Montag, 29. November 2010

Kathrin Passig zum Thema Leseverhalten und Zukunft des Buches

Kathrin Passig ist mir schon mehrfach als interessante Denkerin aufgefallen. Und ihr neuer Artikel aus dem Merkur zum Thema "Zukunft des Buches" ist auch wieder höchst lesenswert: http://www.online-merkur.de/seiten/lp201012bde.htm

Ich werde das "Lexikon des Unwissens" auf meinem Amazon-Wunschzettel mal weiter nach oben schieben.

Nachtrag am 2.12.: Die Redlichkeit erfordert es, auf einen Artikel hinzuweisen, der schon im Februar 2009 mit dem Titel erschien: "Papier ist Vinyl". Der Artikel von Kathrin Passig reicht zwar weit darüber hinaus und bringt viele neue Beobachtungen, aber der FAZ-Artikel ist deutlich älter. Und so rasant, wie hier die Entwicklung ist, finde ich das schon erwähnenswert.

Montag, 22. November 2010

Der unheilige Campino?

Gerade läuft auf WDR2 das Lied "Geboren, um zu leben". Am Anfang habe ich nicht gewußt, von wem das Lied ist und dachte immer so was wie "Hey, machen die Toten Hosen mal was ohne E-Gitarren?" oder "Hat Campino den Xavier Naidoo in sich entdeckt?" Ich finde, daß die Stimmen sich sehr ähnlich anhören und in letzter Zeit ist Campino ja auch nachdenklich geworden (Papa geworden, Trennung, im Kloster gewesen und Einkehr gehalten). Da hätte so ein Lied schon gut gepaßt. Aber hab ich falsch gedacht.

Sonntag, 21. November 2010

Ein Interview mit Ilja Trojanow

Ich komme zu nichts, weil die kleinen Dinge des Alltags geregelt sein wollen, und weil Spiegel Online, der Perlentaucher, heise.de und ebay jeden Tag so viele Artikel in den Rechner spülen, daß ich gar nicht zum Selberschreiben komme. Deswegen nur eine kurze Erwähnung einer Interviewperle, die ich hochininteressant fand und in der so viele anregende  und persönliche Gedanken vorkommen, daß ich sie als ein Beispiel dafür, womit ich meine Zeit im Internet gerne verbringe, gerne hervorheben will. Ein Interview eines türkischstämmigen Politikwissenschaftlers (der in die Türkei gegangen ist, weil er dort eine bessere Zukunft für seine Familie und sich sieht) mit Ilja Trojanowerenguevercin.wordpress.com/ilija-trojanow/

Kurzer Hinweis: Der in dem Interview erwähnte Richard Burton ist nicht der englische Schauspieler (man doch nie, für was die sich alles interessieren), sondern ein anderer.

Über das Blog grenzgängerbeatz, in dem das Interview stattfindet (kann man das so sagen?), bin ich jetzt schon mehrfach gestolpert, und es waren mehrere gute Dinge dabei. Deswegen werde ich das in meine Blogroll aufnehmen.

Und um wieder zum großen Sowohl-als-auch zurückzukommen (ich denke noch darüber nach, dieses Blog umzubenennen in "Zwischen allen Stühlen"): In dem Interview kommen viele interessante Gedanken zum Islam vor, die mich auch selbst überraschen. Aber wenn ich mir sowas durchlese (ich gebe zu, das paßt nicht direkt zu einander), dann spüre ich den Thilo mit dem Flammenschwert in mir aufwachen und man sucht den festen Punkt, an dem man die Welt aus den Angeln haben kann.

Dienstag, 16. November 2010

Neuer Perso doch zu etwas nütze

Der neue elektronisch Personalausweis kann mehr, als ich bisher wußte. Mit seiner Hilfe kann man sich auch prima mit Pseudonym im Netz bewegen. Aber trotzdem wäre es mir lieber gewesen, diese Funktionen in einer separaten Karte zu haben, zum einen weil ich nicht finde, daß der Staat mir beim Einkaufen helfen muß, und zum anderen weil dann neue Probleme auftreten können.

Freitag, 12. November 2010

Der elektronische Personalausweis ist gehackt!

Ich fragte mich die ganze Zeit, wie sinnvoll es ist, daß auf dem neuen Personalausweis irgendwelche Identifizierungsmöglichkeiten für den Onlineeinkauf drauf sind, und ob es nicht besser wäre, wenn man eine andere Karte hätte, die fast genauso sicher zertifiziert ist wie ein Perso, aber nicht ihre ganze Glaubwürdigkeit verliert, wenn eine Schwachstelle gefunden wird, weil sie dann leichter ausgetauscht werden kann. Oder bei der es sogar möglich wäre, anonym einzukaufen und nicht bei jedem Einkauf einen Hinweis auf irgendwelche (wenn auch harmlosen) Vorlieben zu geben, die ein Händler dann weiter ausforschen und austesten kann. Und bei der es sogar Konkurrenz zwischen Anbietern geben könnte, die unterschiedliche Geschäftsmodelle anbieten. Tja, da kommt auch schon die Meldung, daß der neue Perso gehackt worden ist. Ich kann nicht genau sagen, was das bedeutet, aber mir wäre es lieber, wenn dieser Fehler bei einem privaten Anbieter geschehen wäre als bei der einzigen Überprüfungs- und Ausgabestelle für dieses Ausweisdokument.

"...mit Repressionsandrohung erzwungenes Dienerverhalten"

Bei MSN.de komme ich gerade auf die Nachricht, daß in Berliner Problembezirken es häufiger vorkommen soll, daß Jugendliche von anderen Jugendlichen "versklavt" werden. Mitschüler müssen laut Zeitung die Schultaschen ihrer Peiniger tragen, sie erledigen Botengänge, besorgen Zigaretten und Getränke oder machen die Hausaufgaben der Erpresser. Wenn denen die Erledigung der Aufgaben nicht gefalle, gebe es Prügel, schreibt die Berliner Zeitung.

Nun, zu diesem Thema an sich will ich mich gar nicht groß äußern, aber es ist ein Zitat des Neuköllner Bürgermeisters Heinz Buschkowsky in den Artikeln enthalten, daß den Sachverhalt zwar richtig beschreibt, aber dem Geschehen nicht wirklich nahekommt. Buschkowsky wird mit den Worten zitiert, daß es "ein mit Repressionsandrohung erzwungenes Dienerverhalten" an Neuköllner Schulen gebe. Übersetzt heißt das, daß Mitschüler Schultaschen tragen müssen, Botengänge erledigen, Zigaretten oder Getränke besorgen oder die Hausaufgaben ihrer Peiniger machen. Wenn irgendetwas nicht zur Zufriedenheit erledigt wird, dann gibt es Prügel. Ich will Buschkowsky keineswegs der Verharmlosung bezichtigen. Ich denke eher, daß man so eine distanzierte Sprache bemüht, wenn man schon viele solcher Meldungen auf dem Schreibtisch hatte und einem verschiedene Widrigkeiten des Lebens nicht mehr fremd sind.

Und bevor jetzt wieder alle Angst vor Neukölln bekommen: Außer in der BILD und in der Berliner Zeitung war diese Meldung noch in keiner anderen Zeitung mit Google News zu finden. Also erstmal schauen, was daraus wird. Woanders ist es nämlich auch keineswegs heimelig, auch nicht im reichen Düsseldorf. Da hat ein 16jähriger Heimkinder dazu gezwungen, für ihn Spenden zu sammeln.

Donnerstag, 11. November 2010

Ist schwul ein manchmal passables Schimpfwort oder geht das gar nicht?

Der amerikanische Schauspieler Vince Vaughn hat Ärger, weil er in seinem neuen Film Elektroautos als "schwul" bezeichnet. Das geht ja gar nicht, höre ich schon alle Leute tönen.Und die Notwendigkeit für eine Kampagne wie "It gets better" scheint leider gegeben zu sein (ich muß gestehen, ich kann das nur medial betrachten, in meiner persönlichen Umgebung passiert da zuwenig). Nun, ich finde auch, daß man seine Worte wägen sollte. Und ich finde es auch dumm, alles, was einem selbst nicht gefällt, als schwul zu bezeichnen. In dem Sinne wird es wohl heutzutage meistens von Jugendlichen benutzt. Das nervt dann schon, weil es in die Richtung geht, daß Schwulsein an sich gar nicht geht.

Aber als ich heute einen Werbespot für Ferrero-Küßchen sah, war mein Gedanke auch "Mann, das wirkt aber reichlich schwul", auch wenn ich nicht den Eindruck hatte, daß die Darsteller homosexuell wären. "Tuntig" als Schmähung hätte es aber auch nicht getroffen. "Nicht-authentisch" wäre reichlich geschraubt, außerdem fehlt die Schmähung. Der Werbespot wirkte einfach nicht so, wie sich drei Männer verhalten würden, wenn sie alleine wären und es um fehlenden schokoladenhaltigen Süßkram ginge, und andererseits müssen sich drei Männer in einem Raum auch nicht jederzeit gegenseitig ihre Heterosexualität versichern, wenn sie was Süßes essen wollen.

Aber mich ärgert die Aufregung um die Äußerung von Vince Vaughn, weil darin der Versuch zum Ausdruck kommt, jedweden Konflikt und jede Schmähung im Zusammenleben vermeiden zu wollen. denn wie sollen Auseinandersetzungen denn dann noch ablaufen?

Außerdem frage ich mich, ob es eine nachhaltige Entwicklung ist, wenn keinerlei Unwohlsein gegenüber Homosexualität mehr zum Ausdruck gebracht werden kann. Im Spiegel wurde vor einiger Zeit eine kalifornische Schönheitskönigin als homophob bezeichnet, weil sie gegen die Schwulenehe ist. Ist das schon Homophobie? Wenn ich meine Ralf-König-Comics als Quelle benutze, dann sind auch eine ganze Menge Schwule gegen die Schwulenehe. Und bei Ralf König finde ich in seinen neueren Werken jedenfalls mehr schwulenkritisches und sogar schwulenfeindliches (Ralf König muß allerdings dafür einen Hund sprechen lassen) als in der ganzen Mainstream-Presse, die ich so verfolge. Ja, es gibt schon einen Rollback durch verschiedene Rollen in Bully-Filmen, und Oliver Pocher zieht wohl auch immer wieder mal Schwulenwitze von schwacher Qualität hervor, bei denen Schwule nicht mitlachen wollen (ich lese das nur,  daß das so sein soll, Oliver Pocher meide ich).

Ich halte es für sinnvoll, Sprache bewußt zu benutzen und unnötige Verletzungen zu vermeiden. Aber wenn Streit nicht mehr möglich ist, dann finden Vorurteile und Diskriminierung andere Wege, um ihr Ziel zu erreichen.

Ich merke, dieser Text ist eher im Rohbau, aber ich will ihn jetzt losschicken, anstatt ewig weiter zufeilen, bis ein paar Pointen mehr drin sind und der Gedanke noch klarer wird. Aber den Link auf die South Park-Folge, in der es um das Recht geht, Rocker auf lauten Harleys als Schwuchteln zu bezeichnen, den setze ich noch: South Park Episode 132: Bike Curious. Und die Nachricht darüber auf einer schwulen Webseite auch noch. http://www.queer.de/detail.php?article_id=11338

Dienstag, 9. November 2010

Schäubles Umgang mit "Schutzbefohlenen"

Gelesen hatte ich gestern schon von der Pressekonferenz, auf der Finanzminister Wolfgang Schäuble recht grob mit seinem Pressesprecher umgegangen war. Gerade habe ich mir das Video angeschaut, und da kommt auch schon die Meldung, daß Pressesprecher Michael Offer zurückgetreten ist, weil er gemerkt hat, daß er nicht mehr das volle Vertrauen seines Chefs hat.

Nun kann man verschiedenes zu der Sache sagen. Zum einen ist doch ziemlich klar, daß der Pressesprecher vorher wohl nicht so fix gearbeitet hat wie Schäuble sich da vorgestellt hat und dann auch noch eine klare Anweisung seines Chefs nicht beachtet hatte. Das muß Schäuble sehr geärgert haben, sonst wäre er nicht so angefressen gewesen.
Zum anderen hätte Wolfgang Schäuble sich wirklich stärker auf die Zunge beißen müssen. So geht man nicht mit Mitarbeitern um, auch wenn diese einen vermeidbaren Fehler gemacht haben. Aber (man beachte meinen Hang zum Parallensucxhen und große-Bögen-schlagen) ich meinte in Schäubles Verhalten so was ähnliches wie einen Lachanfall bemerkt zu haben. Er konnte sich nachher einfach nicht mehr zurückhalten, auch wenn er merkte, daß er es übertrieb. Seine Stimmung war aber wohl zu aufgedreht.

Aber die schönste Aussage zu der Sache kommt mal wieder aus der SPD von Carsten Schneider: "So, wie sich Minister Schäuble aufgeführt hat, geht man mit Schutzbefohlenen nicht um." Brrr, da schüttelt es mich doch vor lauter Gutmenschentum. Ein Pressesprecher ist kein Schutzbefohlener. Wer so einen Posten haben will, der sollte schon wissen, daß es da manchmal ruppig zugeht, sei es durch Unnettigkeiten vom politischen Gegner, oder eben auch vom Chef, der seine Ziele erreichen will und dabei Unterstützung einfordert. Es geht ja auch um was, es geht ums Gewinnen oder Verlieren, da hört der Spaß nun mal auf. Nebenbei wird ein Ministeriumssprecher auch ein gewisses Gehalt bekommen, daß etwas über dem Durchschnitt liegt. Und dieses Gehalt muß man sich verdienen. Es regt mich auch immer auf, wenn sich hochbezahlte Manager oder Fußballprofis als Angestellte aufführen und Schutzrechte einfordern. Sorry, ab einer bestimmten Gehaltsklasse gibt es keine Gerechtigkeit, sondern nur noch Verträge, die eingehalten werden müssen, und dann muß man halt schauen, ob gegen den Vertrag verstoßen wurde oder nicht. Das heißt nicht, daß in diesen Verhältnissen jedweder Anstand überflüssig ist, keineswegs, und Schäuble hat sich definitv im Ton vergriffen. Aber Schutzbefohlen ist man aber einer bestimmten Gehaltsklasse einfach nicht mehr.

Freitag, 5. November 2010

Es kommt nicht darauf an, wo Einwanderer herkommen, sondern darauf, wo sie hingehen

Ein nicht ganz taufrischer Artikel, auf den ich schon seit mehr als einem Monat hinweisen will, den man Thilo Sarrazin und Horst Seehofer und ihren Fans an die Stirn tackern sollte, die momentan wenig zu kapieren scheinen, und von denen mir mir Horst Seehofer als der wesentlich unsympathischere erscheint, weil er seinen Blödsinn so vollkommen nach Wetterlage  herauszuposaunen scheint. Wenn nächste Woche Umfragen ergeben würden, daß potentielle Wähler der CSU mit Türken eigentlich ganz gut auskommen, aber dafür sehr Amerika-kritisch eingestellt sind, würde ihm bestimmt auch dazu was ganz Schlaues einfallen. Wirklich, es ist weniger die Meinung, die mich anekelt, als die Leichtigkeit, mit der sie zur rechten Zeit hervorgeholt wird.


http://www.welt.de/die-welt/kultur/article9427069/Warum-Amerikas-Tuerken-anders-sind.html

Warum Amerikas Türken anders sind

Von Hannes Stein
Über Thilo Sarrazin und sein umstrittenes Buch können wir von hier aus nichts sagen - weder im Guten noch im Bösen. Das Werk wurde noch nicht ins Englische übersetzt, es liegt nicht bei "Barnes and Noble" herum. Allerdings kann man jenseits des Atlantiks immerhin ein paar Dinge zu dem großen Thema "türkische Diaspora" anmerken. Dabei geht es, nota bene, nicht um Türken in Deutschland, sondern um Türken in Amerika.



Donnerstag, 4. November 2010

Auch anderswo gibt es Probleme mit Zahlen

Via Bildblog.de via den Blog Kobuk  lese ich eine Geschichte über das angeblich teuerste Wohnhaus der Welt, das sich ein indischer Milliardär bauen ließ. Die in den meisten Medien zu lesenden Zahlen, was den Baupreis angeht, schwanken zwischen 700 Mio. Dollar und zwei Millarden Dollar (überwiegend wird die Zahl 1 Mrd. Dollar genannt).

Wenn man sich das Haus anschaut, wirkt das etwas überbezahlt. Denn für unter 1,5 Milliarden Dollar bekommt man schon so was:


Das ist das Burj Khalifa, das momentan höchste Gebäude der Welt. Falls jetzt jemand mit der Innenausstattung kommt, die möglicherweise sehr teuer war: das Superhotel Burj al-Arab in Dubai, das angeblich 7 Sterne hat, hat auch nicht mehr als 1,6 Mrd. Dollar gekostet, und da wurde gewiß  nicht an der Innenausstattung gespart.

Nur die englische Wikipedia nennt die Summe von 50-70 Mio. Dollar. Das ist ja mal wieder ein Unterschied. Aber um es kurz zu machen: In der Blog-Meldung wird es am Ende aufgelöst. Zu der Zeit, als die Baukosten zum ersten Mal an die Öffentlichkeit kamen, entsprachen 50 Millionen US-Dollar ziemlich genau zwei Milliarden indischen Rupien.