Samstag, 6. Januar 2018

Fehlende Erfüllung der Jugend, und ein bisschen "die 68er"

Update: Kurze Erklärung, warum ich mich nur mit Mädchengekreische befasse, s.u. bei Update

Neben verschiedenen großen Themen, zu denen ich etwas schreiben (nationale Identität, das Nichtsehenwollen von Problemen, Veränderungen der Gesellschaft durch Einwanderung...) will, aber drohe mich zu verzetteln, fiel mir heute das legendäre Fallrückzieher-Tor von Zlatan Ibrahimovic ein, das ich schon lange einmal ausgiebig preisen will.

Aber da las ich einen Facebookeintrag von Cordt Schnibben, den er wohl als Bodycheck gegen Alexander Dobrindts Forderung nach einer "konservativen Revolution" geschrieben hat. Auf den Artikel aus der FAZ von 1965, der in Schnibbens Küche hängt, will ich gar nicht länger eingehen (auch wenn es faszinierend ist, immer wieder auf andere Zeiten gestoßen zu werden, in denen etwas als beinahe abartig angesehen wird, was uns heute selbstverständlich und normal erscheint), aber ich habe einen Gedanken darin gefunden, der mir auch schon vor längerer Zeit kam, und den ich gerne darstellen will.
Vor einiger Zeit las ich, dass der Schauspieler Rudolfo Valentino zu Lebzeiten hefige Verehrung von seinen Fans erfuhr, die an die Kreischattacken bei den Beatles, Backstreet Boys oder bei Valentinos Tod and die Verzweiflung bei der Auflösung von Take That heranreichte. Da mir so ein Verhalten aus dem näheren Umfeld ziemlich fremd war (ich kannte keine Mädchen, die ganz heftige Fans einer Band oder eines Schauspielers waren, und wenn, dann hätten die mich nicht interessiert) habe ich mich immer schon gefragt, woher so etwas kommt, dieser Drang, sein Seelenheil von vollkommen Fremden und ziemlich unerreichbaren Fremden abhängig zu machen. Und vor einigen Jahren kam mir der gleiche Gedanke wie dem am Rande stehenden jungen Mann, der im Artikel erwähnt wird und das Gekreische der Fans so erklärt, dass sie nichts anderes im Leben haben.Natürlich fehlt etwas anderes als das, was der konservative Autor des Artikels meint (Glaube, Vaterland, Pflichtgefühl, denke ich). Ich möchte das Wort "erfüllend" benutzen, etwas, das den leeren Raum in uns füllt, wenn es uns guzt genug geht, um uns nicht um die bloße Erhaltung der Existenz kümmern zu müssen. Ein Mädchen, dass ein Hobby hat, im Verein Sport macht, oder in der Kirchengemeinde mitmacht (kann auch irgendetwas von der Gewerkschaft sein, nur kenne ich mich damit nicht aus) und daran Freude hat, das nicht nur mitmacht, weil es sonst alleine wäre, das kann auch heftig für einen Star schwärmen, aber es wird nicht so hemmungslos kreischen, nur wenn sie mal einen Blick aus der Nähe auf ihn werfen kann. Im Fernsehen habe ich schon öfter Menschen gesehen, die sich sehr gefreut haben, als sie erfuhren, dass sie ihren Star treffen können. Aber es ist ein Unterschied sichtbar, wenn sich jemand sehr freut, weil ein Wunsch erfüllt wird - oder ob mit diesem Treffen eine Heilserwartung verbunden wird, dem Leben einen Sinn zu geben, also es zu erfüllen. Diese Leere kann auch mal nur vorübergehend sein, aber ich denke, dass das so ist.

Diese Ansicht ist bestimmt nicht originell, aber ich habe den Eindruck, dass sie für viele Leute, die ich auf Twitter treffe, schon zu konservativ ist. Außerdem geht es mir eher darum, Gedanken loszuwerden und Schreibübungen zu machen, etwas loszuwerden, was schon lange in mir liegt. Deswegen noch ein Gedanke hinterher.

Update: Vielleicht kommt es jemandem komisch vor, warum ich mich bei fehlender Erfüllung nur mit jungen Mädchen befasse und nicht mit Jungen oder jungen Männern. Nun, das Phänomen, das ich meine, habe ich nur bei Mädchen beobachtet. Jungen kreischen nicht vor Extase und werden ohnmächtig. Mir fällt kein typisches Beispiel ein, wie Jungen reagieren, wenn sie keine Erfüllung in ihrem Leben haben, und es ging nun mal um diesen speziellen Anlass.

Es geht auch um "die 68er" bei Cordt Schnibben und auch in diesem Jahr.. https://twitter.com/Peter_Ahrens/status/947825560331407361

 1968 sind viele Dinge zum Ausbruch gekommen, die sich schon vorher in der Gesellschaft anbahnten, aber dann mit Wucht auftraten. Sich deswegen zu "den 68ern" zu äußern (die auch nur eine Minderheit waren, wenn man sich zB die Hitparade anschaut) erfordert wohl mehr Wissen als ich habe. Aber einen Gedanken will ich doch loswerden. Die 68er haben mit ihrem Kampf gegen Spießigkeit, gegen Regeln als Unterdrückungsinstrument jedem Egoisten und jedem Faulpelz eine Entschuldigung an die Hand gegeben, sich als Rebell zu fühlen und den Regelverstoß sexy gemacht. Das kreide ich ihnen an, genauso wie die Linken (jo, das ist gerade ein fauler Gedankensprung) mit ihrem Zweifel an der Wahrheit denjenigen in die Hände gespielt haben, die sich Rechtfertigungen für ihre Kriege durch irgendwelche Geheimdienstberichte oder Gutachten bereitstellen lassen. Letztendlich hat das auch mit Fakenews zu tun. Wenn sich der Wunsch nach einer besseren Welt mit Bequemlichkeit koppeln lässt, kommt recht schnell das Gegenteil dabei heraus.

https://www.facebook.com/cordt.schnibben/posts/1084516958354598

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