Samstag, 31. Dezember 2011

2011 revisited

Mach auch mal mit:


1. Zugenommen oder abgenommen?
Nie war ich so fett wie an diesem Tag. Empirisch überprüft.

 2. Haare länger oder kürzer?
 Wie immer.

 3. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Kurzsichtiger nicht, aber das Lesen kleiner Schriften geht mittlerweile ohne Brille besser. Mist.

 4. Mehr Kohle oder weniger?
Muß ich meine Frau fragen.

 5. Mehr ausgegeben oder weniger?
Keine Ahnung. Übrig ist nix.

 6. Mehr bewegt oder weniger?
Weniger. Nur mit mir selbst beschäftigt.

 7. Der hirnrissigste Plan?
Keine Pläne, die bisher in die Nähe einer Umsetzung kamen. Aber 2012...

 8. Die gefährlichste Unternehmung?
Gefährliche Unternehmung? Das wär mal was.

 9. Der beste Sex?
Ist auch in diesem Jahr wieder dabei gewesen.

 10. Die teuerste Anschaffung?
Keine nennenswerte Anschaffung getätigt. Oder zählt eine neue Steuerkette im Auto als Anschaffung?

 11. Das leckerste Essen?
Einmal etwas feiner ausessen gegangen, aber in diesem Jahr entwickelte sich meine Abneigung gegen die Küche, die meine Eltern begeistert (viel und so wie immer), weiter.

 12. Das beeindruckendste Buch?
Keines, an das ich mich erinnere. Aber ich habe mich ein wenig in die zeitgenössische Comicliteratur begeben. Da hat mir Lewis Trondheim gefallen. Und die Zeitschrift Merkur erfreut mich immer wieder. Ansonsten lese ich kaum Bücher, nur "Internet".

 13. Der ergreifendste Film?
"Wie letztes Jahr: Kein Kino von innen gesehen, auf DVD nur Belangloses, für den Rest reicht das Siebhirn nicht. Irgendeine Doku vermutlich, 3Sat, Arte, Phoenix, irgendwo da." (Das hier hat meine Frau geschrieben, aber es trifft auch auf mich zu.)

 14. Die beste CD?
Keine, an die ich mich erinnere. Ich stöbere bei Youtube oder entdecke bei Dradio Kultur "In concert" etwas Neues. Gerade noch Carl Verheyen.

 15. Das schönste Konzert?
War ich auf einem Bernd Begemann-Konzert oder war das letztes Jahr?

 16. Die meiste Zeit verbracht mit …?
dem Computer, besser gesagt dem Internet, Kindern und der Ehefrau. Und dem Haushalt. Doch, hin und wieder.

 17. Die schönste Zeit verbracht mit …?
der Familie, aber auch mit Twitter. Noch ein Zeiträuber.

 18. Vorherrschendes Gefühl 2011?
Stagnation, aber auch ein kleiner Aufbruch.

 19. 2011 zum ersten Mal getan?
So getan, als ob ich ein Gewerbe hätte und Geschäftsanbahnung betrieben. Und Twitter-Account eingerichtet.

 20. 2011 nach langer Zeit wieder getan?
Weiß nicht.

 21. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Trübselige Stimmung im Übermaß, Streit mit den Kindern wegen immer gleicher Dinge, Autoreparaturrechnung.

 22. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Dem Typen klarzumachen, daß er woanders hinpissen soll als in die Ecke vor dem Kindergarten.

 23. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Dafür fehlte es dieses Jahr an Phantasie.

 24. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
 Der Comic zu Weihnachten von meiner Frau: Manu Larcenet, Der alltägliche Kampf

 25. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
Habe durchaus Nettes gesagt bekommen, erinnere mich aber nicht.

 26. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Zählen Tweets?

 27. 2011 war mit einem Wort …?
verbesserungswürdig

Freitag, 18. November 2011

Der richtige Augenblick

Gerade werde ich per Twitter auf einen Jamiri-Comic aufmerksam, in dem der Weihnachtsmann sein Kostüm und die ganze Aufmachung doof findet und er keine Lust mehr auf den ganzen Kram hat. Als er allerdings ein Bild von Sascha Lobo in der Zeitung sieht, verfliegt der ganze Ärger und er hat wieder gute Laune. Ja, solche Momente gibt es. Vor einiger Zeit hatte ich ausgesucht schlechte Laune, morgens war ein Glas Milch umgekippt, die Kinder wollten nicht, was ich wollte, nachher beim Reifenwechseln klappte irgendetwas auch nicht so, wie es sollte, jedenfalls staute sich die ganze Zeit eine gehörige Ladung schlechter Laune in mir, die raus wollte, aber keinen fand, der sie haben wollte. Zur Hebung der guten Laune kehrte ich noch kurz bei einem Büdchen ein, um etwas Schokolade für den Frustabbau zu kaufen, und dort stand eine junge Frau mit Migrationshintergrund an der Kasse. Plötzlich kam mir der Gedanke, ihr doch kurz zu sagen, wie toll sie  Deutsch spräche, und ich malte mir aus, wie sich mich genervt anfauchen würde, und kam aus dem Grinsen nicht mehr raus. Meine ganze schlechte Laune war wie weggeblasen, und der Rest vom Tag bewegte sich wieder nach oben. Ich habe das natürlich nicht zu der Frau gesagt, weil es zum einen dämlich gewesen wäre, und ich mir andererseits vorstellte, wie ihr großer Bruder oder Mann, der gerade das Büdchen verlassen hatte, vielleicht wieder zurückkäme, und mein geistreicher, ironisch gemeinter Scherz hätte erklärt werden müssen. Dazu hatte ich keine Lust, meine gute Laune blieb trotzdem.

Wenn ich jetzt wüßte, wie ich solche guten Augenblicke selbst herbei zaubern könnte, wäre mir sehr geholfen.

Samstag, 29. Oktober 2011

Griechenland und der Schuldenschnitt - "Das Ende der Geschichte"

Gerade lese ich, daß Griechenland einen Schuldenschnitt bekommt und nur 50 Prozent seiner Hilfen zurückzahlen muß. In seiner Gänze kann ich das nicht beurteilen, ich denke nur, daß die Bereitschaft zu einem Schuldenschnitt schon viel früher in der Krise denkbar hätte sein müssen. Nach meiner Beobachtung war das für die deutschen Politiker immer undenkbar.

Damit schreibe ich jetzt endlich über ein Thema, das hier schon länger in der Schublade liegt: der Umgang mit der Schuldenkrise erinnert mich sehr an den Fall des Ostblocks Ende der 80er Jahre. Eine Entwicklung (der Zusammenbruch des Ostblocks) wird nicht wahrgenommen, weil die möglichen Folgen als zu groß und unübersichtlich angesehen werden, als daß man sich wirklich darauf vorbereiten könnte. Deswegen bereitet man sich gar nicht darauf vor.

In meinen Augen traf der Zusammenbruch des Ostblocks den Westen sehr unvorbereitet. Natürlich gab es eine Menge Leute, die gesagt haben, das kann auf Dauer nicht gutgehen, das System wird zusammenbrechen. Aber wieviele Leute haben gesagt: Das System ist so marode, daß wir uns auf seinen Zusammenbruch vorbereiten müssen, indem wir Pläne vorbereiten und Maßnahmen ergreifen. Und dafür auch Geld ausgeben. Davon habe ich wenig mitbekommen.

Als der Zusammenbruch kam, hat man überstürzt all die Pläne genommen, nach denen im Westen angeblich erfolgreich gearbeitet wurde, oder noch besser, jetzt konnte man die Pläne umsetzen, nach denen man auch im Westen arbeiten sollte, aber es aufgrund von Widerständen nicht kann: der reine Kapitalismus. Soweit ich weiß, war der Harvard-Ökonom Jeffrey Sachs ein großer Verfechter dieses Ansatzes ("Schocktherapie"). Die russische Wirtschaft sollte weitgehend liberalisiert werden, die großen Unternehmen sollten umgehend privatisiert werden. Zu diesem Zwecke hat er sich auch als Berater in Rußland engagiert. Er hat dann recht bald gemerkt, daß das nicht funktioniert, und daß für eine funktionierende Wirtschaft mehr Dinge notwendig sind (als kurzer Überblick: http://www.zeit.de/2003/38/Jeffrey_Sachs).

So scheint mir die Entwicklung auch bei Griechenland zu sein. Zuerst scheint man gar nicht für möglich zu halten, daß innerhalb Europas Überschuldung ein Problem sein könnte (denn dann hätten bald viele Länder ein Problem). Dann wird das Problem richtig groß, und man muß sich drum kümmern, bleibt aber dabei, daß das Land im Prinzip das Problem alleine lösen müsse. Es gäbe zwar Finanzhilfen, die müssen aber natürlich zurückgezahlt werden. Da sich aufgrund dieser Einschätzung die Finanzmärkte aber nicht beruhigen (die haben das Problem vorher auch nicht wahrhaben wollen, können jetzt aber schneller als Politiker auf Plan B umstellen), verschärft sich die Krise, und man kommt zu der Lösung, die von vornherein offensichtlich war: daß nämlich irgendwer auf Geld verzichten muß, also ein Schuldenschnitt durchgeführt wird. Unklar war bis letzte Nacht, wer auf sein Geld verzichten muß.

Vielleicht wird bald auch den zuständigen Politikern klar, daß ein zu heftiges Sparen nach der Rasenmähermethode in Griechenland nicht helfen wird, die Krise zu bewältigen, sondern daß schon genau geschaut werden muß, wo weiter Geld fließen muß, und wo heftig gespart werden (und Einnahmen erhöht werden können), und wo nicht.

Mir graut vor dem nächsten Land, das eine Lösung auf breiter europäischer Ebene erfordern wird. Noch mehr graut mir aber vor den Problemen in diesem Land, die schon vor langer Zeit hätten gelöst werden müssen, wie z.B. die Pensionszahlungen für Beamte. Da wird noch was kommen.

Freitag, 21. Oktober 2011

Helmpflicht für Radfahrer - Blödsinn!

Gerade hat unser Verkehrsminister wieder öffentlich über eine Helmpflicht für Radfahrer nachgedacht. Die halte ich für Unsinn, obwohl ich selbst seit geraumer Zeit mit Helm fahre, auch wenn ich mich ab und zu selbst für arg muttihaft halte. Aber ich bin so eitel zu denken, daß ich etwas zu verlieren habe, wenn ich auf den Kopf falle. Und realistisch genug, um nicht zu denken, ich könnte mich im Falle eines Falles elegant abrollen und mir nach dem Aufstehen den Straßenstaub von der Hose klopfen.

Ein paar Argumente sind in diesem Spiegel online-Artikel zu finden. Man muß aber auch den weiteren Rahmen betrachten. Genauso wie andere neue Regelungen wird die Helmpflicht kaum durchgesetzt werden (Telefonieren beim Autofahren, Rauchen auf dem Bahnsteig  (ich weiß, das ist nicht Polizeiaufgabe), kaputte Beleuchtung bei Autos und Radfahrern usw.). Die Polizei kümmert sich nach meiner Beobachtungen jetzt schon nur um die Dinge, die ihnen morgens auf dem Einsatzplan als Aufgabe mitgeteilt wurden. Der einzige Vorteil wird also sein, daß die Auto-Versicherungen  Geld sparen. Da Autofahrer die Hauptverursacher von tödlichen Fahrradunfällen sind, können sich die Kfz-Versicherer in Zukunft Zahlungen ersparen, genauso wie jetzt schon Zahlungen gekürzt werden, wenn ein automobiler Unfallgegner nicht angeschnallt war. Man wird dann sagen können: "Sie waren ja selbst schuld, daß Sie jetzt diese Spastiken haben, Sie hatten ja keinen Helm auf." Das Verschulden des Verursachers kann man dann schon fast unter den Tisch fallen lassen.

Das wäre in meinen Augen die einzige Folge einer Helmpflicht für Radfahrer. Ach ja, und daß weniger Leute mit dem Fahrrad fahren werden.

Freitag, 9. September 2011

Harald Schmidt und die Erfahrung

Aus dem Perlentaucher:

In einem sehr zur Sprunghaftigkeit neigenden Interview mit Christopher Keil erklärt der jetzt wieder bei Sat.1 latenighttalkende Harald Schmidt, was ist, wird und kommt. Und auf die Frage nach seinem Medienjunkietum meint er: "Stark reduziert, ich bin zehn Jahre weiter, das heißt: Ich sehe den Autor, ich sehe die Überschrift, dann weiß ich, was kommt und spare mir den Artikel. Das geht alles wesentlich schneller als früher."

So werde ich es mit seiner Sendung auch halten, bis mir das Internet oder andere Informationsquellen mitteilen, daß es doch etwas Überraschendes gibt.

Montag, 5. September 2011

So viele Gedanken, so wenig Lust

Woran liegt das, daß ich Gedanken für zehn Postings habe, aber keine Lust, sie tatsächlich geordnet niederzuschreiben? Schwergängige Tastatur? Zu viel Bier? Nein, die beiden Gründe sind es nicht. Also bleibt es wieder mal bei diesem selbstreflexiven Kleinstbeitrag. Weitere Gedanken zum Thema Langeweile bei Kindern als Entwicklungsschub, zur Vergleichbarkeit der Situation auf den Finanzmärkten mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und zur Rettung des Modells vom Homo Oeconomicus dann demnächst irgendwann oder auf persönlichen Wunsch.

Mittwoch, 11. Mai 2011

Verdorbene Vorfreude

Eigentlich sollte sich dieser Abend anders entwickeln. Kinder sollten im Bett sein, die Ehefrau ESC schauen oder stricken, und ich wollte eigentlich eine Neuerwerbung in den Computer einbauen - eine SSD. Die Beschaffung war sorgfältig ausbaldowert. Zum einen war der Preis bei einer grüßeren Computer-Kette auf mit anderen Versendern vergleichbares Niveau gefallen, zum anderen hatte ich geplant, die SSD bar zu bezahlen, um sie ggf. besser mit Garantie wieder weiter verkaufen zu können, falls die Leistung nicht so sein sollte wie erwartet (Garantie oder Gewährleistung gibt es nur beim Verkauf vom Händler an den ersten Käufer. Wird etwas weiterverkauft, muß der Händler dafür nicht mehr geradestehen. Deswegen sollte besser kein Name auf der Quittung stehen). Jedenfalls hatte die Gattin 200,- Euro Bargeld bei sich, um eventuell nach der Fortbildung in Düsseldorf weiter zur Karlstraßezu fahren und das vorbestellte Traumgerät abzuholen. Nun ja, leider wurde ihr just nach Verlassen des Tagungshotels das Portemonnaie aus der Handtasche geklaut. Neben dem Bargeld mit vielen Papieren. Mist. Nun ja, so wurde der Abend mit 2 Bier und Frustessen verbracht. Ob das Geld jetzt trotzdem ausgegeben wird oder nicht, das weiß ich nicht. Der Bargeldplan wird aber beibehalten. Und dann gibt es hier auch einen Erfahrungsbericht.

Mittwoch, 6. April 2011

Doppelgänger überall

Gerade schaue ich bei SPIEGEL Online SPAM nach Neuigkeiten, da stolpere ich über den jungen Helmut Kohl. Was hatte der denn mal mit Schalke 04 zu tun? und warum ist das Bild in Farbe?


Aber so was ähnliches ist gestern schon passiert. Ich wußte gar nicht, daß Larry Page in Wahrheit die  schlanke Hälfte (David Walliams) von Little Britain ist.





Sonntag, 20. März 2011

Justiz in Deutschland

Eines meiner Lieblingsblogs ist das lawblog des Düsseldorfer Rechtsanwalts Udo Vetter. Da erfährt man immer wieder wissenswertes, es ist unterhaltsam geschrieben, und manchmal regt er sich auch stark auf, weil ihm eine Entwicklung echte Sorge bereitet.

Jedenfalls habe ich kürzlich den Blogeintrag "Nebenkachelmann" bei Udo Vetter gefunden und gelesen. Ein Artikel der NOZ ergänzt den Blogeintrag. Vielleicht geht das für Nichtjuristen ein wenig unter, was die Richter sich da zusammengereimt haben. Angesichts bisheriger Fälle muß man nämlich auch Unwahrscheinliches für möglich halten, wenn einem ein Fehlurteil nicht vollkommen egal. Eine solche Geschichte stand vor einigen Jahren in der ZEIT. Und wenn man so etwas liest, dann ist man in seinen Grundfesten erschüttert, und danach  möchte man das Urteil und die Begründung der Richter in die Ausgabe einer besonders dicken ZEIT stecken und dem ganzen Gericht um die Ohren hauen.

Freitag, 18. März 2011

Erweitert das Internet nur die Ignoranz?

Auf Spiegel Online ist ein Artikel zu finden, in dem ein paar Beispiele gezeigt werden, wie  Menschen unangemessen auf die Dreifach-Katastrophe in Japan reagieren. Eine Studentin regt sich über die "ganzen Japaner auf, die nur wegen dieses Tsunami-Dings ihre Angehörigen anrufen wollen", obwohl sie lernen müsse. Andere Amerikaner verweigern mit Bezug auf Pearl Harbour jedwedes Mitgefühl gegenüber den Opfern (das hatte ich schon vorher mitbekomme, weil ich bei Twitter ein Follower von Anke Groener bin).

Nun, diese Meldung läßt über vieles nachdenken, zum Beispiel den Mangel an Empathie bei einigen dieser Menschen (hier eine Meldung, daß die Empathiefähigkeit bei jungen Menschen angeblich stark zurückgeht). Oder daß Empathie möglicherweise bei einigen Menschen auf die Gruppe beschränkt ist, der man selbst angehört.

In dem SpOn-Artikel wird aber auf etwas anderes verwiesen, das recht interessant ist. Einer der zitierten Menschen, Keith, sagt auf seiner Homepage: "Ich diskutiere nicht, ich sage meine Meinung." Zwei polnische Forscher haben  im Jahr 2010 eine Debatte in einem Forum untersucht und kamen zu dem Schluß: "Die untersuchten Debatten führen überhaupt nicht zu einer Konsensbildung. Wenn überhaupt, führt der Austausch zu einer wachsenden Kluft zwischen den Teilnehmern."

SpOn sieht damit die Lage im digitalen Dorf, also in der Provinz, im Gegensatz zur digitalen Großstadt (wo soll die liegen?) beschrieben. Aber ich würde das nicht so sehr auf die virtuelle Landschaft beziehen. Ich denke z.B. nicht, daß sich die Fans und die Gegner von Karl-Theodor zu Guttenberg bei den "Demonstrationen" sonderlich ausgetauscht haben, sondern lediglich sich gegenseitig ihre Positionen oder Slogans vorgehalten haben. Im echten Leben ist es also auch nicht besser.

Interessanter ist deshalb die Frage, ob diese Ignoranz vielleicht gar nichts mit dem Internet zu tun hat, sondern Ausdruck einer menschlichen Haltung ist, die stärker wird, und auch offensiver als früher vertreten wird. Daß man sich selbst der Nächste ist.

Donnerstag, 17. März 2011

Humor - aber bitte nur der beste!

In diesem Haushalt wird ja nur auf allerhöchstem Niveau gelacht. Wer hier bei Mario Barth mit den Mundwinkeln zuckt, der kriegt Schläge mit dem Stock, das nächste Mal muß er in den See. Aber bei diesem Clip von Family Guy muß ich auch immer wieder lachen.



(Auf Deutsch ist der leider nur in schlechter Qualität zu finden. Peter hat ein Brechmittel in der Apotheke gekauft. Wer zuletzt kotzt, darf das letzte Stück Kuchen essen)

Freitag, 11. März 2011

Da hat sogar das Versagen nicht geklappt

Bisher fand ich, daß Horst Seehofer (CSU), Wilfried Scharnagel (ehem. Chefredakteur des Bayernkurier)  und Wolfgang Bosbach (CDU) die peinlichsten Verteidigungen für Karl-Theodor zu Guttenberg im Fernsehen von sich gegeben haben, die ich mitbekommen habe. Weniger prominente Fans hatten zwar auch teilweise schmerzhafte Ansichten, aber sie kamen nicht an das heran, was ich von diesen Herrschaften in Talkshows zu hören bekam. Gedruckt habe ich nur wenig Verteidigungsartikel für zu Guttenberg gelesen, am peinlichsten war der von F.J. Wagner in der BILD-Zeitung, genauso peinlich, trotz geringerer Prominenz, die fast komplette Übernahme dieses Wagner-Textes durch den Redakteur des hiesigen Anzeigenblattes. Ansonsten ist mir da  nichts weiteres im Gedächtnis geblieben.

Nun lese ich aber im Focus, daß sich auch der Schriftsteller Martin Walser auf die Seite von KTG stellt, und hauptsächlich eine Kampagne der SPD als verantwortlich für den Rücktritt sieht. Er sieht keinen Unterschied im Plagiat der Doktorarbeit zum Versuch des Abschreibens in seiner (Walsers) Abiturprüfung, der dann sogar kläglich scheiterte, ohne erwischt zu werden. Bestanden hat er trotzdem. Da hat also noch nicht mal das Versagen geklappt.

Wer das nachlesen will:

http://www.focus.de/magazin/kurzfassungen/focus-10-2011-fuer-walser-ist-guttenbergs-ruecktritt-ein-sieg-der-moral-im-namen-und-zu-gunsten-der-spd_aid_605433.html

Eine entsprechende Antwort auf Herrn Walser habe ich auch gefunden.

http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/bewaehrungsprobe_nicht_bestanden_1.9845808.html

Dienstag, 8. März 2011

Gestern Abend im Verkaufsfernsehen

Wenn nicht gerade was Fesselndes auf arte oder Phoenix (oder irgendwas mit Flugzeugträgern auf N24) läuft, dann wird in diesem Haushalt vor dem Ausschalten immer wieder mal gezappt. Von vorn bis hinten, kein Sender wird von vornherein verdammt, auch das Verkaufsfernsehen ist in unserer Senderliste enthalten. Das hat zum einen den Grund, daß ein Familienmitglied in der Examensphase gerne Verkaufsfernsehen zur Entspannung schaute, und zum anderen, daß eine der besten Seite, die ich in der Frühphase des Internets - halt, genauer gesagt, des WWW, denn damals war das WWW noch brandneu und auch Gopher noch eine junge Errungenschaft, und wer von zu Hause über den Uni-Zugang ins Internet wollte, der mußte sich um die Winsock-Einstellugen unter Windows 3.1 kümmern -  fand, die Seite eines Studenten aus Düsseldorf war, der auch gerne Verkaufsfernsehen schaute und höchst vergnüglich darüber schreiben konnte. Dieser junge Mann schreibt heute für die Seite Schandmännchen.

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja,  gestern nach 23.00 Uhr wurden auch die Verkaufssender gestreift, als mir das angepriesene Produkt auffiel und ich kurz bei Channel21 verweilte.

Worüber unterhalten sich diese beiden Frauen?


Oh, Entschuldigung, die Bildqualität ist zu schlecht.


Ja, man erkennt schon etwas, aber um es nicht zu einfach zu machen, habe ich etwas im rechten Bildteil herumgemalt.Aber wie dort angegeben, braucht das Gerät zwei Batterien und es macht  "bbrrrrr".

Genau, ein Elektrogerät für den weiblichen Intimbereich.


Und es heißt "Vibrasseur". Es gibt auch Zubehör, oder besser gesagt, Ergänzungsmittel.


Ich habe nicht mehr genau im Gedächtnis, was gesagt wurde, aber die Qualität des Produktes und vor allem der Geschmack wurde immer wieder gelobt. Wirklich, eine der beiden Damen war so angetan vom Geschmack, ich glaube, nächstes Jahr gibt es eine Edition mit Vitamin C und ungesättigten Omega3-Fettsäuren. Im Gedächtnis blieb mir auch, daß der Geschmack und die Nützlichkeit beim Oralverkehr hervorgehoben wurden. Gleitcreme beim Oralverkehr? Hmm, ich glaube ich bin sexuell uninformiert.

Schauen wir noch kurz zum Preisvergleich bei einem bekannten Drogisten vorbei. 20 Euro für 100 ml? So was Edles hat Schlecker nicht im Sortiment, selbst in kleinerer Abpackung (das ist immer teuerer!) wird der Preis pro ml nicht erreicht. Aber Gleitmittel mit Geschmack haben die auch:  "Joydivision. Gleitgel mit Banane-Geschmack". Banane, dieser Geschmack, äh, das ist jetzt nicht so aufregend und exotisch wie Lychee oder Papaya, andererseits, nun, naheliegender?

Vielleicht gibt es bald auch noch eine aufregende Schwester des frechen Vibrasseur: die Vibrasseusse, falls die Kundin es mal aufregend anders und ohne Tabus...

Ich bin nicht mehr lange genug drangeblieben, um noch mitzubekommen, ob, wie in der Küchenshow  auch, zufriedene Kundinnen, die das Produkt schon bestellt haben, ihre Erfahrungen mit den übrigen Zuschauern teilen konnten. Aber wenn Sie das selbst herausfinden oder sich einfach mal nur informieren wollen, dann suchen Sie bei Channel21 nach der Sendung "Prickelnde Momente".

Sonntag, 6. März 2011

Zu Guttenberg - extended

Verteidigungsminister zu Guttenberg ist von Amt und Doktortitel  zurückgetreten, der Nachfolger ist eingesetzt, Zeit für die Medien zum Durchschnaufen und zum Hinsetzen, um das, was passiert ist, in einen größeren Rahmen einzuordnen. Dabei sind mir vier Artikel untergekommen, die ich allesamt sehr lesenswert fand.


Ein Gespenst namens Guttenberg auf Spiegel Online

In dem Artikel weist Helmut Däuble auf den Aufbau einer Dolchstoßlegende für den Rücktritt zu Guttenbergs hin. Zu Guttenberg verweigert die Anerkennung, daß er mit seinem Verhalten seinen Rücktritt ganz alleine selbst zu verantworten hat. Und für sonderlich clever durchgeführt hält der Autor diese Strategie auch nicht.


Zwei Wochen deutsches Psychodrama von Nils Minkmar in der FAZ

Minkmar fragt sich, warum diese eigentlich vollkommen klare Angelegenheit zu zwei Wochen voller Aufgeregtheit führen konnte. Mit sehr schönen Sprachbildern und Vergleichen.

Nils Minkmar hat einmal Vertretung in Stefan Niggemeiers Blog übernommen. Das fand ich sehr unterhaltsam, deswegen kenne ich (und noch eine Leserin) den Namen und erwähne den  etwas hervorgehobener als die anderen Autoren.


Guttenbergs verschleppter Rücktritt   in der FAZ

Wer sich nicht blenden lässt, kann sehen, dass Guttenberg, gemessen an den üblichen, erst recht den an ihn angelegten Maßstäben, in seinem Leben nicht viel auf die Reihe bekommen hat. Er ist ein auffallend intelligenter Mensch, aber seine äußeren, zertifizierten Leistungen lagen deutlich unter diesem Niveau. Durchgestartet ist er erst in der Politik, dort aber mit ungeheurem Druck.
Volker Zastrow belegt anhand mehrerer Beispiele, daß zu Guttenberg oftfragwürdige Entscheidungen getroffen hat und sich auch nicht anständig verhalten hat. Aber Zastrow malt auch ein größeres Bild der Affäre und stellt sie in einen größeren Kontext (Blah, schwach formuliert von mir, aber es ist schon spät).


Aufstieg und Fall. Guttenbergs märchenhafte Karriere in der WELT

Torsten Krauel verteidigt zu Guttenberg mehrfach, ohne sein Vergehen kleinzureden. Ich hatte mich mehrfach gefragt, wo denn die zu Guttenbergschen Qualitäten liegen sollen, die seine Anhänger und politischen Freunde alle gesehen haben wollen. Nun, ein paar Beispiele liefert Krauel, die mich das Talent auch anerkennen lassen. An anderer Stelle übertreibt es Krauel dann doch arg:
Er tat es (sich mit Tom Cruise zu treffen, der Autor), weil er sich ein persönliches Bild davon machen wollte, ob er Cruise guten Gewissens als Darsteller des Hitlerattentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg empfehlen könne. Er fand zu seinem Erstaunen heraus, dass der Amerikaner über den deutschen Widerstand präzise informiert war und über die komplizierten damaligen Vorgänge fast so viel wusste wie der Hitlerbiograf Joachim Fest, dessen Bücher Guttenberg natürlich gelesen hatte.
Hat Karl-Theodor zu Guttenberg aufgrund seiner familiären Verbindung zum Widerstand um Stauffenberg  eine solche Legitimation, daß er irgendwelche Empfehlungen darüber auszustellen hätte? Aber ansonsten ist zwar durchaus eine Begeisterung für zu Guttenberg zu finden, aber es werden auch Gründe dafür geliefert.


Mal sehen, ob ich noch Artikel finde, in denen die Jammerlappigkeit der zu Guttenbergs aufs Korn genommen wird. KTG wurde am Wochenende von seinem Vater mit großen Worten in Schutz genommen, KTG selbst sprach davon, daß er an das Ende seiner Kräfte gekommen sei. Kein Wort davon, daß er das selbst verschuldet hatte. Und dabei hatte er noch nicht einmal die BILD-"Zeitung" gegen sich.

Samstag, 5. März 2011

zu Guttenberg-Homepage wieder überarbeitet

Nachdem Karl-Theodor zu Guttenberg schon den Doktortitel von seiner Homepage genommen hat, hat er kurze später auch noch den Verweis auf ein Prädikatexamen gelöscht. Heute morgen fiel mir noch eine weitere, diesmal größere Veränderung auf: Es wurden einige Sprüche von der Homepage entfernt, mit denen KTG seine Mission klarmachen wollte. Die Bilder sind gleich geblieben, aber die Sätze wurden entfernt. Es fehlen (u.a.):















Ich hatte mir Screenshots dieser Seiten gemacht, weil ich mich noch im Einzelnen daran abarbeiten wollte, weil diese vier Sätze genau das Gegenteil von dem ausdrücken, was zu Guttenberg getan hat. So hat er sich eben nicht "unbequemen Fragen gestellt", sondern hat eine kleine Schar handverlesener Reporter (gibt es mittlerweile eine Liste der Medien, für die diese Leute gearbeitet haben?) in sein Ministerium eingeladen, anstatt bei der Bundespressekonferenz persönlich zu erscheinen, und hat dann auch noch erklärt, daß er irgendwelche Fragen in Bezug auf seine Doktorarbeit nur mit der Universität Bayreuth klären wird.

Zu "klaren Werten", "Gewissen" und "Prinzipienfestigkeit" muß nun auch nichts mehr gesagt werden.

Die Frage ist nur, ob zu Guttenberg mittlerweile gemerkt hat, welche großer Gegensatz zwischen diesen Worten und seinem Handeln liegt, oder ob er sich in Zukunft gar nicht mehr daran messen lassen will. Das würde ein Comeback einfacher machen.

Nachtrag um 21.20 Uhr: Wer die alte Webseite anschauen will, kann dies mit Hilfe des Google-Caches tun:

http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:8qIb0iLrZcAJ:www.zuguttenberg.de/+guttenberg&cd=2&hl=de&ct=clnk&gl=de&source=www.google.de

Freitag, 4. März 2011

Jetzt mal was ganz anderes

Die Zugriffszahlen des gestrigen Tages wahren ganz schlecht. Deswegen mal ganz kurze Pause von zu Guttenberg und was ganz anderes:

- die Kinder waren beim Friseur und sehen wieder süß aus (die Gattin natürlich auch)

- das Karnevalskostüm des großen Sohnes wurde veredelt durch eine schwarzlackierte Wasserpistole, die als Stormtrooper-Wumme dienen durfte )Lob für die originelle Gattin, nochmal)

- das Wetter ist so schön, daß die erste Wäsche des Jahres auf dem Balkon trocknete.

Kommen Sie morgen wieder, ich plane Fotos.

Drehbuch für ein Comeback

Zu Guttenberg wird wieder in die deutsche Politik zurückkehren. Dessen kann man sich ziemlich sicher sein, denn es scheint das einzige zu sein, was er gut kann. Was dieses Können bedeutet, dazu komme ich noch später.

Was jetzt gerade angefangen hat, das ist das Äußern von Zweifeln an zu Guttenbergs Fähigkeiten. Ich gebe zu, daß ich mich vorher eigentlich gar nicht sonderlich mit ihm beschäftigt habe, aber ich habe keine Schlagzeile mit Inhalt "Zu Guttenberg ist ein Blender" vor der Affäre gesehen. Während des Aufkommens der Plagiatsaffäre hat man seinen Lebenslauf untersucht, seine berufliche Rolle als "Geschäftsführer" war wohl sehr klein, zwei Praktika wurden zu beruflichen Stationen hochgejazzt, eine Funktion als Freier Journalist ist wohl auch sehr zweifelhaft,. Dann hat er im Laufe der Affäre die Bezeichnung "Prädikatexamen" für seinen ersten Abschluß gelöscht, ein zweites Staatsexamen hat er nicht, er dürfte also z.B. nicht als Anwalt arbeiten. Dann kam heraus, daß er seine Promotion erst durch eine Sondergenehmigung überhaupt starten durfte, und allmählich kommen erste Fragen, ob der Inhalt der zusammenkopierten Arbeit ein "Summa cum laude" wert war. Der Bremer Professor Lescano hat dies als erster gesagt, weitere belegte Kritiken habe ich noch nicht gefunden.

Dann kamen die Zweifel an der Handhabung der Affäre, das souveräne Abstreiten aller VOrwürfe alos "abstrus" am Anfang, das über den vorläufigen Verzicht auf den Titel zur Rückgabe des Titels und schließlich zum Rücktritt führte. An Deutlichkeit nicht zu Übertreffen war die Frage desBayreuther Professors Oliver Lepsius, der sich fragte, wenn zu Guttenberg da nicht gewußt hat, was er getan, an welchen Stellen wußte er es sonst nicht. Das Abschieben der Verantwortung auf andere in der Kundus- und der Gorch-Fock-Affäre, bis hin zur Analyse seiner Rücktrittsrede, in der er auch wieder keinerlei persönliche Verantwortung übernimmt und auch ziemlich wehleidig klingt (die Grenzen meiner Kraft. Vielleicht sollte er mal jemanden fragen, der die BILD-Zeitung gegen sich gehabt hat, wie z.B. den ehemaligen Pro7-Moderator

Jetzt kommt auch Kritik an seinen frühen Festlegungen und seine sprunghaften Rücknahmen dieser Festlegungen ins Gespräch.

In den nächsten Wochen werden sehr wahrscheinlich staatsanwaltliche Ermittlungen gegen ihn aufgenommen werden, deren Ausgang abzuwarten ist, genauso wie die Untersuchungskommission in Bayreuth.

An Talent bleibt also nur die reine Darstellung und Vermittlung dessen, was er vorhat, die Verkaufe seiner Person übrig.

Zu Gutenberg muß also Substanz nachlegen. Mir fällt dazu zuerst eine Möglichkeit ein: Er muß sein 2. Staatsexamen naachmachen. Vorausgesetzt, er wird dazu zugelassen (die nehmen nicht jeden Vorbestraften als Referendar), sollte er sich außerdem eine Universität oder einen Ausbildungsplatz außerhalb Bayerns suchen, um diesen Abschluß zu erlangen. Wenn er das dann schafft, egal mit welcher Note, hat er gezeigt, daß er sich auch mit einer Arbeit auseinandersetzen kann, die ihm nicht sonderlich zusagt.

Sollte er lediglich etwas Zeit vergehen lassen, mit seiner Frau irgendwelche Charity-Bälle aufsuchen und in irgendwelchen Unternehmen als Grüßonkel auftreten, dann werden sich seine Fans vielleicht bei seinem Comeback freuen, aber alle Gegner werden ganz genau und mit größtem Mißtrauen schauen, was er vor hat. In dem Fall sollte er Nägel mit Köpfen machen und mit Thilo Sarrazin zusammen eine Partei gründen.

Donnerstag, 3. März 2011

Wird zu Guttenberg zurückkommen?

Habe hier kommentiert:

http://www.weissgarnix.de/2011/03/02/kommt-er-wieder/#comment-103385

Mittwoch, 2. März 2011

Germanys next Top Model

In der taz ist heute eine schöne Kritik der Sendung "Germanys next topmodel" von Heidi Klum zu lesen. Diese Kritik wird mit Erkenntnissen der Totalitarismusforscherin Hannah Arendt durchgeführt und kommt zu dem Ergebnis, daß in der Sendung Herrschaft genauso errungen und angewendet wird wie in einer totalitären Diktatur:

Welche Kandidatin in welcher Woche niedergemacht wird, ist vollkommen willkürlich - klar ist nur, dass jedes Mädchen, eins nach dem anderen, irgendwann heulend vor der Jury stehen muss und sich in der Woche danach heulend unterwirft. Und: besonders starke Charaktere müssen zuerst gebrochen und gleichgeschaltet werden. Bis zum Negieren von Solidarität untereinander und zur völligen Aufgabe von Selbsterhaltungstrieb und Schamgefühl. Psychologische Kriegführung. Oder kurz: purer Terror.
...
Regeln, die sich ständig verändern, eine unfehlbare Führerin, eine gebrochene und atomisierte Gefolgschaft - das sind allesamt Elemente, die nach Definition der Philosophin Hannah Arendt Charakteristika von totalitären Bewegungen sind. Wie in Arendts 1.000-seitiger Abhandlung über totale Herrschaft basiert auch die Klumsche Topmodelbewegung auf einem großen Lügenkonstrukt - auf der Behauptung nämlich, man könnte durch Gewinnen der Show tatsächlich ein international gefeiertes Model werden.
Der ganze Artikel ist hier zu finden.

Hört sich plausibel an, aber ob stimmt, kann ich nicht sagen, weil ich die Sendung nur durch Switch kenne.

Dienstag, 1. März 2011

Die Rolle des GuttenPlag-Wiki

Ich lese gerade den Artikel "Netz besiegt Minister" auf Spiegel Online über die Rolle, die das Internet und insbesondere die Mitmachseite "GuttenPlag" hatte, um die Fehler des Verteidigungsministers bei der Erstellung seiner Doktorarbeit zu finden und auch für eine breite Masse sichtbar zu machen.

In dem Artikel heißt es:
"Hätte Häberles Nachfolger an der Universität Bayreuth Oliver Lepsius Guttenberg offen und so schnell als "Betrüger" bezeichnet, dessen "Dreistigkeit" man aufgesessen sei? Hätte sich schließlich, mit ein paar Tagen Verzögerung, eine echte Massenbewegung innerhalb der deutschen Forschungsselite gebildet, die Guttenbergs Rücktritt forderte? Wohl kaum."

Und vorher (aus dramaturgischen Gründen hab ich die Reihenfolge geändert):
"Hätte Guttenbergs inzwischen emeritierter Doktorvater, der international höchst renommierte Staatsrechtler Peter Häberle, nicht dieses umfassende Kompendium geklauter Stellen zur Verfügung gehabt - hätte er auch dann so schnell und deutlich seinem einstigen Schützling den Rücken gekehrt, Guttenberg "unvorstellbare Mängel" und Rufschädigung vorgeworfen?"

Die Situation mit Prof. Häberle stelle ich mir gerade bildlich vor. Wie dieser ältere Herr, der noch vor kurzem nichts auf den Freiherrn und dessen Arbeit kommen lassen wollte ("Der Vorwurf ist absurd, die Arbeit ist kein Plagiat."), dann also, nachdem er zu einem Gespräch an den Lehrstuhl eingeladen, vielleicht sogar von einem Fahrer der Universität abgeholt wurde, am Lehrstuhl von den Professoren begrüßt wird, von einem jüngeren Mitarbeiter seines alten Lehrstuhls, möglicherweise auch von Professor Lepsius persönlich an einen Bildschirm platziert wird, ihm dann erklärt wird, daß es nicht nur Gesetzestexte und Zeitungen im Internet gibt, sondern auch sogenannte Wikis, bei denen interessierte Menschen ganz einfach mitarbeiten können, und daß sich eine solche Seite mit der Arbeit des Freiherrn auseinandersetzt. Und daß dabei, nun, einige unangenehme Dinge zum Vorschein gekommen sind. Pause, schweres Atmen, bedrücktes Gesicht bei Herrn Lepsius. Ich blende mal aus.

Keine Ahnung, wie das gewesen ist. Aber Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung hat sehr anschaulich geschildert, wie die Arbeit durchkommen konnte, ohne daß man unbedingt an Korruption und ein engmaschiges CSU-Netzwerk (das aber anscheinend auch geholfen hat) glauben muß: http://www.sueddeutsche.de/karriere/peter-haeberle-guttenbergs-verzweifelter-doktorvater-1.1065414

Montag, 28. Februar 2011

Mal was anderes: Leistungsschutzrecht

Um mal was anderes als immer nur über Karl Theo zu sprechen, weise ich mal kurz auf das Thema Leistungsschutzrechte hin, an dem Verlage und Zeitungen arbeiten. In diesem Artikel wird kurz und verständlich erklärt, warum das überflüssig und unsinnig ist: http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/medien/noch_ein_gebuehrenmodell_1.9528929.html

Sonntag, 27. Februar 2011

Rezension der Guttenberg-Arbeit jetzt online

Die Rezension des Beremer Wissenschaftlers, der den Stein der Plagiatsaffäre ins Rollen gebracht hat, ist jetzt online zu lesen: http://www.kj.nomos.de/fileadmin/kj/doc/zu_guttenberg.pdf

Gleich der erste Satz ist aber abschreckend. Wer den Titel "Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU" schon sperrig findet, der hat noch nicht allzuviele Dissertationen gesehen, scheint mir. Es fehlen die Worte "im besonderen und allgmemeinen", "unter besonderer Berücksichtigung" und ähnliches., von Fremdwörtern, die man erstmal nachschauen muß ganz abgesehen, oder von Themen, bei denen man erstmal nachschauen muß, ob es sich um eine Diss aus der Biologie, der Philosophie oder vielleicht der Medizin handelt. Dieser Einstieg ist billig und ermöglicht den Guttenberg, die Rezension direkt als parteiisch zu bewertern.

Freitag, 25. Februar 2011

Zu Guttenberg als Schoßhündchen

Ich lese eine Menge zum Thema Guttenberg, aber natürlich nicht alles. Was mir bisher noch nicht untergekommen ist, ist eine Betrachtung der Angelegenheit unter dem Blickwinkel von Frau Merkel, die einen möglichen Konkurrenten, dem ja schon die Kanzlertauglichkeit zugesprochen wurde, erst einmal wieder zurück auf seinen Platz verwiesen hat (an dieser Stelle könnten auch derbere Begriffe stehen, z.B. welche, die mit dem Griff nach den männlichen Organen zur Herstellung der Fortpflanzungsfähigkeit zu tun haben). Natürlich sähe Angela Merkel jetzt nicht gut aus, wenn sie ihren Verteidigungsminister verlieren würde. Aber wann hat ein Kanzler dabei schon einmal gut ausgesehen? Nach neuesten Meldungen bekommt zu Guttenberg jetzt sogar mehr Geld für seinen Bundeswehrreformpläne (was die FDP auf den Plan ruft). Vielleicht kriegt er demnächst noch das ein oder andere Zückerchen, wenn er artig fragt (oder laut kläfft, um sein Macherimage zu stärken), und "Mutti" wird es ihm lächelnd geben. Aber wenn er es denn einmal übertreiben sollte, wird sie ihn anschauen und fragen "Willst Du das denn auch wirklich haben?", und dann wird KTG wieder kleinlaut in sein Körbchen gehen und murmeln "Warts nur ab, irgendwann...". Bis dahin wird Frau Merkel sich wieder gemütlich zurücklehnen und wissen, daß sie sich um einen Bayern weniger kümmern muß.

Mittwoch, 23. Februar 2011

Geht das nicht besser?

Heute Mittag habe ich mir etwas besonderes gegönnt und mal wieder Phönix geschaut, die aktuelle Stunde zum Fall "Guttenberg". Ich konnte nicht so konzentriert zuschauen, weil noch zwei Kinder hier herumwuselten (okay, nur ein Kind - der Achtjährige saß auf dem Sofa und rief Zwischenkommentare wie "Warum hast Du es dann nicht geschrieben?"). Außerdem kam mir meine Ungeduld und mein Hang zum Fremdschämen dazwischen. Fremdschämen wegen Herrn Guttenberg, der sich ein ums andere Mal entschuldigte, ohne den Umfang und die Art seines Fehlers erkennen zu wollen. Ungeduld wegen der Abgeordneten, die umständlich ihre Fragen formulierten, keinen Biß zeigten, und in kurzer Zeit ihre Fragen nicht umstellen konnten, wenn ein anderer Abgeordneter schon etwas ähnliches gefragt hatte.

Zu erkennen war, daß KTG sichtlich getroffen war und allmählich merkte, in welchen Schlamassel er sich gebracht hatte, wie gesagt aber ohne zu erkennen oder zuzugeben, daß der Fehler kein Versehen gewesen sein konnte. Er hatte wenig hochfahrendes oder arrogantes an sich (oder er ist der beste Schauspieler seit Marlon Brando und Jack Nicholson). Als ich ihn so sah, fragte ich mich, warum keiner schnell eine Strategie entwicklte, Guttenberg auf die verständliche Tour entgegenzukommen und auf die Versuche, Guttenbergs, sich wie ein kleiner Junge zu entschuldigen und um Verständnis angesichts der schwierigen Situation - junger Familienvater, Abgeordnetenamt, spät abends am Schreibtisch - einzugehen. Wenn ein väterlicher Abgeordneter gekommen wäre und gesagt hätte: "Ja, Herr zu Guttenberg, es war vielleicht ein bißchen viel, was sie sich da vorgenommen hatten. Dazu die strengen Maßstäbe des Vaters und auch des Großvaters, die Familientraditionmit einer langen Reihe vortrefflicher Vorfahren, die großes geleistet haben, und die sich daraus ergebenden hohen Ansprüche an Sie, und auch der eigene Wunsch, durch den Doktortitel den Makel des Halbjuristen von sich zu waschen, der zeitraubende Job des Abgeordneten in ihrem Wahlkreis, in dem ihnen die Zuneigung der Menschen entgegenfliegt, und der Wunsch, die lange schon andauernde Arbeit, sieben Jahre sagten sie, endlich abzuschließen, und diesen Berg an Papieren auf ihrem Schreibtisch nun ein für allemal zu den Akten legen zu können, das kann ich gut nachvollziehen." Kurze Pause - und dann: "Es ist eine große Bürde." Wahrscheinlich hätte KTG für zehn Minuten nicht antworten können, weil ihm ein dicker Kloß im Hals gesessen hätte.

Danach Auftritt Jürgen Trittin.

Eigentlich sollte das als Kontrapunkt schon reichen, aber als Idee könnte man reinreiben, daß man überhaupt kein Verständnis aufbringen müsse für das selbstverschuldete Unglück eines eitlen Menschen, der vielleicht viel Arbeit, aber gewiß keine finanziellen Nöte während der Dissertation hatte, und sich auch im Falle eines Mißerfolgs keine Sorgen um die berufliche Zukunft zu machen brauchte. Wer wie Guttenberg permanent darauf hinweist, wie schmerzlich ihn der Verlust des Doktortitels trifft, der müßte doch auch wissen, daß das damit verbundene Renommee durch die damit verbundene Anstrengung und die intellektuelle Leistung herkommt.

Naja, vielleicht kam das später.

Es gibt mehr als einen Grund, warum ich nicht Politiker oder sonstwie erfolgreich bin, aber angesichts der Möglichkeiten, sich zu informieren und Mitarbeiter darauf anzusetzen, ein Drehbuch für so eine Fragestunde zu entwickeln, frage ich mich, warum so wenig Druck auf zu Guttenberg aufgebaut wurde. Von den Fragen, die ich gehört habe, hat keine ihn wirklich in den Würgegriff genommen. Auch renommierte Zeitungen stellen jetzt schon ohne Zweifel fest, daß zu Guttenberg sich ein Fehlverhalten zu Schulden kommen ließ, das nicht mit Versehen oder Schludrigkeit zu erklären ist. [1] Trotzdem halte ich es für vollkommen kontraproduktiv, wenn Sigmar Gabriel zu Guttenberg mit Silvio Berlusconi vergleicht. Das ist schon ein erheblicher Klassenunterschied im Fehlverhalten, in vielerlei Hinsicht. Wie SPIEGEL ONLINE schreibt, attackierte Unions-Fraktionsvize Andreas Schockenhoff Gabriel dafür: "Das ist infam, das ist unanständig, und das ist unter der Gürtellinie". Durch solche überzogenen Angriffe werden nur die Reihen der Guttenberg-Anhänger geschlossen, die ihren Minister und ihre Lichtgestalt gerne behalten wollen.

Einen Angriffspunkt hat nach meinem Wissen kein Abgeordneter genutzt. Guttenbergs Arbeit wurde "summa cum laude", also mit einem Sehr Gut bewertet. Guttenberg selbst hat aber gesagt, daß er Blödsinn geschrieben hat. Das paßt doch nicht zusammen. Nach meinem Wissen sind Jura-Professoren sehr sparsam mit Spitzennoten. Wer ein "Gut" bekommt, kann schon sehr stolz auf sich sein, und mit einem "Sehr Gut" stehen einem alle Karrierewege offen. Auch die Einkommensunterschiede zwischen den besten Juristen und dem Durchschnitt sind sehr groß. Hatte zu Guttenberg da kein komisches Gefühl, als er von seiner Note erfuhr?

Die Note wirft aber auch ein seltsames Licht auf seinen Doktorvater, der zu Guttenberg angeblich während der ganzen Zeit gut betreut hat. Ist ihm beim Lesen der Arbeit nichts aufgefallen, was den wechselnden Schreibstil angeht? Eine Arbeit, die aus so vielen verschiedenen, unüberarbeiteten Teilen zusammenkopiert wurde, muß doch seltsam zu lesen sein. Oder hängt die gute Note des Ministers mit den großen Spenden zusammen, die die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät von der Rhön-Klinikum AG erhält, an der die Familienstiftung der zu Guttenbergs etwa ein Viertel der Aktien hält? Ich bin überrascht, von diesen Spenden bisher noch nicht an anderer Stelle gelesen zu haben.

Schalten Sie bald wieder ein, wenn ich ein klein bißchen auf die schönen Sprüche eingehe, die Herr zu Guttenberg auf seiner Homepage bereithält.




[1]Z.B. FAZ und ZEIT
http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~EFD4E1E1A128C4A388760CEE978C4A7A1~ATpl~Ecommon~Scontent.html
http://www.zeit.de/studium/hochschule/2011-02/kommentar-guttenberg-plagiat?page=all

Montag, 21. Februar 2011

Uni Bayreuth und Yale: berühmte Alumni

Für die großen Gedanken und sorgfältige Vergleiche fehlt gerade die Zeit, aber mir fällt eine Idee für ein T-Shirt ein. Die beiden Köpfe von George W. Bush und von Karl Theodor zu Guttenberg nebeneinander, darüber die der Schriftzug von Yale und der Uni Bayreuth, und unten drunter steht: Berühmte Absolventen oder so etwas.

Naja, nicht die Neuerfindung des Humors, aber wenigstens von mir. Grafik kann ich nicht, wer will, darf.

Sonntag, 20. Februar 2011

I want to believe - Guttenberg-Fanboys

Mal schauen, wie lange Karl Theodor "Xerox" zu Guttenberg noch braucht, um die Vorwürfe gegen ihn und seine Doktorarbeit zu erklären. Was bisher an Vorwürfen gegen ihn zu lesen ist, ist schon heftig, jedenfalls in meinen Augen, der mal eine Uni besucht hat, wenn auch ohne Abschluß verlassen hat. Eine solche Menge an fremdem, nicht befußnotetem Text kann jedenfalls nicht mit Versehen erklärt werden.

Ich fand zu Guttenberg (Mir fällt auf, daß ein "zu" oder ein "von" als Namensbestandteil seit einiger Zeit in weiten Teilen der Presse weggelassen wird. Gibt es afür einen bestimmten Grund? Wer hat den Trend gesetzt?) von Anfang an weder sonderlich sympathisch noch unsympathisch. Nein, sympathisch fand ich ihn nicht, aber ich hielt es doch für möglich, daß seine Erziehung ihn auf Herausforderungen vorbereitet hat, wie es bei vielen anderen Politikern nicht der Fall zu sein scheint. Finanzielle Unabhängigkeit ist ja auch keine schlechte Sache für Politiker, und ein Wehrdienst bei den Gebirgsjägern ist zumindest eine sportliche Herausforderung der eigenen Robustheit, denke ich.

Seine eigene Präsentation als AC/DC-Fan, vor allem zusammen mit seiner Frau, fand ich aber peinlich und aufgesetzt. Und seine Frau ist auch eher eine Belastung als ein Pluspunkt (Wie kann an sich allen Ernstes über moderne Popmusikerinnen beschweren und dann selbst bei mehreren Anlässen ein Dekollete präsentieren, das einem vor dreißig Jahren von vielen CSU-Wählerinnen noch die Bezeichnung "Flittchen" eingebracht hätte? Natürlich kann man die Outfits von Lady Gaga und anderen kritisieren, aber dann sollte man schon so formulieren, daß man nicht selbst mit in die Grube fällt.), und Gel im Haupthaar eines Politikers ist auch nicht so toll.

Aber um zum Punkt zu kommen: Was mich am meisten stört, sind die Fanboys, die sich jetzt überall zu Wort melden, sei es via Facebook, wie der SPIEGEL meldet, oder noch schlimmer, im hiesigen Anzeigenblatt. Da fragt sich Redakteur Frank Möll, ob es bei den Plagiatsvorwürfen um die Reinheit der Wissenschaft geht, oder darum, einen Superstar zu entzaubern. "Die Plagiatsvorwürfe sollen Sie zu einem Taugenichts reduzieren, einem Abschreiber, einem Betrüger". Ja, genau darum geht es, denn wenn die Vorwürfe stimmen, dann ist Guttenberg genau das.

Brr, es ist wie immer, während ich schreibe, tun sich beim googlen immer weitere Abgründe auf. Redakteur Möll gibt an, "große Teile" des Artikels beim "Kollegen" F.J. Wagner abgeschrieben zu haben. Ich habe gerade den Artikel von Wagner gelesen und frage mich, wo denn die eigenen Worte von Möll zwischen den "großen Teilen" zu finden sein sollen. Der Artikel ist fast komplett identisch. Ich werde morgen beide Artikel mal nebeneinander legen und suchen. Möll erwähnt, daß nirgendwo soviel abgeschrieben und Ideen geklaut werden wie in den "Redaktionsstuben dieses Landes". Und deswegen wollen die Zeitungen jetzt auch ein Leistungsschutzrecht haben, das schon einzelne markante Textzeilen, Begriffe oder Überschriften als schutzwürdig ansieht . Und bei Guttenberg geht es darum, einen guten Mann kaputtzumachen. Halt, erstmal geht es darum festzustellen, daß Guttenberg gar kein guter Mann ist.

Aber das ist jetzt zu viel für heute Abend, ich mache eine Fortsetzungsgeschichte draus.

Freitag, 7. Januar 2011

Bier

Ich liebe Bier, es schmeckt mir, und ich lerne gerne neue Sorten kennen. Eine große Freude ist es für mich immer, wenn ich irgendwo die Gelegenheit habe, in einer Urlaubsgegend nach einheimischen Bieren zu fragen oder in einem bisher unbekannten Getränkehandel mal wieder die Regale zu durchstöbern. Und am besten ist es, wenn auch genug Gelegenheit da ist, Bier zu trinken. Jeden Abend ist ja schon ein bißchen viel für die Gesundheit, aber im Urlaub kann man das mal zwei Wochen machen.

Ich gebe zu, ich bin leicht zufrieden zu stellen, mein Geschmackssinn ist nicht sonderlich fein, mein Gedächtnis nicht sehr gut, oft reicht schon ein gutes Etikett für eine Probeflasche aus, und ich muß gestehen, daß ich zur positiven Diskrimierung von Flaschen mit Fump-Verschluß neige. Und ein Traum wäre ein Urlaub in Franken, wo es angeblich noch in vielen Dörfern kleine Brauereien gibt, die nicht weiter als in der Region bekannt sind.

Lust zum Selbstbrauen habe ich noch nicht, weil ich denke, daß man es schon können muß, um was gutes herauszubekommen. Aber Selbstgebrautes zu kosten, das wäre schon mal was. Ärgerlich wird es, wenn man eine Geschite über ein Bier liest, das an alte Traditionen wieder anknüpfen will, und wo einem die Geschichte drumherum durchaus Lust auf ein Fläschchen Bergmann-Bier macht. Aber dann liest man auf einmal im Bericht, daß der Braumeister nicht gelernt ist, sondern sich das Brauen in einem Dreitage-Crashkurs hat beibringen lassen. Nein, Autodidakten können auch oft eine Menge und viel Ahnung, aber ein wenig enttäuscht ist man schon, weil das ganze dann so einen Marketingbeigeschmack bekommt. Nein, dieses Bier wird auch von Autodidakten gebraut, und es war mit das leckerste, was ich bisher getrunken habe. Das mag aber auch an dem schönen Abend, der Pizza und dem Urlaub gelegen haben. Wieso reite ich gerade so sehr rum auf Autodidakten und Bier? Weil ich bei SpOn gerade eine Geschichte über libanesisches Bier gelesen habe. Hoffentlich wird das eine Erfolgsgeschichte mit Exportchancen. Nein, nicht ich will das trinken (klar, würde ich auch), in den Irak, nach Afghanistan und Saudi-Arabien soll das Zeug kommen. Und Lichtreklame. Da würde "Trinken für den Frieden" zu einem Akt des Widerstandes. Zu einem riskanten Akt vielleicht.

Hoffentlich gibt es Wendlandbräu bald als Flaschenbier. Ich träume schon von einer monatlichen Shuttle-Fahrt dorthin, um dann eine Lieferung an die hiesigen Getränkemärkte zu verticken. Oder an verschiedene Kneipen. Mit dem Anti-Atom-Image des Wendlandes müßte sich das gut verkaufen. Aber bis dahin werde ich mich nochmal wieder ans Altbiertrinken begeben. Das hat letztens auch mal wieder köstlich geschmeckt, und ist auch regionales Kulturgut.