieser Gag tatsächlich umgesetzt wurde. Brillant. Wer es nicht gesehen hat, sollte es sich im Netz oder am Samstag in der Wiederholung anschauen.

Bei "Obersalzberg" frage ich mich immer, warum die noch nicht wegen Benutzung nationalsozialistischer Zeichen belangt wurden. Nach meinem Wissen wurden Leute in dem Zusammenhang schon wegen geringerer Vergehen belangt. Und es wundert mich auch, daß es nicht einen viel größeren öffentlichen Aufschrei um diese Sketche gegeben hat. Einige davon waren schon hart an der Grenze des Vertretbaren, in meinen Augen aber auch nie darüber. Aber ich denke, daß bei dem Thema bei vielen Menschen die Gürtellinie direkt unter den Achseln verläuft.

Aber das ist ja nicht nur in der Unterhaltung zu bemerken.

Montag, 6. September 2010

Zu Thilo Sarrazin - und zum Thema Integration

Das Thema Integration interessiert mich sehr, es hat mit Veränderungen zu tun, mit Beharrungsvermögen, mit formellen und informellen Regeln. Deshalb interessiert mich natürlich auch der Fall Sarrazin.

Man fragt sich ja, wieso der Mann so ein Buch schreibt, und vor allem, warum er es so schlecht macht. So ein Blödsinn wie das eine gemeinsame Gen der Juden raubt einem doch sofort jede Glaubwürdigkeit, oder es diskreditiert einen, weil man bald Beifall aus der falschen Ecke bekommt. Sehr schön analysiert hat das ein Schreiber der NZZ.

Das Gehampel der Kanzlerin, des Bundespräsidenten und anderer Beteiligter hat Cora Stephan in der WELT passend kommentiert:
"Die Bundeskanzlerin gerierte sich als Oberzensorin, obwohl sie das Buch des Autors gar nicht gelesen hatte, empfahl hernach dem Vorstand der Bundesbank öffentlich, sich von Thilo Sarrazin zu trennen, und lobte zum Schluss dessen „unabhängige Entscheidung“. Sollte das ein Scherz sein? Und was ist von einem Bundespräsidenten zu halten, der sich eilfertig als Erfüllungsgehilfe annonciert? Langsam ahnt man, was Altbundespräsident Köhler dazu bewogen haben könnte, den Bettel hinzuschmeißen. Soviel Arroganz gegenüber den Regeln der Demokratie hat man hierzulande selten erlebt. Und jetzt möchte unsere verlogene Elite, nachdem der Provokateur entfernt ist, endlich über das „Megathema der nächsten Jahre“ diskutieren: über Integration."

Den für mich peinlichsten Beitrag lieferte die NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft: "Sarrazin beschimpft Wehrlose" (Rheinische Post vom 27.8.2010). Ja, vollkommen wehrlos. Migranten haben ja wirklich niemanden, der für sie spricht, der sich schützend vor sie stellt. Da braucht es dann mal wieder eine Paternalisierung durch eine SPD-Frau, um die Dinge gerade zu stellen. Und wehrlos ist für mich auch wirklich nicht die erste Vokabel, die mir einfällt, wenn ich an einen bestimmten Teil der Einwanderer denke, nämlich die muslimischen jungen Männer, die ich zum Glück noch nicht selbst kennenlernen muß, die mir aber durch so manchen Fernsehbericht oder auch die persönlichen Erfahrungen eines Kreuzbergers nahe gebracht wurden.

Ich kann zur Integration nicht viel sagen, in meinem Lebensumfeld kann ich das nur nach Äußerlichkeiten beurteilen. Ob die Integration im großen und ganzen geklappt hat oder nicht, da bin ich überfragt. Aber nach dem, was ich aus den Medien mitbekomme, scheint es doch Bereiche zu geben, in denen es nicht geklappt hat. Als Beispiele mögen diese beiden Fernsehbeiträge gelten: "Kampf im Klassenzimmer" und "Hart und herzlich".

Donnerstag, 19. August 2010

Toy Story 3D - was für ein Schmarn

Eine Sache, die ich die ganze Zeit im Blog verwursten wollte, wäre mir fast durchgegangen: Toy Story 3d. Wenn man einen siebenjährigen Sohn hat, der schon ziemlich viel mitkriegt, was in der Welt passiert, dann ist es kaum möglich, diesem die Existenz eines neuen Disneyfilms vorzuenthalten, dazu noch, wenn er in 3D ist. Dann kommt noch erschwerend hinzu, daß ich ihm Anfang des Jahres versprochen hatte, mit ihm in "Oben" in 3D reinzugehen, was ich aber vermasselt hatte, weil die Weihnachtsferien kürzer waren als gedacht und der Film nicht sehr lange lief, obwohl ihm geradezu hymnische Kritiken entgegengebracht wurden. Und eigentlich sollte der Besuch eines Pixar-Films nun auch für einen Erwachsenen keine Beschwernis sein, sondern angenehme Elternpflicht, zumal die Kritiken in den Mainstreammedien, die ich so per Perlentaucher verfolge, überwiegend jubelnd ausfielen. Und obendrein hat das UCI-Kino in Neuss seit ein paar Monaten auch einen 3D-Kinosaal. Also los.

Während des Films habe ich mich überwiegend amüsiert, weil der Film mit einem ziemlichen Tempo voranschreitet. Aber drei Meter aus dem Kino raus, fängt man dann doch an nachzudenken, und ich fange sogar ein wenig an, mich zu ärgern.

Zuerst einmal: Ich weiß nicht, ob der Sohn mich so klasse findet, daß er irgendetwas vom Papa nachplappern will oder ob er es tatsächlich auch gemerkt hat: 3D ist fürn Ar... , zumindest in diesem Film ist es überflüssig. Die Anfangssequenz gewinnt ein wenig dadurch, aber andererseits fehlt mir 3D bei der Verfolgungsjagd in "French Connection" auch nicht. Im Rest des Film halten sich die Macher für mein Gefühl mit dem 3D-Effekt durchaus zurück, was angenehm ist, trotzdem muß ich die dämliche Brille über meiner Brille weiter anbehalten. In den Trailern vor dem Film waren einige beeindruckende Effekte zu sehen, aber ich weiß nicht, was davon in einem ganzen Film an Erinnerungswertem übrig bleibt.

Und dann: Die ganze Geschichte. Puuh! Ich hatte bisher nur so etwa die Geschichte von Toy Story 1 und 2 mitbekommen, aber diese permanente Überhöhung von trivialen Dingen geht mir auf den Senkel. Was ich damit meine? Der ganze Plot basiert doch darauf, daß die Spielzeuge eigentlich lebendig sind. Ich kannte von früher das Märchen, daß die Spielzeuge in der Nacht lebendig werden und ein Eigenleben führen, und sich so dann auch erklären läßt, warum Spielzeuge sich "auf einmal" nicht mehr da befinden, wo sie eigentlich sein sollten, aber das ist eine Geschichte für Kinder - kein Glaubensbekenntnis für Erwachsene oder eine Fassade, die aufrecht erhalten werden muß wie die Idee vom real existierenden Sozialismus. In diesem Haushalt werden auch Geschichten um den Weihnachtsmann und den Osterhasen gestrickt (und manchmal auch das "geheime Elternhandbuch" herbeiimprovisiert), und es ist eine Herausforderung, der wir uns gerne herausstellen, sie so lückenlos oder "dicht"wie möglich zu bekommen, bis uns unsere Kinder auf die Schliche kommen (mal sehen, wann es wirklich so weit ist, daß der Weihnachtsmann stirbt). Aber es gehört zum Größerwerden dazu, daß man diesen Märchen auf die Schliche kommt.

Es ist eine Sache, diese Märchen zu erzählen und den Kindern eine "magische Welt" zu bereiten, und eine andere, darauf ein Gedankengebäude zu errichten, das als Wahrheit verkauft wird und nur dem Verkauf und der Überhöhung von käuflichen Produkten dient.

Ich weiß nicht, an wievielen Stellen des Films es logisch gekracht hat, ich habe nicht mitgezählt, und wenn es gut übertüncht wird, ist es mir auch egal. Aber wenn aus dieser dicken Schicht Farbe auf einmal ein stabiler T-Träger wird und mehrere Güterzüge diesen Weg nehmen, dann wird es ärgerlich. Es geht nur um Spielzeug, und dieses Spielzeug wird verkauft. Es ist ein Produkt, und es wird hergestellt, um zu gefallen. Punkt.

Am Ende des Films fand ich mich etwas an die Fernsehserie "Pimp my ride" erinnert, bei der Jugendliche mit dem Aufmotzen ihres Autos beglückt werden und diese Jugendlichen daraufhin ein ganz neues Selbstwertgefühl und Lebensperspektiven bekommen. Brrr.

Was mich auch noch gestört hat: All diese Glücksmomente von Andy, in denen er mit seinem Spielzeug spielt, erlebt er alleine, ohne andere Kinder. Auch im Kindergarten spielen alle Kinder alleine für sich mit den Sachen, obwohl andere Kinder da sind. Das ist schon geradezu merkwürdig. Nun ist es durchaus so, daß Kinder sich sehr tief in eine Gedakenwelt begeben können und ihr Spielzeug kann darin eine große Rolle spielen, aber wirklich beglückend sind Momente mit anderen Kindern. Wenn Kinder alleine spielen, können sie sich auch in das Spiel mit einem Kochlöffel, einem Schnürsenkel und Bauklötzen ohne Herkunftsnachweis versenken. Und werden die nachts lebendig?

Neben dieser Überhöhung des Materiellen nervt auch die inhaltsleere Handlung: Noch eine Verfolgungsjagd, noch eine Kletteraktion, und dann nochmal. Auf Dauer ist das öde.

Noch ein Wort zu den Filmkritiken: Was ich da an Geschwurbel entdeckt habe. Da wird aus dem Umstand, daß die Weltraumpuppe Buzz per Rücksetzung auf Auslieferungszustand zum spanischsprechenden Tangotänzer wird, ein Hinweis darauf, daß auch Andy sich im College mehrere Rollen wird zurechtlegen müssen, um Erfolg (bei den Frauen) zu haben. Oder die alteingesessenen Spielzeugfiguren des Kindergartens werden mit den Seniors am College gleichgesetzt. Also ich bin durchaus dafür zu haben, auch in vermeintlich weniger tiefschürfenden Werken Mehrdeutiges zu finden (die SA bzw. SS-Metaphern in den Harry Potter-Büchern halten einige Leute für zu weit hergeholt), aber auf diese Ideen wäre ich nicht gekommen. Stattdessen wirkt der lila Teddy eher wie der Don aus einer Mafia-Sage.

Wer ebenfalls ein leichtes Unbehagen oder einfach Langeweile bei diesem Film empfand, der kann beim Perlentaucher nachlesen, was man diesem Film alles vorwerfen kann. Keine Angst, es wird nicht nur genörgelt, es wird auch begründet.