Sonntag, 14. Juni 2009

Eine Nachricht an Johnny Chung Lee

Vor einiger Zeit zeigte ein Doktorand einer amerikanischen Uni, wie man mit Hilfe einer Wii Fernsteuerung einen PC fernsteuern kann und so durch ein bißchen bastelei und mit wenig Geld eine elektronische weiße Wandtafel nachbauen kann, die sonst etwa 2000 Dollar kostet. (siehe
http://johnnylee.net/projects/)
Herr Lee hat noch mehrere andere Basteleien auf Lager, unter anderem eine einfache Sensorik, um auch unebebe Flächen als Projektionsflächen zu benutzen. Ich fände es nun interessant, diese Sensorik umgekehrt zu verwenden: Mit Hilfe eines Beamers werden Umrisse auf weiche Materialien projiziert, um diese bearbeiten zu können. Vor einiger Zeit haben Forscher eine Stonehenge-Modell aus Styropor nachgebaut. Wenn nun die Umrisse der einzelnen Steine auf die Blöcke proziziert worden wären, hätte die Arbeit auch von Laien durchgeführt worden können. Vielleicht könnte man auch eine Qualitätskontrolle für große Werkstücke anbieten.

Während ich schreibe, merke ich, daß ich noch ein wenig drüber nachdenken muß. Aber wenn ich ihm die Email schreibe und es eine gute Idee ist, dann will ich es hier vorher schon mal verkündet haben.

Gerade habe ich seine Videos bei Youtube angeschaut. Dieses Video hat mich darauf gebracht, daß das möglich sein könnte: http://www.youtube.com/watch?v=nhSR_6-Y5Kg&feature=channel

Samstag, 6. Juni 2009

Anonymität im Internet - noch was für Jens Jessen

Jens Jessen von der ZEIT findet Anonymität ja vollkommen verwerflich. Dann möge er sich doch bitte diesen Artikel von Spiegel Online durchlesen. Darin geht es darum, wie das Internet Journalisten in Lateinamerika hilft, neue Informationskanäle zu öffnen und dadurch Pressefreiheit zu erreichen. Zugegeben, das Wort "Anonymität" kommt im Artikel nicht vor, aber ob diese Journalisten so viel Zuarbeit bekämen, wenn jeder eingehenden Email ein Personalausweis zuzuordnen wäre?

Donnerstag, 4. Juni 2009

Jens Jessen in der ZEIT - man faßt es nicht

Der Journalist Jens Jessen äußert sich mal wieder in seiner wöchentlichen Videoansprache in der ZEIT so, daß sich mir die Nackenhaare sträuben. Er fordert ein Ende der Anonymität im Internet. Er pocht dort auf die Einhaltung von Regeln und regt sich auf über Pöbeleien, die dort folgenlos geschehen können, abgesehen von dem dort stattfinden Diebstahl geistigen Eigentums. Konsequenz kann für ihn nur sein, daß die Anonymität im Internet abgeschafft wird.

Wenn Herr Jessen die Anonymität des Internet beklagt, wie will er sie denn beseitigen? Soll vielleicht per Fingerabdruckscanner an der Tastatur festgestellt werden, daß auch tatsächlich der Inhaber der amtlich erteilten Internetbenutzungslizenz einen Kommentar verfaßt und nicht irgendein Mitglied der Wohngemeinschaft, die sich einen Telefonanschluß teilt?

Aber wie ist es denn überhaupt im "richtigen Leben"? Da geht es doch auch reichlich anonym zu. Man erkennt vielleicht Gesichter, aber was bedeutet das in einer Großstadt? Und bekommt die ZEIT denn nie anonyme Post? Trug die Briefbombe an den Wiener Bürgermeister Helmut Zilk einen Absender? Was ergibt sich denn nun daraus? Paketabgabe nur gegen Vorlage des Personalausweises? Verbindungsdatenspeicherung aller Briefe in der Bundesrepublik?

Der Link zum Video: www.zeit.de/video/player?videoID=2009052981ebae

Um den Post schneller fertig zu bekommen, habe ich mich schon ganz kurz gefaßt. Vor meinem geistigen Auge entsteht die Verbindung zu Ursula von der Leyen und dem Artikel im SPIEGEL: "Die Generation c64 schlägt zurück", aber das braucht noch einen Augenblick.

Mittwoch, 3. Juni 2009

Playmobil und die Freiheit

Ja, das klingt ein bißchen pathetisch, aber wenn es einen Grund gibt, dann darf man das auch mal ein bißchen sein.

Im März gab es Berichte um einen Streit zwischen einem Pfarrer, der mit Hilfe von Playmobilfiguren Szenen aus der Bibel nachstellte, und der Firma Geobra Brandstätter, dem Hersteller von Playmobil. Der Firma gefiel nicht, was der Pfarrer tat, weil er seine Seite Playmo-Bibel genannt hatte, und weil er die Figuren handwerklich umgestaltet hatte, z.B. ihnen Geschlechtsteile angebastelt oder die Arme verbogen, damit eine Figur besser als Gekreuzigter wirken kann. Die Firma Geobra Branstätter sah sich in ihren Eigentumsrechten verletzt und sah eine Gefährdung von Kindern gegeben, weil durch das Verformen der Figuren mit Kerzen Nachahmungsgefahr gegeben sei.
Bevor ich hier noch irgendetwas riskiere, weil ich den Streit falsch darstelle, verweise ich auf einen zeitungsartikel, in dem das Ganze geschildert wird: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/856/463464/text/

Als das Thema aktuell war, habe ich mich durch verschiedene Artikel und Kommentare zu den Artikeln gelesen, wo sie vorhanden waren. Die meisten Leute standen auf der Seite des Pfarrers, weil das doch so originell sei, was der mache, und kritisierten die Firma Geobra. Aber nicht, weil deren Forderung anmaßend gewesen sei, sondern weil es für den Erfolg der Firma schlecht und ungeschickt wäre, so gegen einen Kunden und gegen eine Publikation im Internet anzugehen. Das würde doch überhaupt nichts bringen. Ein Kommentator sprach mir dann aus dem Herzen, als er meinte, es wäre bitter, daß keiner bisher begriffen hätte, daß es hier um das Thema Freiheit geht. Was darf ich, und was darf mir jemand anderes vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe.
Die Urheberrechte von Playmobil werden durch die Arbeit des Pfarrers verletzt. In keinem Artikel, den ich gelesen habe, wurde gefragt, ob die Urheberrechte überhaupt so umfassend sind. Ist das nicht mit dem Erschöpfungsgrundsatz erledigt? Ich kann verstehen, daß Playmobil etwas gegen den Namen "Playmo-Bibel" hat. Ich weiß zwar nicht, ob das Wort "Playmo" geschützt ist, aber eine gewisse Verwechslungsgefahr würde ich da zugestehen. Aber ansonsten? Die Gefährdung von Kindern durch das Hantieren mit Hitze sehe ich nicht gegeben, und selbst wenn, dann müssen die Eltern bitteschön achtgeben (ja, ich habe selbst Kinder).

Geobra Brandstätter hat auf seiner Homepage eine Stellungnahme zur Veränderung von Playmobilfiguren und -teilen veröffentlicht. Ich hoffe, daß sich ein Jurist diese Stellungnahme mal anschaut und kommentiert. Ich habe den Eindruck, daß dort Rechte und pflichten beschrieben werden, die gar nicht bestehen.

Joanne K. Rowling wollte afaik durchsetzen, daß Harry-Potter-Bücher nicht im Schulunterricht eingesetzt werden, weil sie nicht wollte, daß Schüler zum Lesen ihrer Bücher gezwungen werden. Damit ist sie nicht durchgekommen. Ihr Verlag hat aber den Versuch unternommen, Unterrichtsmaterialien und Sekundärliteratur zum Thema zu verhindern. Ob der Versuch erfolgreich war, weiß ich nicht, aber Leute mit wenig Streitlust und ohne Rechtsschutzversicherung wirkt die Aussicht, sich mit einem Großverlag anzulegen, gewiß schon abschreckend (siehe http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=18461082&top=SPIEGEL).

Momentan ist der Streit um Pirate Bay noch aktuell. Diese Leute als Vertreter von Freiheit anzusehen halte ich für reichlich übertrieben. Aber der Streit um die Playmo-Bibel zeigt doch, daß Urheberrechte nicht nur eine finanzielle Bedeutung haben, sondern sich auch auf die Freiheit des Einzelnen auswirken.

Ich versuche, in Zukunft etwas regelmäßiger zu schreiben. Dann liest es sich nicht so holprig, und vielleicht komme ich auch schneller zum Punkt. Mal schauen.

Dienstag, 2. Juni 2009

Was haben die Allianz-Versicherung und die Björn-Steiger-Stiftung miteinander zu tun?

Eigentlich will ich etwas anderes schreiben, aber die Formulierungen haken noch. Deswegen nutze ich diesen Platz, um einmal auf einen interessanten Artikel hinzuweisen, der auch schon nicht mehr ganz frisch ist. Im Magazin telepolis findet man immer wieder mal interessante Artikel. Einer behandelte die Wirtschaftskrise in Spanien etwa zwei oder drei Wochen, bevor sie in den übrigen Medien behandelt wurde, die ich so verfolge. Bloggern wird ja vorgeworfen, sich hauptsächlich auf andere Medien zu beziehen, aber das ist ja in vielen Fällen auch durchaus sinnvoll, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.

In diesem Artikel geht es um die Verbindung des Allianz-Finanzkonzerns und der gemeinnützigen Björn-Steiger-Stiftung. In den letzten Monaten wird viel über Managermoral geredet und über Gier. Die Diskussion scheint schon auf die Metaebene gerutscht zu sein, um einzelnes Geschäftsgebahren geht es gar nicht mehr, sonst hätte man von der Geschichte vielleicht mehr gehört.
Ein kleiner Appetizer:
"Weil die Stiftung die Defibrillatoren in großer Stückzahl orderte und damit eine enorme Preissenkung erzielte, kam sie einigen kommerziellen Medizingerätehändlern in die Quere. Einer dieser Händler verfügte über persönliche Kontakte zu einem Finanzbeamten, dem er im Jahr 2006 seine Steuerstrafanzeige gegen die Steiger Stiftung übergab. Während zuvor ähnliche Anzeigen missmutiger Konkurrenten als objektiv unbegründet, schnell wieder eingestellt wurden, widmete der Bekannte dieses Medizingerätehändlers der Anzeige große Aufmerksamkeit und blies sie zu einer Millionen schweren Steuerstreitsache auf. ...
Dies hatte zur Folge, dass die Steiger Stiftung innerhalb kurzer Zeit insgesamt 1,6 Mio. Euro schnellstens aufbringen musste ..."

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