Montag, 28. Februar 2011

Mal was anderes: Leistungsschutzrecht

Um mal was anderes als immer nur über Karl Theo zu sprechen, weise ich mal kurz auf das Thema Leistungsschutzrechte hin, an dem Verlage und Zeitungen arbeiten. In diesem Artikel wird kurz und verständlich erklärt, warum das überflüssig und unsinnig ist: http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/medien/noch_ein_gebuehrenmodell_1.9528929.html

Sonntag, 27. Februar 2011

Rezension der Guttenberg-Arbeit jetzt online

Die Rezension des Beremer Wissenschaftlers, der den Stein der Plagiatsaffäre ins Rollen gebracht hat, ist jetzt online zu lesen: http://www.kj.nomos.de/fileadmin/kj/doc/zu_guttenberg.pdf

Gleich der erste Satz ist aber abschreckend. Wer den Titel "Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU" schon sperrig findet, der hat noch nicht allzuviele Dissertationen gesehen, scheint mir. Es fehlen die Worte "im besonderen und allgmemeinen", "unter besonderer Berücksichtigung" und ähnliches., von Fremdwörtern, die man erstmal nachschauen muß ganz abgesehen, oder von Themen, bei denen man erstmal nachschauen muß, ob es sich um eine Diss aus der Biologie, der Philosophie oder vielleicht der Medizin handelt. Dieser Einstieg ist billig und ermöglicht den Guttenberg, die Rezension direkt als parteiisch zu bewertern.

Freitag, 25. Februar 2011

Zu Guttenberg als Schoßhündchen

Ich lese eine Menge zum Thema Guttenberg, aber natürlich nicht alles. Was mir bisher noch nicht untergekommen ist, ist eine Betrachtung der Angelegenheit unter dem Blickwinkel von Frau Merkel, die einen möglichen Konkurrenten, dem ja schon die Kanzlertauglichkeit zugesprochen wurde, erst einmal wieder zurück auf seinen Platz verwiesen hat (an dieser Stelle könnten auch derbere Begriffe stehen, z.B. welche, die mit dem Griff nach den männlichen Organen zur Herstellung der Fortpflanzungsfähigkeit zu tun haben). Natürlich sähe Angela Merkel jetzt nicht gut aus, wenn sie ihren Verteidigungsminister verlieren würde. Aber wann hat ein Kanzler dabei schon einmal gut ausgesehen? Nach neuesten Meldungen bekommt zu Guttenberg jetzt sogar mehr Geld für seinen Bundeswehrreformpläne (was die FDP auf den Plan ruft). Vielleicht kriegt er demnächst noch das ein oder andere Zückerchen, wenn er artig fragt (oder laut kläfft, um sein Macherimage zu stärken), und "Mutti" wird es ihm lächelnd geben. Aber wenn er es denn einmal übertreiben sollte, wird sie ihn anschauen und fragen "Willst Du das denn auch wirklich haben?", und dann wird KTG wieder kleinlaut in sein Körbchen gehen und murmeln "Warts nur ab, irgendwann...". Bis dahin wird Frau Merkel sich wieder gemütlich zurücklehnen und wissen, daß sie sich um einen Bayern weniger kümmern muß.

Mittwoch, 23. Februar 2011

Geht das nicht besser?

Heute Mittag habe ich mir etwas besonderes gegönnt und mal wieder Phönix geschaut, die aktuelle Stunde zum Fall "Guttenberg". Ich konnte nicht so konzentriert zuschauen, weil noch zwei Kinder hier herumwuselten (okay, nur ein Kind - der Achtjährige saß auf dem Sofa und rief Zwischenkommentare wie "Warum hast Du es dann nicht geschrieben?"). Außerdem kam mir meine Ungeduld und mein Hang zum Fremdschämen dazwischen. Fremdschämen wegen Herrn Guttenberg, der sich ein ums andere Mal entschuldigte, ohne den Umfang und die Art seines Fehlers erkennen zu wollen. Ungeduld wegen der Abgeordneten, die umständlich ihre Fragen formulierten, keinen Biß zeigten, und in kurzer Zeit ihre Fragen nicht umstellen konnten, wenn ein anderer Abgeordneter schon etwas ähnliches gefragt hatte.

Zu erkennen war, daß KTG sichtlich getroffen war und allmählich merkte, in welchen Schlamassel er sich gebracht hatte, wie gesagt aber ohne zu erkennen oder zuzugeben, daß der Fehler kein Versehen gewesen sein konnte. Er hatte wenig hochfahrendes oder arrogantes an sich (oder er ist der beste Schauspieler seit Marlon Brando und Jack Nicholson). Als ich ihn so sah, fragte ich mich, warum keiner schnell eine Strategie entwicklte, Guttenberg auf die verständliche Tour entgegenzukommen und auf die Versuche, Guttenbergs, sich wie ein kleiner Junge zu entschuldigen und um Verständnis angesichts der schwierigen Situation - junger Familienvater, Abgeordnetenamt, spät abends am Schreibtisch - einzugehen. Wenn ein väterlicher Abgeordneter gekommen wäre und gesagt hätte: "Ja, Herr zu Guttenberg, es war vielleicht ein bißchen viel, was sie sich da vorgenommen hatten. Dazu die strengen Maßstäbe des Vaters und auch des Großvaters, die Familientraditionmit einer langen Reihe vortrefflicher Vorfahren, die großes geleistet haben, und die sich daraus ergebenden hohen Ansprüche an Sie, und auch der eigene Wunsch, durch den Doktortitel den Makel des Halbjuristen von sich zu waschen, der zeitraubende Job des Abgeordneten in ihrem Wahlkreis, in dem ihnen die Zuneigung der Menschen entgegenfliegt, und der Wunsch, die lange schon andauernde Arbeit, sieben Jahre sagten sie, endlich abzuschließen, und diesen Berg an Papieren auf ihrem Schreibtisch nun ein für allemal zu den Akten legen zu können, das kann ich gut nachvollziehen." Kurze Pause - und dann: "Es ist eine große Bürde." Wahrscheinlich hätte KTG für zehn Minuten nicht antworten können, weil ihm ein dicker Kloß im Hals gesessen hätte.

Danach Auftritt Jürgen Trittin.

Eigentlich sollte das als Kontrapunkt schon reichen, aber als Idee könnte man reinreiben, daß man überhaupt kein Verständnis aufbringen müsse für das selbstverschuldete Unglück eines eitlen Menschen, der vielleicht viel Arbeit, aber gewiß keine finanziellen Nöte während der Dissertation hatte, und sich auch im Falle eines Mißerfolgs keine Sorgen um die berufliche Zukunft zu machen brauchte. Wer wie Guttenberg permanent darauf hinweist, wie schmerzlich ihn der Verlust des Doktortitels trifft, der müßte doch auch wissen, daß das damit verbundene Renommee durch die damit verbundene Anstrengung und die intellektuelle Leistung herkommt.

Naja, vielleicht kam das später.

Es gibt mehr als einen Grund, warum ich nicht Politiker oder sonstwie erfolgreich bin, aber angesichts der Möglichkeiten, sich zu informieren und Mitarbeiter darauf anzusetzen, ein Drehbuch für so eine Fragestunde zu entwickeln, frage ich mich, warum so wenig Druck auf zu Guttenberg aufgebaut wurde. Von den Fragen, die ich gehört habe, hat keine ihn wirklich in den Würgegriff genommen. Auch renommierte Zeitungen stellen jetzt schon ohne Zweifel fest, daß zu Guttenberg sich ein Fehlverhalten zu Schulden kommen ließ, das nicht mit Versehen oder Schludrigkeit zu erklären ist. [1] Trotzdem halte ich es für vollkommen kontraproduktiv, wenn Sigmar Gabriel zu Guttenberg mit Silvio Berlusconi vergleicht. Das ist schon ein erheblicher Klassenunterschied im Fehlverhalten, in vielerlei Hinsicht. Wie SPIEGEL ONLINE schreibt, attackierte Unions-Fraktionsvize Andreas Schockenhoff Gabriel dafür: "Das ist infam, das ist unanständig, und das ist unter der Gürtellinie". Durch solche überzogenen Angriffe werden nur die Reihen der Guttenberg-Anhänger geschlossen, die ihren Minister und ihre Lichtgestalt gerne behalten wollen.

Einen Angriffspunkt hat nach meinem Wissen kein Abgeordneter genutzt. Guttenbergs Arbeit wurde "summa cum laude", also mit einem Sehr Gut bewertet. Guttenberg selbst hat aber gesagt, daß er Blödsinn geschrieben hat. Das paßt doch nicht zusammen. Nach meinem Wissen sind Jura-Professoren sehr sparsam mit Spitzennoten. Wer ein "Gut" bekommt, kann schon sehr stolz auf sich sein, und mit einem "Sehr Gut" stehen einem alle Karrierewege offen. Auch die Einkommensunterschiede zwischen den besten Juristen und dem Durchschnitt sind sehr groß. Hatte zu Guttenberg da kein komisches Gefühl, als er von seiner Note erfuhr?

Die Note wirft aber auch ein seltsames Licht auf seinen Doktorvater, der zu Guttenberg angeblich während der ganzen Zeit gut betreut hat. Ist ihm beim Lesen der Arbeit nichts aufgefallen, was den wechselnden Schreibstil angeht? Eine Arbeit, die aus so vielen verschiedenen, unüberarbeiteten Teilen zusammenkopiert wurde, muß doch seltsam zu lesen sein. Oder hängt die gute Note des Ministers mit den großen Spenden zusammen, die die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät von der Rhön-Klinikum AG erhält, an der die Familienstiftung der zu Guttenbergs etwa ein Viertel der Aktien hält? Ich bin überrascht, von diesen Spenden bisher noch nicht an anderer Stelle gelesen zu haben.

Schalten Sie bald wieder ein, wenn ich ein klein bißchen auf die schönen Sprüche eingehe, die Herr zu Guttenberg auf seiner Homepage bereithält.




[1]Z.B. FAZ und ZEIT
http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~EFD4E1E1A128C4A388760CEE978C4A7A1~ATpl~Ecommon~Scontent.html
http://www.zeit.de/studium/hochschule/2011-02/kommentar-guttenberg-plagiat?page=all

Montag, 21. Februar 2011

Uni Bayreuth und Yale: berühmte Alumni

Für die großen Gedanken und sorgfältige Vergleiche fehlt gerade die Zeit, aber mir fällt eine Idee für ein T-Shirt ein. Die beiden Köpfe von George W. Bush und von Karl Theodor zu Guttenberg nebeneinander, darüber die der Schriftzug von Yale und der Uni Bayreuth, und unten drunter steht: Berühmte Absolventen oder so etwas.

Naja, nicht die Neuerfindung des Humors, aber wenigstens von mir. Grafik kann ich nicht, wer will, darf.

Sonntag, 20. Februar 2011

I want to believe - Guttenberg-Fanboys

Mal schauen, wie lange Karl Theodor "Xerox" zu Guttenberg noch braucht, um die Vorwürfe gegen ihn und seine Doktorarbeit zu erklären. Was bisher an Vorwürfen gegen ihn zu lesen ist, ist schon heftig, jedenfalls in meinen Augen, der mal eine Uni besucht hat, wenn auch ohne Abschluß verlassen hat. Eine solche Menge an fremdem, nicht befußnotetem Text kann jedenfalls nicht mit Versehen erklärt werden.

Ich fand zu Guttenberg (Mir fällt auf, daß ein "zu" oder ein "von" als Namensbestandteil seit einiger Zeit in weiten Teilen der Presse weggelassen wird. Gibt es afür einen bestimmten Grund? Wer hat den Trend gesetzt?) von Anfang an weder sonderlich sympathisch noch unsympathisch. Nein, sympathisch fand ich ihn nicht, aber ich hielt es doch für möglich, daß seine Erziehung ihn auf Herausforderungen vorbereitet hat, wie es bei vielen anderen Politikern nicht der Fall zu sein scheint. Finanzielle Unabhängigkeit ist ja auch keine schlechte Sache für Politiker, und ein Wehrdienst bei den Gebirgsjägern ist zumindest eine sportliche Herausforderung der eigenen Robustheit, denke ich.

Seine eigene Präsentation als AC/DC-Fan, vor allem zusammen mit seiner Frau, fand ich aber peinlich und aufgesetzt. Und seine Frau ist auch eher eine Belastung als ein Pluspunkt (Wie kann an sich allen Ernstes über moderne Popmusikerinnen beschweren und dann selbst bei mehreren Anlässen ein Dekollete präsentieren, das einem vor dreißig Jahren von vielen CSU-Wählerinnen noch die Bezeichnung "Flittchen" eingebracht hätte? Natürlich kann man die Outfits von Lady Gaga und anderen kritisieren, aber dann sollte man schon so formulieren, daß man nicht selbst mit in die Grube fällt.), und Gel im Haupthaar eines Politikers ist auch nicht so toll.

Aber um zum Punkt zu kommen: Was mich am meisten stört, sind die Fanboys, die sich jetzt überall zu Wort melden, sei es via Facebook, wie der SPIEGEL meldet, oder noch schlimmer, im hiesigen Anzeigenblatt. Da fragt sich Redakteur Frank Möll, ob es bei den Plagiatsvorwürfen um die Reinheit der Wissenschaft geht, oder darum, einen Superstar zu entzaubern. "Die Plagiatsvorwürfe sollen Sie zu einem Taugenichts reduzieren, einem Abschreiber, einem Betrüger". Ja, genau darum geht es, denn wenn die Vorwürfe stimmen, dann ist Guttenberg genau das.

Brr, es ist wie immer, während ich schreibe, tun sich beim googlen immer weitere Abgründe auf. Redakteur Möll gibt an, "große Teile" des Artikels beim "Kollegen" F.J. Wagner abgeschrieben zu haben. Ich habe gerade den Artikel von Wagner gelesen und frage mich, wo denn die eigenen Worte von Möll zwischen den "großen Teilen" zu finden sein sollen. Der Artikel ist fast komplett identisch. Ich werde morgen beide Artikel mal nebeneinander legen und suchen. Möll erwähnt, daß nirgendwo soviel abgeschrieben und Ideen geklaut werden wie in den "Redaktionsstuben dieses Landes". Und deswegen wollen die Zeitungen jetzt auch ein Leistungsschutzrecht haben, das schon einzelne markante Textzeilen, Begriffe oder Überschriften als schutzwürdig ansieht . Und bei Guttenberg geht es darum, einen guten Mann kaputtzumachen. Halt, erstmal geht es darum festzustellen, daß Guttenberg gar kein guter Mann ist.

Aber das ist jetzt zu viel für heute Abend, ich mache eine Fortsetzungsgeschichte draus.