Sonntag, 6. März 2011

Zu Guttenberg - extended

Verteidigungsminister zu Guttenberg ist von Amt und Doktortitel  zurückgetreten, der Nachfolger ist eingesetzt, Zeit für die Medien zum Durchschnaufen und zum Hinsetzen, um das, was passiert ist, in einen größeren Rahmen einzuordnen. Dabei sind mir vier Artikel untergekommen, die ich allesamt sehr lesenswert fand.


Ein Gespenst namens Guttenberg auf Spiegel Online

In dem Artikel weist Helmut Däuble auf den Aufbau einer Dolchstoßlegende für den Rücktritt zu Guttenbergs hin. Zu Guttenberg verweigert die Anerkennung, daß er mit seinem Verhalten seinen Rücktritt ganz alleine selbst zu verantworten hat. Und für sonderlich clever durchgeführt hält der Autor diese Strategie auch nicht.


Zwei Wochen deutsches Psychodrama von Nils Minkmar in der FAZ

Minkmar fragt sich, warum diese eigentlich vollkommen klare Angelegenheit zu zwei Wochen voller Aufgeregtheit führen konnte. Mit sehr schönen Sprachbildern und Vergleichen.

Nils Minkmar hat einmal Vertretung in Stefan Niggemeiers Blog übernommen. Das fand ich sehr unterhaltsam, deswegen kenne ich (und noch eine Leserin) den Namen und erwähne den  etwas hervorgehobener als die anderen Autoren.


Guttenbergs verschleppter Rücktritt   in der FAZ

Wer sich nicht blenden lässt, kann sehen, dass Guttenberg, gemessen an den üblichen, erst recht den an ihn angelegten Maßstäben, in seinem Leben nicht viel auf die Reihe bekommen hat. Er ist ein auffallend intelligenter Mensch, aber seine äußeren, zertifizierten Leistungen lagen deutlich unter diesem Niveau. Durchgestartet ist er erst in der Politik, dort aber mit ungeheurem Druck.
Volker Zastrow belegt anhand mehrerer Beispiele, daß zu Guttenberg oftfragwürdige Entscheidungen getroffen hat und sich auch nicht anständig verhalten hat. Aber Zastrow malt auch ein größeres Bild der Affäre und stellt sie in einen größeren Kontext (Blah, schwach formuliert von mir, aber es ist schon spät).


Aufstieg und Fall. Guttenbergs märchenhafte Karriere in der WELT

Torsten Krauel verteidigt zu Guttenberg mehrfach, ohne sein Vergehen kleinzureden. Ich hatte mich mehrfach gefragt, wo denn die zu Guttenbergschen Qualitäten liegen sollen, die seine Anhänger und politischen Freunde alle gesehen haben wollen. Nun, ein paar Beispiele liefert Krauel, die mich das Talent auch anerkennen lassen. An anderer Stelle übertreibt es Krauel dann doch arg:
Er tat es (sich mit Tom Cruise zu treffen, der Autor), weil er sich ein persönliches Bild davon machen wollte, ob er Cruise guten Gewissens als Darsteller des Hitlerattentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg empfehlen könne. Er fand zu seinem Erstaunen heraus, dass der Amerikaner über den deutschen Widerstand präzise informiert war und über die komplizierten damaligen Vorgänge fast so viel wusste wie der Hitlerbiograf Joachim Fest, dessen Bücher Guttenberg natürlich gelesen hatte.
Hat Karl-Theodor zu Guttenberg aufgrund seiner familiären Verbindung zum Widerstand um Stauffenberg  eine solche Legitimation, daß er irgendwelche Empfehlungen darüber auszustellen hätte? Aber ansonsten ist zwar durchaus eine Begeisterung für zu Guttenberg zu finden, aber es werden auch Gründe dafür geliefert.


Mal sehen, ob ich noch Artikel finde, in denen die Jammerlappigkeit der zu Guttenbergs aufs Korn genommen wird. KTG wurde am Wochenende von seinem Vater mit großen Worten in Schutz genommen, KTG selbst sprach davon, daß er an das Ende seiner Kräfte gekommen sei. Kein Wort davon, daß er das selbst verschuldet hatte. Und dabei hatte er noch nicht einmal die BILD-"Zeitung" gegen sich.

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