Ich liebe Bier, es schmeckt mir, und ich lerne gerne neue Sorten kennen. Eine große Freude ist es für mich immer, wenn ich irgendwo die Gelegenheit habe, in einer Urlaubsgegend nach einheimischen Bieren zu fragen oder in einem bisher unbekannten Getränkehandel mal wieder die Regale zu durchstöbern. Und am besten ist es, wenn auch genug Gelegenheit da ist, Bier zu trinken. Jeden Abend ist ja schon ein bißchen viel für die Gesundheit, aber im Urlaub kann man das mal zwei Wochen machen.
Ich gebe zu, ich bin leicht zufrieden zu stellen, mein Geschmackssinn ist nicht sonderlich fein, mein Gedächtnis nicht sehr gut, oft reicht schon ein gutes Etikett für eine Probeflasche aus, und ich muß gestehen, daß ich zur positiven Diskrimierung von Flaschen mit Fump-Verschluß neige. Und ein Traum wäre ein Urlaub in Franken, wo es angeblich noch in vielen Dörfern kleine Brauereien gibt, die nicht weiter als in der Region bekannt sind.
Lust zum Selbstbrauen habe ich noch nicht, weil ich denke, daß man es schon können muß, um was gutes herauszubekommen. Aber Selbstgebrautes zu kosten, das wäre schon mal was. Ärgerlich wird es, wenn man eine Geschite über ein Bier liest, das an alte Traditionen wieder anknüpfen will, und wo einem die Geschichte drumherum durchaus Lust auf ein Fläschchen Bergmann-Bier macht. Aber dann liest man auf einmal im Bericht, daß der Braumeister nicht gelernt ist, sondern sich das Brauen in einem Dreitage-Crashkurs hat beibringen lassen. Nein, Autodidakten können auch oft eine Menge und viel Ahnung, aber ein wenig enttäuscht ist man schon, weil das ganze dann so einen Marketingbeigeschmack bekommt. Nein, dieses Bier wird auch von Autodidakten gebraut, und es war mit das leckerste, was ich bisher getrunken habe. Das mag aber auch an dem schönen Abend, der Pizza und dem Urlaub gelegen haben. Wieso reite ich gerade so sehr rum auf Autodidakten und Bier? Weil ich bei SpOn gerade eine Geschichte über libanesisches Bier gelesen habe. Hoffentlich wird das eine Erfolgsgeschichte mit Exportchancen. Nein, nicht ich will das trinken (klar, würde ich auch), in den Irak, nach Afghanistan und Saudi-Arabien soll das Zeug kommen. Und Lichtreklame. Da würde "Trinken für den Frieden" zu einem Akt des Widerstandes. Zu einem riskanten Akt vielleicht.
Hoffentlich gibt es Wendlandbräu bald als Flaschenbier. Ich träume schon von einer monatlichen Shuttle-Fahrt dorthin, um dann eine Lieferung an die hiesigen Getränkemärkte zu verticken. Oder an verschiedene Kneipen. Mit dem Anti-Atom-Image des Wendlandes müßte sich das gut verkaufen. Aber bis dahin werde ich mich nochmal wieder ans Altbiertrinken begeben. Das hat letztens auch mal wieder köstlich geschmeckt, und ist auch regionales Kulturgut.