Montag, 20. Dezember 2010

Mit Hipstern über Hitler lachen

Vor ein paar Tagen las ich etwas über "Hipster". Den Begriff hatte ich zwar schon gelesen, aber mir noch keine große Gedanken darüber gemacht, bis im Perlentaucher auf ein Interview dazu verlinkt wurde. Und dann verlinkte der Perlentaucher auf einen Artikel in der WELT, die über eine Webseite berichtete, in der Hitler als Hipster verulkt wird.

Man schaue sich diese Seite an. Wer Obersalzberg mag, wird auch dies mögen. Es hilft allerdings zu wissen, was "Hipster" sind. Wenn nicht entgeht einem das meiste.

Ich hätte gerne alle Teeshirts von der Seite. Aber ich wüßte nicht, wann oder wo ich sie tragen könnte.

Trackback:
http://fabian-soethof.de/2010/11/24/ein-washechter-berliner/
http://www.welt.de/kultur/article11739805/Hipster-Hitler-treibt-Nazi-Groessen-in-den-Wahnsinn.html
http://www.perlentaucher.de/feuilletons/2010-12-20.html

Leider kann ich die Bilderstrecke, die ich zu Hipstern gefunden hatte, nicht mehr auftreiben. Die erklärte vieles.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Singen ist Kraftfutter für Kinderhirne""

Hier eine Meldung speziell für zwei Chorschwestern, aber auch für andere Eltern, die sich mit dem Thema Frühförderung auseinandersetzen.

Singen ist Kraftfutter für Kinderhirne

Empirische Befunde für eine lange gehegte Vermutung

Gerade in den ersten Lebensjahren müssen Kinder wieder viel mehr Gelegenheit zum spielerischen Singen haben, als dies heute der Fall ist. Dies ist das zentrale Ergebnis einer umfangreichen Studie mit 500 Kindergartenkindern, die von Dr. Thomas Blank (Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld) und Dr. Karl Adamek (Universität Münster) gemeinsam mit dem Gesundheitsamt der Stadt Münster durchgeführt wurde. Danach wurden viel singende Kinder nach ärztlichen Befunden zu 88 Prozent, wenig singende Kinder hingegen nur zu 44 Prozent als regelschulfähig beurteilt. ...

(http://idw-online.de/pages/de/news401720)

Ich habe den Eindruck, daß diese Meldung demnächst in vielen Zeitungen erscheinen wird. Frühförderung, dazu durch so etwas Traditionelles wie Singen, da kann man wieder die klassische Familie feiern.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Mezut Özils Sinn für Schuhe

Ich mag ja bodenständige Leute, und jemand der in einer Sache gut ist, muß nicht in jeder anderen Sache gut sein. Also wer z.B. Fußballprofi ist, der muß nicht gleichermaßen Stilikone sein oder direkt nach einem anstrengenden, verlorenen Stil direkt druckreife Analysen von sich geben. Aber es gibt doch Berater...

Vielleicht habe ich es überlesen, aber es wundert mich doch, daß nicht in den Klatschgazetten (GMX und Freemail versorgen einen da schon mit mehr, als man wissen will) über Mezut Özils Schuhwahl bei der Bambi-Verleihung gelästert wurde:


Nochmal im Detail:

Daneben zur Veranschaulichung die Schuhe von Torwarttrainer Andy Köpke. Im direkten Vergleich ist das ja schon fast geckenhaft. Aber vielleicht hatte Mesut Özil ja auch gerade einen eingewachsenen Zehennagel oder so etwas, weswegen er bequeme Schuhe tragen mußte. Hihi.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Timothy Snyder: Bloodlands - und vielleicht ein neuer Historikerstreit

Mitte Oktober las ich die ersten englischsprachigen Rezensionen des Buches "Bloodlands" von Timothy Snyder. Das Buch betrachtet die Massenmorde der beiden totalitären Regime unter Hitler und Stalin nicht für sich getrennt, sondern in einem Zusammenhang, und das vor allem in geografischer Hinsicht. In einem Gebiet, das etwa Polen, Weißrußland, die Ukraine und daran angrenzende Gebiete umfaßt, sind von 1933 bis 1945 etwa 14 Millionen Menschen umgebracht worden, die direkten Kriegstoten nicht mitgerechnet. Snyder nennt dieses Gebiet "Bloodlands".


Ich wunderte mich, daß ich per Google-News nicht schon bald deutschsprachige Erwähnungen des Buches fand, und eigentlich hatte ich vor, einen ersten Kommentar zu diesem Buch zu schreiben. Ich weiß zwar nicht, ob ich von Google gefunden wäre, aber für den persönlichen Ehrgeiz wäre das ein Ziel gewesen. Das habe ich nun leider knapp verpaßt, am 29. November war die erste Erwähnung des Buches zu finden, und am 6.Dezember gab es im Wiener Standard ein Interview mit dem Autor. Beides sind aber österreichische Seiten, bundesdeutsch kann ich es noch schaffen (wenn ich eine .de-Domain hätte, könnte man sich noch ein bißchen mehr dran hochziehen).


Nach ein paar Rezensionen des Buches hatte ich sehr den Eindruck, daß es in den nächsten Wochen, oder zumindest nach dem Erscheinen auf Deutsch, auf große Resonanz stoßen würde. Denn durch mehrere Sichtweisen des Buches  wurde ich an den Historikerstreit erinnert, der 1986 heftige Wellen schlug. Kurz gesagt ging es in diesem Streit darum, ob der Holocaust einmalig ist oder nicht, und ob er möglicherweise eine Reaktion auf eine "asiatische Tat" war (Ernst Nolte, die genaue Fundstelle werde ich noch nachreichen, ich habe gerade den Sammelband "Historikerstreit" im Regal oder an den verschiedenen Leseplätzen der Wohnung verschusselt. War aber ein tolles Gefühl, da mal wieder gezielt reinzuschauen und etwas Verwendbares zu finden). Allein schon der Vergleich des Holocaust mit den "Säuberungen" Stalins, mit dem Gulagsystems oder der Hungerkatastrophe der Ukraine war damals für viele ein Akt des Revanchismus. Und auch die Verwendung des Begriffs Totalitarismus erschien vielen (ja wem denn genau, vielleicht den Linken und eher linken Feuilletonisten) als Gleichsetzung zweier ganz unterschiedlicher Systeme, mit dem Ziel, das linke System, das die Welt verbessern wollte, zu diskreditieren. Snyder benutzt nun den Begriff Totalitarismus ziemlich häufig. Und dieser Begriff kam mir bei der Perlentaucherlektüre auch wieder unter: Alan Posener schrieb in der Welt einen Artikel, daß das Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung am besten geschlossen werden sollte, weil es eine dicke Stasi-Affäre zu bewältigen hat, aber vor allem an einem verlogenen Konzept leide. Das Institut sei "mit dem Ziel gegründet, den ohnehin fragwürdigen Begriff des Totalitarismus auf die "zweite deutsche Diktatur" auszudehnen." Ein paar Tage später antwortete ihm der Chefredakteur der Welt-Gruppe, Thomas Schmidt, daß Totalitarismus nicht nur ein Wort sei, sondern immer noch ein sinnvoller Begriff mit ehrenwertem Anspruch. Vielleicht führen anderen diesen kleinen Streit um den Totalitarismus-Begriff noch weiter.


Timothy Snyder rüttelt nun keineswegs an der Einmaligkeit des Holocaust, das erwähnt er ausdrücklich. Aber Snyder will daraufhin weisen, daß Auschwitz nicht der ganze Holocaust gewesen ist. Die Hälfte der Juden Osteuropas wurde durch Erschießungen umgebracht. Und Auschwitz erhält seine Bedeutung dadurch, daß es Überlebende gegeben hat. In Treblinka wurden mindestens 700.000 Menschen umgebracht, und es gab so gut wie keine Überlebenden, die von ihrem Leid erzählen konnten, ähnlich war es bei den Lagern Sobibor und Belzec.  Von diesen Lagern ist so gut wie nichts übrig geblieben, es gibt keine Baracken, keinen Zaun oder ein Eingangstor.


Die Juden waren außerdem nicht die einzige verfolgte Gruppe. Snyder weist auf 3 Millionen Sowjetsoldaten hin, die in deutschen Lagern erschossen wurden oder dem Hungertod starben. Der Hungertod bedrohte auch die Bevölkerung der Ukraine und Weißrußlands, weil vor allem die Ukraine als Kornkammer für das Deutsche Reich dienen sollte und das leere Land später von deutschen Siedlern bewirtschaftet werden sollte. Wenn es unter diesen Gruppen Überlebende gegeben hat, dann verblieben sie nach 1945 in der Sowjetunion. Für Stalin galten alle Völker, die in Kontakt mit dem Feind gestanden hatten, als verdächtig und wurden teilweise deportiert, und außerdem war niemand an ihrem Schicksal interessiert. Sie konnten keine Bücher veröffentlichen oder ihr Schicksal in anderer Form bekannt machen. Snyder weist in seinem Buch darauf hin, daß die ethnischen Russen nicht so heftig unter dem Krieg gelitten haben. Dies waren innerhalb der Sowjetunion vor allem die Ukrainer und die Weißrussen, auch die baltischen Staaten. Die Hälfte der Bevölkerung Weißrußlands wurde in dieser Zeit gewaltsam ums Leben gebracht. Und was für den Holocaust Auschwitz ist, nämlich ein sichtbares Symbol, bei dem die (wenn auch geringe) Chance bestand, es zu überleben, war auf sowjetischer Seite der Gulag, der unter anderem von Solschenizyn beschrieben wurde. Der Holomodor hingegen, der Genozid in der Ukraine, ist viel weniger dokumentiert und bekannt geworden.


In einer Rezension (ich habe das Buch ja noch gar nicht lesen können) wurde auf die Einsatzgruppen hingewiesen, die bis Ende 1941 eine Million sowjetische Juden erschossen hatten. Bei längerem Nachdenken fiel mir dazu eine Veranstaltung während meiner Schulzeit ein, deren Anlaß oder Thema ich gar nicht mehr erinnere. Aber in einem kurzen Gespräch nach dem Vortrag sagte ein älterer Herr, der zu der Veranstaltung gehörte, sinngemäß: "Ob sie erschossen oder vergast werden, das ist auch egal." Er meinte damit wahrscheinlich eher die stalinistischen Opfer der Säuberungen, die überwiegend erschossen wurden, im Gegensatz zu den Juden, die vergast wurden. Seine Absicht war, die Besonderheit  der maschinellen Vernichtung, und damit die Einmaligkeit des Verbrechens, die er nicht anerkennen wollte, zu relativieren. In meiner Schulzeit war ich noch nicht in der Lage darüber nachzudenken, das kam erst im Studium, aber ein Satz von Ernst Nolte, den ich früher nicht akzeptabel fand, erscheint mir jetzt nicht mehr so abwegig. Nolte schrieb nämlich während des Historikerstreits, daß die maschinelle Vernichtung eher ein Detail sei und nicht das Wesentliche. Mir scheint nun auch eher der ungebremste und überschäumende Vernichtungswille der Nazis das Allerwesentlichste zu sein, und nicht die Technik des Tötens. Was aber nichts daran ändert, daß diese Abscheulichkeit von den Deutschen eingesetzt wurde.


Auch die kumulative Radikalisierung, die Hans Mommsen vertritt, erscheint mir nicht mehr als die beste Erklärung für die Geschehnisse, als die sie mir bisher erschien. Wenn in so kurzer Zeit so viele Menschen ermordet werden, dann muß eine Bereitschaft bestehen, so zu handeln, wie gehandelt wurde. Ich muß aber zugeben, daß ich noch keinen Aufsatz vom ihn dazu gelesen habe und nicht weiß, welche Zeiträume Mommsen für diese Radikalisierung ansetzt.


Snyder geht in einem Artikel, den ich von ihm gelesen habe, auf die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten ein und stellt die Zahlen vor, die er für richtig hält. Die Zahlen finde ich gerade nicht, aber nach der Lektüre der Rezensionen und anderer Artikel von Snyder hatte ich das dringende Bedürfnis, von der deutschen Vertreterin der Vertrieben, Erika Steinbach, nur ganz leise und wohlgesetzt Töne zum Thema Vertreibung zu hören, und keine Entschädigungsforderungen, so symbolisch sie auch sein mögen. Ich will das Leid der Vertriebenen nicht kleinreden, aber es gibt eine Vorgeschichte dazu. Und von der handelt "Bloodlands".


Ich weiß nicht, ob ich mit diesem Posting irgendeinen hilfreichen Gedanken jenseits der bloßen Erwähnung des Buches geleistet habe. Es gibt aber so viele Anknüpfungspunkte, daß ich eigentlich mehr Zeit zum Ausformulieren und zum Belege angeben aufwenden müßte. Die Zeit will ich aber nicht aufbringen, weil ich weiß, daß ich nur eine begrenzte Leserschaft habe, die auch möglicherweise an diesem Thema nicht so brennend interessiert ist.


Ich werde mir das Buch zu Weihnachten wünschen, aber ich weiß noch nicht, ob ich es ganz lesen werde. Ich habe hier absichtlich keine erschütternden Passagen, die in den Rezensionen erwähnt wurden, wiedergegeben. Ich glaube nicht, daß ich dafür die richtigen Worte gefunden hätte, und ein Fehlgriff wäre mir zu schrecklich vorgekommen.


Es ist schön, so viele Anknüpfungspunkte an Seminare aus dem Studium, an Bücher, die ich gerade gelesen habe (Michael Klonowsky, Land der Wunder) und an komplizierte Theorien zu finden. Und in der Hauptsache geht es darum, eine Vorhersage zu machen, die nachher auch überprüft werden kann (daß dieses Buch eine große Resonanz finden wird, und man auch Bezüge zum Historikerstreit aufstellen wird).  Aber eigentlich fällt das auch in die Kategorie überflüssiges Wissen. Vielleicht werde ich noch nachlesen, wie ich mein Blog in den Rankings nach vorne bringen kann, aber vielleicht komme ich nicht dazu, und vielleicht ist mir das auch eine Nummer zu groß.


Falls jemand sich einlesen will:

(Ein deutschsprachiger Artikel von Timothy Snyder: Sehr lesenswert.)

Montag, 6. Dezember 2010

Der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag und die Blogger

Was das Bloggen auch so kompliziert macht, ist wenn Dinge kompliziert sind. Ich versuche, mich gerade zum Jugendmedienschutz-Staatsvertrag und was das für Blogger bedeutet schlau zu machen. Ohne juristische Ahnung halte ich mich da lieber bedeckt. Wer sich informieren will, findet bei den großen Online-Medien bestimmt etwas oder auch bei Udo Vetter (und dem Nachtrag) etwas dazu. Aber mir sind zwei Kommentare von Juristen aufgefallen, die ganz deutlich und harsch erklären, daß die Macher dieser Gesetze juristische Stümper sind. RA Dr. Bahr aus Hamburg sagt in einem Interview: Die gesetzlichen Neuerungen sind - um es mit klaren und deutlichen Worten zu sagen - nicht nur inhaltlich, sondern auch juristisch dilletantisch. Eine absolute Grausamkeit und Unverschämtheit von Seiten des Gesetzgebers. Der Jura-Professor Thomas Hoeren schreibt in seinem Blog: "Was man in letzter Zeit als Gesetzgebungsentwürfe liest, schlägt einem auf den Magen. Sei es die Reform des Arbeitnehmerdatenschutzes oder das Buttongesetz gegen Internetabzocke - man wird den Verdacht nicht los, daß hier "Legastheniker" am Werke waren, die erst nach mehrfachen Anläufen ihr Jurastudium an irgendeiner C-Universität zu Ende gebracht haben.
Doch alles bisherige wird überboten durch den Jugendmedienstaatsvertrag, der Anfang 2011 in Kraft treten soll." (Nachtrag: Auch Udo Vetter äußert sich im Interview ganz deutlich:

"Frage: Was halten Sie persönlich, als Jurist und Blogger, von dem Gesetz?
Vetter: Dieses Gesetz ist Schrott, dieses Gesetz wirft uns in die Adenauer-Zeit zurück, es wird damit Stress und Ärger geben, es ist von vorne bis hinten sinnlos, weil die ganze andere Welt sich einen Dreck darum schert. Aber man darf jetzt nicht in Panik verfallen und sagen, das Internet in Deutschland geht kaputt. Es war auch für mich als Anwalt extrem quälend, mich in diese Materie einzuarbeiten, weil der Gesetzestext so eine Katastrophe ist. Mein Kollege Thomas Hoeren hat dazu sinngemäß geschrieben, da können nur ‹C-Juristen› oder eine Ansammlung von ‹Legasthenikern› am Werk gewesen sein. Dass das wirklich inkompetente Leute sind, die gar nicht wissen wie man Gesetzestexte schreibt, wird ja offensichtlich. Und daraus entsteht erst dieses Chaos.")

Puuh, bisher wurde so etwas noch mit "handwerklichen Fehlern" bei neuen Gesetzen beschrieben. Daß jemand das jetzt mal so deutlich sagt sollte doch mal zu denken geben (klar, und der Weihnachtsmann kommt ja auch bald).

Der Eindruck, der bei mir von diesem Gesetz hängen bleibt ist der, daß dort ein wachsweiches Gesetz geschaffen wird, daß einem so peinlich ist, daß man es erst einmal nicht anwenden wird, genauso wie das Gesetz zu den Netzsperren, die gegen Kinderpornografie helfen sollen, dies aber technisch nicht tun und den Weg ermöglichen zu einem Internet á la China oder Iran. Beide Gesetze stehen dann aber bereit, wenn man sie braucht. Und wenn demnächst dann mal ein Verbrechen geschieht, bei dem es einen Zusammenhang zwischen einer Webseite und einer Tat gibt, dann möchte ich nicht darüber nachdenken, was passiert, wenn zeitgleich gerade eine Wahl bevorsteht oder ein Amt neu zu vergeben ist, bei dem sich die Bewerber noch profilieren müssen.

Ein weiterer Eindruck ist einer, den ich bei ganz vielen neuen Regeln habe, auch wenn sie so unterschiedliche Bereiche wie Schule und Bildung, Umweltschutz oder die Verkehrssicherheit betreffen: Man trifft mit den neuen Gesetzen immer nur die braven Leute, die sich an Gesetze halten wollen und macht ihnen das Leben schwer. Lehrer und Erzieher müssen alles dokumentieren, was sie tun, weil man sonst nicht in der Lage ist zu beurteilen, ob sie ihre Sache gut machen, und man sich nicht traut, ihnen bei der Arbeit zu zu gucken. Menschen, die ihre alten Farbtöpfe nicht einfach in die Mülltonne werfen wollen, müssen immer mehr Aufwand betreiben, weil Sammelstellen geschlossen werden, Abholtermine seltener werden und immer mehr Gegenstände als Sondermüll deklariert werden. Ich suche hier noch nach besseren Beispielen, aber den Eindruck habe ich.

und als letztes muß ich an einen Text von Lawrence Lessig denken, in dem er den Film über den Facebook-Gründer Marc Zuckerberg besprach. Lawrence Lessig ist Jura-Professor in Harvard und macht sich u.a. Gedanken darüber, wie ein Copyright gestaltet sein muß, damit es in eine Welt paßt, in der es digitale Medien und das Internet gibt, und der dabei nicht nur an die Rechteinhaber denkt, sondern daran, daß Gesetze nicht zum Schutz von Einzelinteressen da sein sollen. Jedenfalls schreibt er in seiner Rezension, daß in dem Film eine, für ihn ganz faszinierende, Sache gar nicht zur Sprache kommt. Zuckerberg mußte niemanden um Erlaubnis fragen, um seine Idee (von wem sie auch ursprünglich gewesen sein mag) umzusetzen. Und niemand hätte es ihm verbieten können. Der Perlentaucher faßt zusammen: "Drehbuchautor Aaron Sorkin - der sich in Interviews damit brüstet, keine Ahnung vom Internet zu haben - hat einfach nicht verstanden, was das besondere an der Facebookstory ist. [Es ist] die Tatsache, dass Zuckerberg seine Idee mit weniger als 1000 Dollar ins Internet bringen konnte und niemanden um Erlaubnis fragen musste: keinen Provider, keine Universität, Institution oder Firma - weil das Internet frei und offen ist." Die Offenheit ist in Gefahr. An anderen Stellen will man ja auch keine Offenheit, die deutschen Handwerker schotten sich ja auch durch allerlei Regeln ab. Aber dabei entsteht keine Sicherheit mehr, weil z.B. das geschlossene System der Handwerker durch EU-Handwerker ausgehebelt wird. Und so wird es auch mit dem Internet sein. Deutsche Blogger werden aus Unsicherheit teilweise ihre Seiten schließen (einige haben das schon getan) oder wollen in Zukunft anonym und aus dem Ausland bloggen. Wenn man dann dagegen etwas von staatlicher Seite tun will, dann geht man tatsächlich bald in Richtung China.

Es gibt natürlich noch offene Fragen, wie Dinge im Internet geregelt sein sollen. Google Street View ist eine tolle Sache, und als meine Frau virtuell durch eine Straße mit mehrgeschossigen Mietshäusern ging und dort einzelne Häuser verpixelt waren, kam mir das seltsam und sogar albern vor, weil es ja ein eigentlich öffentlicher Anblick war. Wenn ich mir das ganze aber in einer Gegend nur mit Einfamielhäusern und offenen Gärten vorstelle, kommt mir dies weniger seltsam vor. Und wenn dann noch Dienste wie Panoramio Bilder anbieten, die kaum einer Regelung unterworfen sind, dann muß ich auch nochmal über das, was wünschenswert ist nachdenken.

Aber mit diesem neuen Gesetz fühle ich mich unwohl. Es wird ein Gesetz auf Vorrat gelegt, das man dann bei Bedarf einsetzen kann. Ähnliches ist ja auch bei den Mautdaten passiert, die kurz nachdem alles lief, auch zur Fahndung und Überwachung eingesetzt werden sollten. Und damit bin ich noch nicht mal beim Thema Abmahnungsmöglichkeiten angelangt. Die sollen zwar laut Udo Vetter gering sein, aber für genauere Auskünfte braucht man dann vielleicht doch einen Anwalt. Und wenn man keine Lust auf Streit hat, dann läßt man das Bloggen halt sein oder beschränkt sich auf Themen, die absolut harmlos sind. Aber was macht man, wenn man denkt, es war harmlos?

Sonntag, 5. Dezember 2010

Warum hier so selten was Neues steht

Eigentlich würde ich ja gerne viel mehr in diesem Blog schreiben. Aber ich komme nicht dazu. Der eine Grund sind zwei nette Kinder, von denen der eine immer um mich herum ist, das andere ein Haushalt, der versorgt werden will (keine Fotos, sonst kommt heraus daß das der eher kleinere Grund ist), aber der Hauptgrund ist das Überangebot an interessanten Artikeln, die mir unterkommen und die gelesen werden wollen. Und da meine Interessengebiete weit gestreut sind, wird einfach alles gelesen, was der Perlentaucher oder (seltener, aber dann noch viel schlimmer) Aldaily so an Interessantem und Ungewöhnlichem bieten. Das können dann schon mal Artikel über einen jungen Mann sein, der mit 24 Jahren einen Job von Condoleeza Rice angeboten bekommt, weil er sich so gut mit Social Media auskennt (das war nicht das Alleinstellungsmerkmal, er hat sich auch noch auf eine Reise in den Libanon, den Iran und Syrien begeben), die neue Reportage von Gabriele Goettle in der taz, die einer eng bedruckten Zeitungsseite entspricht oder ein Artikel über Amerikas Wissendefizit, der nicht nur allein von Unbildung handelt, sondern auch davon, was Wissen, Wahrheit und Fakten sind und wie sich alles verändert, wenn einem die Unterschiede dazwischen egal sind.

Das hört sich jetzt vielleicht angeberisch abgehoben an, aber zum einen interessieren mich nun mal diese Sachen, so wie sich andere Leute fürs Kochen oder für Briefmarken interessieren, und zum anderen, wenn ich damit angeben wollte, dann würde ich mich ja auch auf dünnem Eis befinden, weil ich andererseits am fachgerechten Zubereiten von Tiefkühlfisch und anderen Banalitäten, na, nicht scheitere, aber manchmal mit ihnen zu kämpfen habe (Nudeln klappen aber zuverlässig).

Naja, und neben diesen großen Artikeln gibt es dann noch andere Blogs, bei denen man was schreiben will, weil einen die Themen und die Kommentare dort so aufregen, wie z.B. bei Frau Freitag und Fräulein Krise mit ihren Schülern. Aber was man dann beiträgt, soll ja schon mindestens etwas anders sein, als das, was andere schon geschrieben haben, und dann fehlt einem die prägnante Kürze oder man findet den tollen Zeitungsartikel nicht mehr, der so gut passen würde.

Wenn ich dann was schreiben will, dann ist es auch schon wieder viel zu spät, um noch erholt aufzuwachen, und man verschiebt die Pointe auf den nächsten Tag. Ob das als Cliffhanger reicht?

In den nächsten Beiträgen werde ich aber defintiv auf die Vermeidung von einerseits, andererseits achten. Ich zähl das jetzt nicht.