Montag, 13. September 2010

Harald Schmidt geht wieder zu Sat1! - Was macht Michael Ballack gerade?

Gerade bekomme ich ganz früh mit, daß Harald Schmidt wieder zu Sat1 geht. Meine erste Reaktion ist ein Lachen, wie Schmidt es seit langem in seiner Sendung nicht mehr erzeugen konnte (ich habe sie aber auch schon längere Zeit nicht mehr geschaut).

Mein zweiter Gedanke ist "Warum muß ich gerade an Michael Ballack denken?"
Ich bin wirklich überrascht, daß Schmidt noch von einem anderen Sender als der ARD genommen wurde. Ich hatte mir mal überlegt, in welches Programmschema er noch reinpassen würde, vor allem aber überrascht mich, daß noch irgendjemand Interesse an Schmidt hat. Denn was zuletzt von ihm im Fernsehen zu sehen war, hat mich einfach nicht mehr interessiert, für mich war es nur noch für die Leute genießbar, die sich von Schmidt auf den Schreibtisch pinkeln lassen würden und das als große Kunst feiern würden. Es kommt von Schmidt, dann muß es ja gut sein, auch wenn man es nicht verstanden hat (oder es nichts zu verstehen gab).

Eigentlich will ich zu Harald Schmidt gar nichts mehr schreiben, das habe ich genug in dahfs(wer sowas nicht kennt: das ist eine Newsgroup) getan, und ich muß zugeben, es ist eine enttäuschte Liebe. Denn eine Zeitlang hat der Mann genau den Humor produziert, der mich angesprochen hat. Aber schon in der Sat1-Zeit fingen Schwächen in der Sendung an, die nicht hätten sein müssen. Die letzte Zeit, die ich noch verfolgt habe, war dann nur noch ein Verschwenden von Sendezeit, aber ohne jeden Hintergedanken, sondern eher nach dem Motto: "Ach, uns ist nichts eingefallen, verkaufen wir doch unsere Faulheit als Ironie." Irgendwann habe ich es mir einfach nicht mehr angeschaut, weil ich auch nicht zu den Zuschauern gehören will, die aus purem Hass zuschauen, wie Schmidt mehrfach äußerte.

Es ist nicht schön, wenn sich im Fernsehen alles nur um die Quote dreht. Es macht aber auch keinen Spaß den Eindruck zu bekommen, daß jemand seinen gut bezahlten Job deswegen hat, weil ein paar Intendanten einen so klasse finden.

Vor allem aber ärgerte mich, daß von Schmidt keinerlei brauchbare Sprüche oder Skandale mehr kamen, die irgendeinen Impuls für eine öffentliche Diskussion brachte. Okay, daß ist auch ein bißchen anspruchsvoll, ich kann es gerade begrifflich nicht kleiner schreiben. Ein Beispiel: Irgendwann zu Sat1-Zeiten überlegte Schmidt, als gerade Ostalgie-Shows im Fernsehen eine kleine Mode waren, ob man nicht eine Nazi-Show hinkriegen könnte. Das Personal wäre teilweise noch da, einige Zuschauer würden gewiß ihre Uniformen und andere Dekorationen zur Verfügung stellen. Als ich das sah, saß ich mit offenem Mund vor dem Fernseher und freute mich. Das war Humor (und Kritik) auf höchstem Niveau (ist gut, es gab keine "öffentliche Diskussion" nach Schmidts Anstoß, aber er bezog in seiner Komik trotzdem mit einem gewissen Ernst (das würde er bestimmt abstreiten) sich auf ein Thema, das gerade da war). Oder einmal stellte er kurz vor einer Wahl die neue Bundesregierung zusammen und verteilte an Otto Schily das Amt für Staatssicherheit. Schily hatte gerade ein paar Überwachungsbefugnisse erquengelt, die für liberale Zeitgenossen etwas überzogen waren. Damals gab es aber die erwste Enttäuschung, auf diesen heftigen Vorwurf gab es keinerlei Reaktion, die ich bemerkt hätte (Briefe aus dem Innenministerium, empörte Briefe von Befürwortern des starken Staates, Beifall von Frau Leutheuser-Schnarrenberger).

Zuletzt hatte das Nazometer noch ein gewisses Potential, das dann aber sofort verschwendet wurde, weil Pocher die Intelligenz bzw. Bildung fehlte, mit den richtigen Begriffen zu spielen. Danach habe ich in den Sendungen vielleicht noch das ein oder andere Mal geschmunzelt, aber nachdem ich immer häufiger beim Zappen in die Sendung geraten war und es mir nichts ausmachte, weiterzuschalten (früher hätte ich mir lieber in die Hose gemacht als Gefahr zu laufen, einen guten Gag von Schmidt zu verpassen), habe ich dann bald überhaupt nicht mehr eingeschaltet.

Auch das, was er neben dem Bildschirm veranstaltet (Elvis in Stammheim, irgendwas mit Shakespeare, zuletzt als Millionär im Sanatorium) hat, hat mich eher weiter auf die Seite der Nörgler geschoben als zu den Jublern, die alles von Schmidt genial finden.

Nun ja, ich weiß noch nicht, ob ich deswegen noch einmal einschalte, wenn Schmidt demnächst auf den Bildschirm zurückkehrt, aber ich denke, daß er bei Sat1 keinen Rentenvertrag bekommen hat, sondern daß man eine bestimmte Quote und ein Wiederfinden seiner Sendung im öffentlichen Raum erwartet. Das kann ihm und der Sendung nur guttun. Ansonsten ist er hoffentlich nach einem halben Jahr weg vom Fenster anstatt wie in der ARD dahinzusiechen.

So richtig wichtig ist Schmidt aber nicht mehr. Obwohl sich bei Google News mittlerweile 272 Artikel finden, die mit ihm zu tun haben, ist er in der Rubrik "In den Nachrichten" nicht aufgeführt im Gegensatz zu Jörg Kachelmann, Menowin Fröhlich, Mainz 05, Michael Ballack und(neben anderen) Nadja Benaissa. Aber vielleicht deute ich das auch falsch. Denn Thilo Sarrazin ist schon nicht mehr dabei.

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