Samstag, 30. Oktober 2010

Kritik an den Simpsons bei den Simpsons?

In Spiegel Online fand ich kürzlich ein Video mit dem von dem britischen Streetart-Künstler Banksy gestalteten Vorspann zur Sendung. Im gesprochenen Text zum Video ist davon die Rede, daß dies eine Kritik an den Produktionsbedingungen von Merchandising-Artikeln und den Zeichnungen der Serie selbst sein soll. Nun, das Video ist eindeutig traurig, die absurden Bilder (ein Einhorn wird benutzt, um Löcher in CDs zustanzen, danach bricht es zusammen, ein Pandabär muß einen Wagen ziehen) wären zwar eigentlich komisch, aber die traurige Musik läßt keine zweite Ebene zu, in der diese Komik sich entwickeln könnte.

Trotzdem frage ich mich, ob diese Kritik nicht vollkommen vergeudet ist oder überhaupt bemerkt wird, wenn direkt danach die gewohnte, hier triumphierend klingende Fanfare der Simpsons-Zusammenkunft auf dem Sofa erklingt. In einer anderen Sendung mußten Kinder in einem Urlaubscamp Portemonnaies herstellen (Krise in Camp Krusty), und auch die ganzen Gags gegen die Atomindustrie, die von Fans oder in der Presse immer wieder als kritisch gefeiert werden, verpuffen doch vollkommen, wenn dieser Moment im nächsten Moment durch ein anderes Ereignis wieder übertrumpft wird. Auch sind die meisten Gags bei den Simpsons, die potentiell kritisch sein könnten, so überdreht, daß man sich fragt, was sie mit der Wirklichkeit zu tun haben.

Was ich an den Simpsons immer schätzte (seit einiger Zeit haben sich die Charaktere der Simpsons in einer Weise verändert, daß ich keine Lust mehr hatte, die Serie weiter zu verfolgen), war, daß dort moralische Fragen durchaus eindeutig behandelt wurden. In einer Folge hat sich Homer illegal Pay-TV besorgt, was Lisa, als Diebstahl auffaßte, in einer anderen Folge verkauft Bart seine Seele, dann hat Homer Angst, daß Bart schwul wird, und auch Vegetarismus wird so behandelt, daß die eigene Meinung zu diesem Thema ein wenig gewinnen könnte, und es nicht nur ein beliebiger Hintergrund ist, vor dem sich die Handlung abspielt. Bei Futurama wird dies teilweise noch fortgeführt, bei Family Guy wird dies ab und zu eingesetzt, die moralische Konsequenz ist allerdings bei den von mir gesehen Folgen bisher jedesmal niederschmetternd gewesen.

Ab und zu wird Kritik auch in allernächster Nähe zu den Kritisierten vorgebracht, ist raffiniert verpackt, und wird mit einem gewissen Risiko vorgetragen, sich danach selbst allergrößter Kritik stellen zu müssen. Die Anwesenden sind dann ratlos, peinlich berührt oder sogar hilflos. Aber für den Menschen vor dem Bildschirm ergibt sich dann mit zeitlichem und räumlichem Abstand eine Sternstunde der Unterhaltung und auch der menschlichen Haltung und des Denkens. Als ich dieses Video irgendwann auf youtube entdeckte, war ich einfach nur sprachlos: http://www.youtube.com/watch?v=BSE_saVX_2A

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