Auf Spiegel Online ist ein Artikel zu finden, in dem ein paar Beispiele gezeigt werden, wie Menschen unangemessen auf die Dreifach-Katastrophe in Japan reagieren. Eine Studentin regt sich über die "ganzen Japaner auf, die nur wegen dieses Tsunami-Dings ihre Angehörigen anrufen wollen", obwohl sie lernen müsse. Andere Amerikaner verweigern mit Bezug auf Pearl Harbour jedwedes Mitgefühl gegenüber den Opfern (das hatte ich schon vorher mitbekomme, weil ich bei Twitter ein Follower von Anke Groener bin).
Nun, diese Meldung läßt über vieles nachdenken, zum Beispiel den Mangel an Empathie bei einigen dieser Menschen (hier eine Meldung, daß die Empathiefähigkeit bei jungen Menschen angeblich stark zurückgeht). Oder daß Empathie möglicherweise bei einigen Menschen auf die Gruppe beschränkt ist, der man selbst angehört.
In dem SpOn-Artikel wird aber auf etwas anderes verwiesen, das recht interessant ist. Einer der zitierten Menschen, Keith, sagt auf seiner Homepage: "Ich diskutiere nicht, ich sage meine Meinung." Zwei polnische Forscher haben im Jahr 2010 eine Debatte in einem Forum untersucht und kamen zu dem Schluß: "Die untersuchten Debatten führen überhaupt nicht zu einer Konsensbildung. Wenn überhaupt, führt der Austausch zu einer wachsenden Kluft zwischen den Teilnehmern."
SpOn sieht damit die Lage im digitalen Dorf, also in der Provinz, im Gegensatz zur digitalen Großstadt (wo soll die liegen?) beschrieben. Aber ich würde das nicht so sehr auf die virtuelle Landschaft beziehen. Ich denke z.B. nicht, daß sich die Fans und die Gegner von Karl-Theodor zu Guttenberg bei den "Demonstrationen" sonderlich ausgetauscht haben, sondern lediglich sich gegenseitig ihre Positionen oder Slogans vorgehalten haben. Im echten Leben ist es also auch nicht besser.
Interessanter ist deshalb die Frage, ob diese Ignoranz vielleicht gar nichts mit dem Internet zu tun hat, sondern Ausdruck einer menschlichen Haltung ist, die stärker wird, und auch offensiver als früher vertreten wird. Daß man sich selbst der Nächste ist.
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