Sonntag, 20. März 2011

Justiz in Deutschland

Eines meiner Lieblingsblogs ist das lawblog des Düsseldorfer Rechtsanwalts Udo Vetter. Da erfährt man immer wieder wissenswertes, es ist unterhaltsam geschrieben, und manchmal regt er sich auch stark auf, weil ihm eine Entwicklung echte Sorge bereitet.

Jedenfalls habe ich kürzlich den Blogeintrag "Nebenkachelmann" bei Udo Vetter gefunden und gelesen. Ein Artikel der NOZ ergänzt den Blogeintrag. Vielleicht geht das für Nichtjuristen ein wenig unter, was die Richter sich da zusammengereimt haben. Angesichts bisheriger Fälle muß man nämlich auch Unwahrscheinliches für möglich halten, wenn einem ein Fehlurteil nicht vollkommen egal. Eine solche Geschichte stand vor einigen Jahren in der ZEIT. Und wenn man so etwas liest, dann ist man in seinen Grundfesten erschüttert, und danach  möchte man das Urteil und die Begründung der Richter in die Ausgabe einer besonders dicken ZEIT stecken und dem ganzen Gericht um die Ohren hauen.

Freitag, 18. März 2011

Erweitert das Internet nur die Ignoranz?

Auf Spiegel Online ist ein Artikel zu finden, in dem ein paar Beispiele gezeigt werden, wie  Menschen unangemessen auf die Dreifach-Katastrophe in Japan reagieren. Eine Studentin regt sich über die "ganzen Japaner auf, die nur wegen dieses Tsunami-Dings ihre Angehörigen anrufen wollen", obwohl sie lernen müsse. Andere Amerikaner verweigern mit Bezug auf Pearl Harbour jedwedes Mitgefühl gegenüber den Opfern (das hatte ich schon vorher mitbekomme, weil ich bei Twitter ein Follower von Anke Groener bin).

Nun, diese Meldung läßt über vieles nachdenken, zum Beispiel den Mangel an Empathie bei einigen dieser Menschen (hier eine Meldung, daß die Empathiefähigkeit bei jungen Menschen angeblich stark zurückgeht). Oder daß Empathie möglicherweise bei einigen Menschen auf die Gruppe beschränkt ist, der man selbst angehört.

In dem SpOn-Artikel wird aber auf etwas anderes verwiesen, das recht interessant ist. Einer der zitierten Menschen, Keith, sagt auf seiner Homepage: "Ich diskutiere nicht, ich sage meine Meinung." Zwei polnische Forscher haben  im Jahr 2010 eine Debatte in einem Forum untersucht und kamen zu dem Schluß: "Die untersuchten Debatten führen überhaupt nicht zu einer Konsensbildung. Wenn überhaupt, führt der Austausch zu einer wachsenden Kluft zwischen den Teilnehmern."

SpOn sieht damit die Lage im digitalen Dorf, also in der Provinz, im Gegensatz zur digitalen Großstadt (wo soll die liegen?) beschrieben. Aber ich würde das nicht so sehr auf die virtuelle Landschaft beziehen. Ich denke z.B. nicht, daß sich die Fans und die Gegner von Karl-Theodor zu Guttenberg bei den "Demonstrationen" sonderlich ausgetauscht haben, sondern lediglich sich gegenseitig ihre Positionen oder Slogans vorgehalten haben. Im echten Leben ist es also auch nicht besser.

Interessanter ist deshalb die Frage, ob diese Ignoranz vielleicht gar nichts mit dem Internet zu tun hat, sondern Ausdruck einer menschlichen Haltung ist, die stärker wird, und auch offensiver als früher vertreten wird. Daß man sich selbst der Nächste ist.

Donnerstag, 17. März 2011

Humor - aber bitte nur der beste!

In diesem Haushalt wird ja nur auf allerhöchstem Niveau gelacht. Wer hier bei Mario Barth mit den Mundwinkeln zuckt, der kriegt Schläge mit dem Stock, das nächste Mal muß er in den See. Aber bei diesem Clip von Family Guy muß ich auch immer wieder lachen.



(Auf Deutsch ist der leider nur in schlechter Qualität zu finden. Peter hat ein Brechmittel in der Apotheke gekauft. Wer zuletzt kotzt, darf das letzte Stück Kuchen essen)

Freitag, 11. März 2011

Da hat sogar das Versagen nicht geklappt

Bisher fand ich, daß Horst Seehofer (CSU), Wilfried Scharnagel (ehem. Chefredakteur des Bayernkurier)  und Wolfgang Bosbach (CDU) die peinlichsten Verteidigungen für Karl-Theodor zu Guttenberg im Fernsehen von sich gegeben haben, die ich mitbekommen habe. Weniger prominente Fans hatten zwar auch teilweise schmerzhafte Ansichten, aber sie kamen nicht an das heran, was ich von diesen Herrschaften in Talkshows zu hören bekam. Gedruckt habe ich nur wenig Verteidigungsartikel für zu Guttenberg gelesen, am peinlichsten war der von F.J. Wagner in der BILD-Zeitung, genauso peinlich, trotz geringerer Prominenz, die fast komplette Übernahme dieses Wagner-Textes durch den Redakteur des hiesigen Anzeigenblattes. Ansonsten ist mir da  nichts weiteres im Gedächtnis geblieben.

Nun lese ich aber im Focus, daß sich auch der Schriftsteller Martin Walser auf die Seite von KTG stellt, und hauptsächlich eine Kampagne der SPD als verantwortlich für den Rücktritt sieht. Er sieht keinen Unterschied im Plagiat der Doktorarbeit zum Versuch des Abschreibens in seiner (Walsers) Abiturprüfung, der dann sogar kläglich scheiterte, ohne erwischt zu werden. Bestanden hat er trotzdem. Da hat also noch nicht mal das Versagen geklappt.

Wer das nachlesen will:

http://www.focus.de/magazin/kurzfassungen/focus-10-2011-fuer-walser-ist-guttenbergs-ruecktritt-ein-sieg-der-moral-im-namen-und-zu-gunsten-der-spd_aid_605433.html

Eine entsprechende Antwort auf Herrn Walser habe ich auch gefunden.

http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/bewaehrungsprobe_nicht_bestanden_1.9845808.html

Dienstag, 8. März 2011

Gestern Abend im Verkaufsfernsehen

Wenn nicht gerade was Fesselndes auf arte oder Phoenix (oder irgendwas mit Flugzeugträgern auf N24) läuft, dann wird in diesem Haushalt vor dem Ausschalten immer wieder mal gezappt. Von vorn bis hinten, kein Sender wird von vornherein verdammt, auch das Verkaufsfernsehen ist in unserer Senderliste enthalten. Das hat zum einen den Grund, daß ein Familienmitglied in der Examensphase gerne Verkaufsfernsehen zur Entspannung schaute, und zum anderen, daß eine der besten Seite, die ich in der Frühphase des Internets - halt, genauer gesagt, des WWW, denn damals war das WWW noch brandneu und auch Gopher noch eine junge Errungenschaft, und wer von zu Hause über den Uni-Zugang ins Internet wollte, der mußte sich um die Winsock-Einstellugen unter Windows 3.1 kümmern -  fand, die Seite eines Studenten aus Düsseldorf war, der auch gerne Verkaufsfernsehen schaute und höchst vergnüglich darüber schreiben konnte. Dieser junge Mann schreibt heute für die Seite Schandmännchen.

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja,  gestern nach 23.00 Uhr wurden auch die Verkaufssender gestreift, als mir das angepriesene Produkt auffiel und ich kurz bei Channel21 verweilte.

Worüber unterhalten sich diese beiden Frauen?


Oh, Entschuldigung, die Bildqualität ist zu schlecht.


Ja, man erkennt schon etwas, aber um es nicht zu einfach zu machen, habe ich etwas im rechten Bildteil herumgemalt.Aber wie dort angegeben, braucht das Gerät zwei Batterien und es macht  "bbrrrrr".

Genau, ein Elektrogerät für den weiblichen Intimbereich.


Und es heißt "Vibrasseur". Es gibt auch Zubehör, oder besser gesagt, Ergänzungsmittel.


Ich habe nicht mehr genau im Gedächtnis, was gesagt wurde, aber die Qualität des Produktes und vor allem der Geschmack wurde immer wieder gelobt. Wirklich, eine der beiden Damen war so angetan vom Geschmack, ich glaube, nächstes Jahr gibt es eine Edition mit Vitamin C und ungesättigten Omega3-Fettsäuren. Im Gedächtnis blieb mir auch, daß der Geschmack und die Nützlichkeit beim Oralverkehr hervorgehoben wurden. Gleitcreme beim Oralverkehr? Hmm, ich glaube ich bin sexuell uninformiert.

Schauen wir noch kurz zum Preisvergleich bei einem bekannten Drogisten vorbei. 20 Euro für 100 ml? So was Edles hat Schlecker nicht im Sortiment, selbst in kleinerer Abpackung (das ist immer teuerer!) wird der Preis pro ml nicht erreicht. Aber Gleitmittel mit Geschmack haben die auch:  "Joydivision. Gleitgel mit Banane-Geschmack". Banane, dieser Geschmack, äh, das ist jetzt nicht so aufregend und exotisch wie Lychee oder Papaya, andererseits, nun, naheliegender?

Vielleicht gibt es bald auch noch eine aufregende Schwester des frechen Vibrasseur: die Vibrasseusse, falls die Kundin es mal aufregend anders und ohne Tabus...

Ich bin nicht mehr lange genug drangeblieben, um noch mitzubekommen, ob, wie in der Küchenshow  auch, zufriedene Kundinnen, die das Produkt schon bestellt haben, ihre Erfahrungen mit den übrigen Zuschauern teilen konnten. Aber wenn Sie das selbst herausfinden oder sich einfach mal nur informieren wollen, dann suchen Sie bei Channel21 nach der Sendung "Prickelnde Momente".

Sonntag, 6. März 2011

Zu Guttenberg - extended

Verteidigungsminister zu Guttenberg ist von Amt und Doktortitel  zurückgetreten, der Nachfolger ist eingesetzt, Zeit für die Medien zum Durchschnaufen und zum Hinsetzen, um das, was passiert ist, in einen größeren Rahmen einzuordnen. Dabei sind mir vier Artikel untergekommen, die ich allesamt sehr lesenswert fand.


Ein Gespenst namens Guttenberg auf Spiegel Online

In dem Artikel weist Helmut Däuble auf den Aufbau einer Dolchstoßlegende für den Rücktritt zu Guttenbergs hin. Zu Guttenberg verweigert die Anerkennung, daß er mit seinem Verhalten seinen Rücktritt ganz alleine selbst zu verantworten hat. Und für sonderlich clever durchgeführt hält der Autor diese Strategie auch nicht.


Zwei Wochen deutsches Psychodrama von Nils Minkmar in der FAZ

Minkmar fragt sich, warum diese eigentlich vollkommen klare Angelegenheit zu zwei Wochen voller Aufgeregtheit führen konnte. Mit sehr schönen Sprachbildern und Vergleichen.

Nils Minkmar hat einmal Vertretung in Stefan Niggemeiers Blog übernommen. Das fand ich sehr unterhaltsam, deswegen kenne ich (und noch eine Leserin) den Namen und erwähne den  etwas hervorgehobener als die anderen Autoren.


Guttenbergs verschleppter Rücktritt   in der FAZ

Wer sich nicht blenden lässt, kann sehen, dass Guttenberg, gemessen an den üblichen, erst recht den an ihn angelegten Maßstäben, in seinem Leben nicht viel auf die Reihe bekommen hat. Er ist ein auffallend intelligenter Mensch, aber seine äußeren, zertifizierten Leistungen lagen deutlich unter diesem Niveau. Durchgestartet ist er erst in der Politik, dort aber mit ungeheurem Druck.
Volker Zastrow belegt anhand mehrerer Beispiele, daß zu Guttenberg oftfragwürdige Entscheidungen getroffen hat und sich auch nicht anständig verhalten hat. Aber Zastrow malt auch ein größeres Bild der Affäre und stellt sie in einen größeren Kontext (Blah, schwach formuliert von mir, aber es ist schon spät).


Aufstieg und Fall. Guttenbergs märchenhafte Karriere in der WELT

Torsten Krauel verteidigt zu Guttenberg mehrfach, ohne sein Vergehen kleinzureden. Ich hatte mich mehrfach gefragt, wo denn die zu Guttenbergschen Qualitäten liegen sollen, die seine Anhänger und politischen Freunde alle gesehen haben wollen. Nun, ein paar Beispiele liefert Krauel, die mich das Talent auch anerkennen lassen. An anderer Stelle übertreibt es Krauel dann doch arg:
Er tat es (sich mit Tom Cruise zu treffen, der Autor), weil er sich ein persönliches Bild davon machen wollte, ob er Cruise guten Gewissens als Darsteller des Hitlerattentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg empfehlen könne. Er fand zu seinem Erstaunen heraus, dass der Amerikaner über den deutschen Widerstand präzise informiert war und über die komplizierten damaligen Vorgänge fast so viel wusste wie der Hitlerbiograf Joachim Fest, dessen Bücher Guttenberg natürlich gelesen hatte.
Hat Karl-Theodor zu Guttenberg aufgrund seiner familiären Verbindung zum Widerstand um Stauffenberg  eine solche Legitimation, daß er irgendwelche Empfehlungen darüber auszustellen hätte? Aber ansonsten ist zwar durchaus eine Begeisterung für zu Guttenberg zu finden, aber es werden auch Gründe dafür geliefert.


Mal sehen, ob ich noch Artikel finde, in denen die Jammerlappigkeit der zu Guttenbergs aufs Korn genommen wird. KTG wurde am Wochenende von seinem Vater mit großen Worten in Schutz genommen, KTG selbst sprach davon, daß er an das Ende seiner Kräfte gekommen sei. Kein Wort davon, daß er das selbst verschuldet hatte. Und dabei hatte er noch nicht einmal die BILD-"Zeitung" gegen sich.

Samstag, 5. März 2011

zu Guttenberg-Homepage wieder überarbeitet

Nachdem Karl-Theodor zu Guttenberg schon den Doktortitel von seiner Homepage genommen hat, hat er kurze später auch noch den Verweis auf ein Prädikatexamen gelöscht. Heute morgen fiel mir noch eine weitere, diesmal größere Veränderung auf: Es wurden einige Sprüche von der Homepage entfernt, mit denen KTG seine Mission klarmachen wollte. Die Bilder sind gleich geblieben, aber die Sätze wurden entfernt. Es fehlen (u.a.):















Ich hatte mir Screenshots dieser Seiten gemacht, weil ich mich noch im Einzelnen daran abarbeiten wollte, weil diese vier Sätze genau das Gegenteil von dem ausdrücken, was zu Guttenberg getan hat. So hat er sich eben nicht "unbequemen Fragen gestellt", sondern hat eine kleine Schar handverlesener Reporter (gibt es mittlerweile eine Liste der Medien, für die diese Leute gearbeitet haben?) in sein Ministerium eingeladen, anstatt bei der Bundespressekonferenz persönlich zu erscheinen, und hat dann auch noch erklärt, daß er irgendwelche Fragen in Bezug auf seine Doktorarbeit nur mit der Universität Bayreuth klären wird.

Zu "klaren Werten", "Gewissen" und "Prinzipienfestigkeit" muß nun auch nichts mehr gesagt werden.

Die Frage ist nur, ob zu Guttenberg mittlerweile gemerkt hat, welche großer Gegensatz zwischen diesen Worten und seinem Handeln liegt, oder ob er sich in Zukunft gar nicht mehr daran messen lassen will. Das würde ein Comeback einfacher machen.

Nachtrag um 21.20 Uhr: Wer die alte Webseite anschauen will, kann dies mit Hilfe des Google-Caches tun:

http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:8qIb0iLrZcAJ:www.zuguttenberg.de/+guttenberg&cd=2&hl=de&ct=clnk&gl=de&source=www.google.de

Freitag, 4. März 2011

Jetzt mal was ganz anderes

Die Zugriffszahlen des gestrigen Tages wahren ganz schlecht. Deswegen mal ganz kurze Pause von zu Guttenberg und was ganz anderes:

- die Kinder waren beim Friseur und sehen wieder süß aus (die Gattin natürlich auch)

- das Karnevalskostüm des großen Sohnes wurde veredelt durch eine schwarzlackierte Wasserpistole, die als Stormtrooper-Wumme dienen durfte )Lob für die originelle Gattin, nochmal)

- das Wetter ist so schön, daß die erste Wäsche des Jahres auf dem Balkon trocknete.

Kommen Sie morgen wieder, ich plane Fotos.

Drehbuch für ein Comeback

Zu Guttenberg wird wieder in die deutsche Politik zurückkehren. Dessen kann man sich ziemlich sicher sein, denn es scheint das einzige zu sein, was er gut kann. Was dieses Können bedeutet, dazu komme ich noch später.

Was jetzt gerade angefangen hat, das ist das Äußern von Zweifeln an zu Guttenbergs Fähigkeiten. Ich gebe zu, daß ich mich vorher eigentlich gar nicht sonderlich mit ihm beschäftigt habe, aber ich habe keine Schlagzeile mit Inhalt "Zu Guttenberg ist ein Blender" vor der Affäre gesehen. Während des Aufkommens der Plagiatsaffäre hat man seinen Lebenslauf untersucht, seine berufliche Rolle als "Geschäftsführer" war wohl sehr klein, zwei Praktika wurden zu beruflichen Stationen hochgejazzt, eine Funktion als Freier Journalist ist wohl auch sehr zweifelhaft,. Dann hat er im Laufe der Affäre die Bezeichnung "Prädikatexamen" für seinen ersten Abschluß gelöscht, ein zweites Staatsexamen hat er nicht, er dürfte also z.B. nicht als Anwalt arbeiten. Dann kam heraus, daß er seine Promotion erst durch eine Sondergenehmigung überhaupt starten durfte, und allmählich kommen erste Fragen, ob der Inhalt der zusammenkopierten Arbeit ein "Summa cum laude" wert war. Der Bremer Professor Lescano hat dies als erster gesagt, weitere belegte Kritiken habe ich noch nicht gefunden.

Dann kamen die Zweifel an der Handhabung der Affäre, das souveräne Abstreiten aller VOrwürfe alos "abstrus" am Anfang, das über den vorläufigen Verzicht auf den Titel zur Rückgabe des Titels und schließlich zum Rücktritt führte. An Deutlichkeit nicht zu Übertreffen war die Frage desBayreuther Professors Oliver Lepsius, der sich fragte, wenn zu Guttenberg da nicht gewußt hat, was er getan, an welchen Stellen wußte er es sonst nicht. Das Abschieben der Verantwortung auf andere in der Kundus- und der Gorch-Fock-Affäre, bis hin zur Analyse seiner Rücktrittsrede, in der er auch wieder keinerlei persönliche Verantwortung übernimmt und auch ziemlich wehleidig klingt (die Grenzen meiner Kraft. Vielleicht sollte er mal jemanden fragen, der die BILD-Zeitung gegen sich gehabt hat, wie z.B. den ehemaligen Pro7-Moderator

Jetzt kommt auch Kritik an seinen frühen Festlegungen und seine sprunghaften Rücknahmen dieser Festlegungen ins Gespräch.

In den nächsten Wochen werden sehr wahrscheinlich staatsanwaltliche Ermittlungen gegen ihn aufgenommen werden, deren Ausgang abzuwarten ist, genauso wie die Untersuchungskommission in Bayreuth.

An Talent bleibt also nur die reine Darstellung und Vermittlung dessen, was er vorhat, die Verkaufe seiner Person übrig.

Zu Gutenberg muß also Substanz nachlegen. Mir fällt dazu zuerst eine Möglichkeit ein: Er muß sein 2. Staatsexamen naachmachen. Vorausgesetzt, er wird dazu zugelassen (die nehmen nicht jeden Vorbestraften als Referendar), sollte er sich außerdem eine Universität oder einen Ausbildungsplatz außerhalb Bayerns suchen, um diesen Abschluß zu erlangen. Wenn er das dann schafft, egal mit welcher Note, hat er gezeigt, daß er sich auch mit einer Arbeit auseinandersetzen kann, die ihm nicht sonderlich zusagt.

Sollte er lediglich etwas Zeit vergehen lassen, mit seiner Frau irgendwelche Charity-Bälle aufsuchen und in irgendwelchen Unternehmen als Grüßonkel auftreten, dann werden sich seine Fans vielleicht bei seinem Comeback freuen, aber alle Gegner werden ganz genau und mit größtem Mißtrauen schauen, was er vor hat. In dem Fall sollte er Nägel mit Köpfen machen und mit Thilo Sarrazin zusammen eine Partei gründen.

Donnerstag, 3. März 2011

Wird zu Guttenberg zurückkommen?

Habe hier kommentiert:

http://www.weissgarnix.de/2011/03/02/kommt-er-wieder/#comment-103385

Mittwoch, 2. März 2011

Germanys next Top Model

In der taz ist heute eine schöne Kritik der Sendung "Germanys next topmodel" von Heidi Klum zu lesen. Diese Kritik wird mit Erkenntnissen der Totalitarismusforscherin Hannah Arendt durchgeführt und kommt zu dem Ergebnis, daß in der Sendung Herrschaft genauso errungen und angewendet wird wie in einer totalitären Diktatur:

Welche Kandidatin in welcher Woche niedergemacht wird, ist vollkommen willkürlich - klar ist nur, dass jedes Mädchen, eins nach dem anderen, irgendwann heulend vor der Jury stehen muss und sich in der Woche danach heulend unterwirft. Und: besonders starke Charaktere müssen zuerst gebrochen und gleichgeschaltet werden. Bis zum Negieren von Solidarität untereinander und zur völligen Aufgabe von Selbsterhaltungstrieb und Schamgefühl. Psychologische Kriegführung. Oder kurz: purer Terror.
...
Regeln, die sich ständig verändern, eine unfehlbare Führerin, eine gebrochene und atomisierte Gefolgschaft - das sind allesamt Elemente, die nach Definition der Philosophin Hannah Arendt Charakteristika von totalitären Bewegungen sind. Wie in Arendts 1.000-seitiger Abhandlung über totale Herrschaft basiert auch die Klumsche Topmodelbewegung auf einem großen Lügenkonstrukt - auf der Behauptung nämlich, man könnte durch Gewinnen der Show tatsächlich ein international gefeiertes Model werden.
Der ganze Artikel ist hier zu finden.

Hört sich plausibel an, aber ob stimmt, kann ich nicht sagen, weil ich die Sendung nur durch Switch kenne.

Dienstag, 1. März 2011

Die Rolle des GuttenPlag-Wiki

Ich lese gerade den Artikel "Netz besiegt Minister" auf Spiegel Online über die Rolle, die das Internet und insbesondere die Mitmachseite "GuttenPlag" hatte, um die Fehler des Verteidigungsministers bei der Erstellung seiner Doktorarbeit zu finden und auch für eine breite Masse sichtbar zu machen.

In dem Artikel heißt es:
"Hätte Häberles Nachfolger an der Universität Bayreuth Oliver Lepsius Guttenberg offen und so schnell als "Betrüger" bezeichnet, dessen "Dreistigkeit" man aufgesessen sei? Hätte sich schließlich, mit ein paar Tagen Verzögerung, eine echte Massenbewegung innerhalb der deutschen Forschungsselite gebildet, die Guttenbergs Rücktritt forderte? Wohl kaum."

Und vorher (aus dramaturgischen Gründen hab ich die Reihenfolge geändert):
"Hätte Guttenbergs inzwischen emeritierter Doktorvater, der international höchst renommierte Staatsrechtler Peter Häberle, nicht dieses umfassende Kompendium geklauter Stellen zur Verfügung gehabt - hätte er auch dann so schnell und deutlich seinem einstigen Schützling den Rücken gekehrt, Guttenberg "unvorstellbare Mängel" und Rufschädigung vorgeworfen?"

Die Situation mit Prof. Häberle stelle ich mir gerade bildlich vor. Wie dieser ältere Herr, der noch vor kurzem nichts auf den Freiherrn und dessen Arbeit kommen lassen wollte ("Der Vorwurf ist absurd, die Arbeit ist kein Plagiat."), dann also, nachdem er zu einem Gespräch an den Lehrstuhl eingeladen, vielleicht sogar von einem Fahrer der Universität abgeholt wurde, am Lehrstuhl von den Professoren begrüßt wird, von einem jüngeren Mitarbeiter seines alten Lehrstuhls, möglicherweise auch von Professor Lepsius persönlich an einen Bildschirm platziert wird, ihm dann erklärt wird, daß es nicht nur Gesetzestexte und Zeitungen im Internet gibt, sondern auch sogenannte Wikis, bei denen interessierte Menschen ganz einfach mitarbeiten können, und daß sich eine solche Seite mit der Arbeit des Freiherrn auseinandersetzt. Und daß dabei, nun, einige unangenehme Dinge zum Vorschein gekommen sind. Pause, schweres Atmen, bedrücktes Gesicht bei Herrn Lepsius. Ich blende mal aus.

Keine Ahnung, wie das gewesen ist. Aber Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung hat sehr anschaulich geschildert, wie die Arbeit durchkommen konnte, ohne daß man unbedingt an Korruption und ein engmaschiges CSU-Netzwerk (das aber anscheinend auch geholfen hat) glauben muß: http://www.sueddeutsche.de/karriere/peter-haeberle-guttenbergs-verzweifelter-doktorvater-1.1065414