Donnerstag, 11. November 2010

Ist schwul ein manchmal passables Schimpfwort oder geht das gar nicht?

Der amerikanische Schauspieler Vince Vaughn hat Ärger, weil er in seinem neuen Film Elektroautos als "schwul" bezeichnet. Das geht ja gar nicht, höre ich schon alle Leute tönen.Und die Notwendigkeit für eine Kampagne wie "It gets better" scheint leider gegeben zu sein (ich muß gestehen, ich kann das nur medial betrachten, in meiner persönlichen Umgebung passiert da zuwenig). Nun, ich finde auch, daß man seine Worte wägen sollte. Und ich finde es auch dumm, alles, was einem selbst nicht gefällt, als schwul zu bezeichnen. In dem Sinne wird es wohl heutzutage meistens von Jugendlichen benutzt. Das nervt dann schon, weil es in die Richtung geht, daß Schwulsein an sich gar nicht geht.

Aber als ich heute einen Werbespot für Ferrero-Küßchen sah, war mein Gedanke auch "Mann, das wirkt aber reichlich schwul", auch wenn ich nicht den Eindruck hatte, daß die Darsteller homosexuell wären. "Tuntig" als Schmähung hätte es aber auch nicht getroffen. "Nicht-authentisch" wäre reichlich geschraubt, außerdem fehlt die Schmähung. Der Werbespot wirkte einfach nicht so, wie sich drei Männer verhalten würden, wenn sie alleine wären und es um fehlenden schokoladenhaltigen Süßkram ginge, und andererseits müssen sich drei Männer in einem Raum auch nicht jederzeit gegenseitig ihre Heterosexualität versichern, wenn sie was Süßes essen wollen.

Aber mich ärgert die Aufregung um die Äußerung von Vince Vaughn, weil darin der Versuch zum Ausdruck kommt, jedweden Konflikt und jede Schmähung im Zusammenleben vermeiden zu wollen. denn wie sollen Auseinandersetzungen denn dann noch ablaufen?

Außerdem frage ich mich, ob es eine nachhaltige Entwicklung ist, wenn keinerlei Unwohlsein gegenüber Homosexualität mehr zum Ausdruck gebracht werden kann. Im Spiegel wurde vor einiger Zeit eine kalifornische Schönheitskönigin als homophob bezeichnet, weil sie gegen die Schwulenehe ist. Ist das schon Homophobie? Wenn ich meine Ralf-König-Comics als Quelle benutze, dann sind auch eine ganze Menge Schwule gegen die Schwulenehe. Und bei Ralf König finde ich in seinen neueren Werken jedenfalls mehr schwulenkritisches und sogar schwulenfeindliches (Ralf König muß allerdings dafür einen Hund sprechen lassen) als in der ganzen Mainstream-Presse, die ich so verfolge. Ja, es gibt schon einen Rollback durch verschiedene Rollen in Bully-Filmen, und Oliver Pocher zieht wohl auch immer wieder mal Schwulenwitze von schwacher Qualität hervor, bei denen Schwule nicht mitlachen wollen (ich lese das nur,  daß das so sein soll, Oliver Pocher meide ich).

Ich halte es für sinnvoll, Sprache bewußt zu benutzen und unnötige Verletzungen zu vermeiden. Aber wenn Streit nicht mehr möglich ist, dann finden Vorurteile und Diskriminierung andere Wege, um ihr Ziel zu erreichen.

Ich merke, dieser Text ist eher im Rohbau, aber ich will ihn jetzt losschicken, anstatt ewig weiter zufeilen, bis ein paar Pointen mehr drin sind und der Gedanke noch klarer wird. Aber den Link auf die South Park-Folge, in der es um das Recht geht, Rocker auf lauten Harleys als Schwuchteln zu bezeichnen, den setze ich noch: South Park Episode 132: Bike Curious. Und die Nachricht darüber auf einer schwulen Webseite auch noch. http://www.queer.de/detail.php?article_id=11338

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